Beschädigungsserie: Keine Spur von scharfen Schüssen

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Löcher im Schaufenster des Bürgerbüros von Karamba Diaby. (Foto: xkn/Archiv)

Halle/StäZ – Die Wellen schlugen deutschlandweit hoch, als im Januar deutliche Löcher im Büro Karamba Diabys aufgetaucht waren. Kurze Zeit später das gleiche am Gebäude der Staatsanwaltschaft Halle im Justizzentrum an der Merseburger und Thüringer Straße. In dieser Woche nun traf es – ebenfalls symbolträchtig – den Kiez-Döner in der Ludwig-Wucherer-Straße, den Schauplatz des Terroranschlags vom 9. Oktober. Ist in Halle jemand unterwegs, der symbolträchtig auf Schaufenster schießt, um Angst und Schrecken zu verbreiten? All die Löcher gibt es tatsächlich, doch ob wirklich Schüsse der Grund für die Beschädigungen sind, daran lassen erste Ermittlungsergebnisse der Polizei nun zweifeln. Die Ermittler haben nämlich bisher keine Hinweise dafür gefunden, dass eine scharfe Schusswaffe im Spiel war.[ds_preview]

„Alle Sachbeschädigungen wurden mit einem bisher unbekannten Gegenstand verursacht und erwecken den Eindruck, dass hier jemand mit einer Schusswaffe hantiert hat“, heißt es zwar in einer Mitteilung der Polizei vom Mittwoch. Allerdings steht dort auch: „Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen geht die Polizei jedoch davon aus, dass für diese Sachbeschädigungen keine scharfe Schusswaffe verwandt wurde. Sowohl das Schadensbild, welches an allen Tatorten Ähnlichkeiten aufwies, als auch die ansonsten vorgefundenen Spuren lassen diesen Rückschluss zu. Ebenso wurden an den Tatorten keine Projektile, welche von einer Schusswaffe stammen könnten, aufgefunden.“

Was ist eine scharfe Schusswaffe? Gewöhnlich fallen Schreckschuss- oder Luftdruckwaffen nicht unter diese Kategorie. Fest umrissen ist sie jedoch nicht. Auch ob sich die Spuren auf andere Tatgegenstände zurückführen lassen, ist offen. „An allen Tatorten hat die Polizei Spuren aufgefunden und gesichert. Die Auswertung der Spuren ist noch nicht abgeschlossen“, so die Polizei. Ermittelt werde mit Hochdruck. Es sei eine eigene Ermittlungsgruppe mit drei festen Kripobeamten eingesetzt worden. Sie trägt den Namen „Athos“.

Die drei symbolträchtigen Tatorte sind nämlich keineswegs die einzigen. Bekannt sind bisher neun verschiedene Gebäude, an denen es in den vergangenen Wochen Sachbeschädigungen vergleichbarer Art gegeben hat, darunter auch ein Geschäft für E‑Zigaretten, ein Café, mehrere Gaststätten, ein Imbiss und ein Lebensmittelmarkt. Eine Serie. Schwerpunkt ist die Innenstadt. Auch die Frage nach dem Warum ist bisher nicht geklärt. „Was die Motivation des Täters bzw. der Täter sein könnte, ist bisher nicht bekannt“, so die Polizei.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen bittet die Polizei die Bevölkerung um Hinweise. Wer kann Angaben zu möglichen Tätern machen? Hinweise werden von der Polizeiinspektion Halle (Saale) unter der Telefonnummer 0345/ 224 1291 entgegengenommen.

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U. Geiß
4 Jahre her

Dass eine oder mehrere Person(en) keine „scharfe Schusswaffe“ benutzen, um an den genannten Orten Schäden anzurichten, ist nur bedingt beruhigend. Es bleibt die Symbolkraft. Und die ist erheblich und geht weit über den Tatbestand der „Sachbeschädigung“ hinaus.