Kommentar: Hufi schützen!

StäZ-Autor Felix Knothe sieht im Golfplatz am Hufeisensee eine ökologische Monstrosität. Der Platz kann dort nicht nachhaltig betrieben werden.

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Mühsam erhaltenes Grün: Luftaufnahme des Golfplatzes am Hufeisensee vom September 2018. (Foto: jr/Archiv)
Felix Knothe ist Gründer der Städtischen Zeitung

Wäre der Hufeisensee, sagen wir, der Haushalt einer Kommune, er wäre gerade in den roten Zahlen, Tendenz steigend, Entschuldung nicht in Sicht. Der Grund ist der zweite viel zu trockene Sommer in Folge. Doch es ist nicht nur der ausbleibende Regen und der damit sinkende Grundwasserspiegel, der dem Gewässer zu schaffen macht. Der vertrocknende Golfplatz nebenan entnimmt nun bereits im zweiten Jahr ein Vielfaches der erlaubten Menge. Die Pegel-Untergrenze des Sees ist inzwischen unterschritten. Und doch genehmigt die Stadt weitere überplanmäßige Wasserentnahmen. Für freiwillige Leistungen sozusagen. Wäre der Hufeisensee ein kommunaler Haushalt, er wäre wohl nicht genehmigungsfähig. Schuldenabbau durch schmerzliche Einschnitte zwingend erforderlich.[ds_preview]

Doch der Hufeisensee ist kein abstraktes Zahlenwerk. Er ist tatsächliche Natur, und damit offenbar weiterhin reine Verfügungsmasse, vor allem für den benachbarten Golfplatzinvestor. Der bedient sich an dem Wasser und zahlt dafür den sogenannten Wassercent. Der ist übrigens gar kein Cent, sondern ein halber: 0,5 Cent zahlt jemand, der in Sachsen-Anhalt Wasser zur Beregnung aus oberirdischen Gewässern entnimmt. Die 103.000 Kubikmeter Hufeisenseewasser für das Jahr 2019 kosten den Golfplatzbetreiber also theoretisch lächerliche 515 Euro. Wie viel er genau bezahlt, ist nicht bekannt.

Gibt es einen trockenen Sommer, braucht der Golfplatz viel mehr Wasser als geplant. Bleibt aber der Regen aus, fließt auch viel weniger Wasser über den Grundwasserzustrom in den See. Die Wasserkrise spitzt sich so unweigerlich zu. Dieses Jahr werden rund 1,6 Prozent des Sees abgepumpt, um den Golfplatz zu beregnen. Wer anderthalb Prozent der Gesamtwassermenge des Sees für vernachlässigbar hält, mag gerne einmal in eine kleine negative Zinseszinsrechnung einsteigen. In rund zwölf Jahren würde der See 20 Prozent seines Volumens verlieren, in etwas über 30 Jahren hätte sich seine Wassermenge halbiert. Bleiben die Sommer trocken, wovon im Regenschattengebiet Halle angesichts des Klimawandels auszugehen ist, wird der See unausweichlich immer leerer werden.

Man muss den Hufeisensee nicht sofort mit dem Aralsee vergleichen, dem Menetekel wahnwitziger Bewässerungsphantasien und ihrer fatalen Auswirkungen. Und doch drängt sich in Halle angesichts der Wasserkrise am Hufi die Frage auf, ob es überhaupt ein denkbares Szenario gibt, dass der Betrieb des Golfplatzes zu den jetzigen Bedingungen nicht zu einer ökologischen Krise an dem See führen wird. Die letzten zwei Jahre zeigen: Der Golfplatz ist am Hufeisensee nicht nachhaltig betreibbar. Seine ökologische Monstrosität steht in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Nutzen.

Golfplatzunternehmer Norbert Labuschke ist am Hufeisensee ein hohes wirtschaftliches Risiko eingegangen. Nun tritt womöglich der Schadensfall ein, und Allgemeinheit und Natur sollen dafür geradestehen. Es ist Zeit, diese Logik zu durchbrechen. Doch die Stadt versagt in ihrer behördlichen Aufgabe, den Naturraum Hufeisensee zu schützen. Der Hufi aber muss geschützt werden.

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