Bluttat von Teneriffa: Traumatisiertes Kind wird wohl nicht nach Halle zurückkehren

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Jugendamt von Halle in der Albert-Schweizer-Straße. (Foto: xkn)

Halle/StäZ – Das überlebende Kind der Bluttat von Teneriffa wird wohl nicht nach Halle zurückkehren. Die halleschen Behörden sind nach StäZ-Informationen seit Tagen in Kontakt mit den spanischen Behörden, dem Auswärtigen Amt und Familienangehörigen, um eine angemessene Lösung für den siebenjährigen Jungen sowie dessen Rückkehr nach Deutschland in die Wege zu leiten. Der Junge hat durch die Tat mit Mutter und älterem Bruder seine nächsten Angehörigen verloren, sein Vater ist tatverdächtig. [ds_preview]Im Blickpunkt des Jugendamtes steht nun nach StäZ-Recherchen im Umfeld der Behörde, dass der Junge möglichst in die Obhut seiner hinterbliebenen Familie in Deutschland kommt. Das würde jedoch bedeuten, dass er nicht nach Halle zurückkehrt. Denn die Familienangehörigen, die dafür in Frage kommen, leben nicht in Halle.

Aus Halles Rathaus gibt es gegenüber der StäZ nur eine knappe öffentliche Erklärung, mit Verweis auf das Kindeswohl des Überlebenden. Man stehe in Kontakt mit den Angehörigen, unterstütze die Familie und ergreife die erforderlichen Sofortmaßnahmen, so Stadtsprecher Drago Bock.

Das Kind hatte nach bisherigem Erkenntnisstand mit ansehen müssen, wie seine Mutter Silvia H. und sein Bruder in einer Höhle auf der Kanareninsel Teneriffa attackiert worden waren. Laut spanischen Medien ist der von der Familie getrennt lebende Vater tatverdächtig, Mutter und älteren Sohn (10) erschlagen zu haben. Er ist in Spanien in Untersuchungshaft, hat sich aber bisher nicht zum Tatvorwurf geäußert. Der jüngere Sohn soll im Moment der Tat aus der Höhle geflüchtet sein und war später von Wanderern aufgegriffen und der Polizei übergeben worden. Er soll vom Tathergang berichtet haben, ist mithin für die spanischen Ermittler ein wichtiger Zeuge.

Ob sich unter anderem auch deshalb seine Rückkehr nach Deutschland verzögert, ist offen. Vom halleschen Jugendamt werde, so erfuhr die StäZ inoffiziell aus Rathauskreisen, mit Hochdruck die Rückkehr des Jungen vorbereitet. Teil der Planungen ist auch, welche Hilfen das Kind zurück in Deutschland erhalten könnte, um mit dem höchstwahrscheinlich erlittenen Trauma umgehen zu können. Die letztliche weitere Betreuung, die sich über Jahre hinziehen könnte, werde jedoch dann vom Jugendamt des Ortes organisiert, in dem der Junge dann leben wird. Dass das Halle sein wird, schließen die Behörden inzwischen aus.

Derzeit befindet sich das Kind noch in der Obhut eines deutschen Geistlichen, der auf Teneriffa lebt. Dort bleibe er so lange, bis klar sei, wann er zurückkommen könne und wie die Betreuungs- und Vormundschaftslösung in Deutschland genau aussehen werde. So wolle man dem Kind weitere Zumutungen durch Unsicherheiten oder gar eine Heimunterbringung ersparen, heißt es aus Rathauskreisen. Der Geistliche auf Teneriffa sei für den Jungen eine Vertrauensperson und angesichts der Situation die derzeit beste Lösung.

Anmerkung der Redaktion: Bei der Berichterstattung über Verbrechen und ihre Opfer ist sich die Städtische Zeitung ihrer besonderen Verantwortung bewusst. Die Städtische Zeitung berichtet im Fall Silvia H., weil sie in dem Aufsehen und allgemeine Betroffenheit erregenden Fall ein öffentliches Interesse begründet sieht, wird jedoch mit Rücksicht auf das betroffene Kind und die Familie der Opfer weder identifizierend noch in die Privatsphäre eindringend berichten. Namen der betroffenen Kinder, Bilder der Wohnung oder Ausforschungen in der Nachbarschaft sind daher für die StäZ tabu.

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