Bluttat von Teneriffa: Ermittler in Halle warten ab

Wegen des gewaltsamen Todes einer Frau aus Halle und ihres Sohnes auf Teneriffa hat die Staatsanwaltschaft Halle ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

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Die auf Teneriffa mutmaßlich ermordete Frau aus Halle soll beim IT-Unternehmen Gisa gearbeitet haben. (Foto: Jan Möbius)

Halle/StäZ – Die Frau und ihr Sohn, die bei einer mutmaßlichen Bluttat auf Teneriffa (Kanarische Inseln, Spanien) ums Leben gekommen sind, stammen aus Halle. Die Staatsanwaltschaft der Saalestadt hat deswegen von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, wie die Behörde auf StäZ-Anfrage bestätigte. Die Ermittlungen würden aber weiter in Spanien geleitet. Die 39-jährige Silvia H., die beim IT-Unternehmen Gisa gearbeitet haben soll, hatte nach Berichten spanischer Medien mit ihren zwei Kindern von Ostermontag an ihren Ex-Partner Thomas H. auf Teneriffa besucht. Die Familie war dann mutmaßlich von diesem am Dienstag zur Ostersuche in eine Höhle gelockt worden, wo Thomas H. die Mutter der Kinder und einen Sohn getötet haben soll.

Das zumindest sind die derzeitigen Erkenntnisse der spanischen Ermittler, die den Mann, der seit mehreren Jahren auf Teneriffa leben soll, verhaftet haben. Die Erkenntnisse beruhen zum Großteil auf den Schilderungen des jüngsten Sohnes, der vom Tatort fliehen und nach längerem Umherirren von Wanderern aufgegriffen und zur Polizei gebracht wurde. Der siebenjährige Junge habe an einem Bergpfad gehockt und geweint. Später soll ihn eine auf Teneriffa lebende Holländerin, die als Übersetzerin gedient hatte, kurzzeitig in ihre Obhut genommen haben, berichtet die Zeitung El País. Die Leichen Silvia H.s und ihres älteren Sohnes (10) wurden am Mittwoch in einer der zahlreichen Höhlen im Süden der Insel gefunden.

Für die Staatsanwaltschaft in Halle ist durch die Tat auf Teneriffa ein Automatismus ausgelöst worden. „Wenn ein Deutscher im Ausland einer Straftat verdächtigt wird oder Opfer einer Straftat wird, gilt zunächst natürlich unser Strafrecht“, sagte Heike Geyer, Leitende Oberstaatsanwältin in Halle gegenüber der Städtischen Zeitung. Aus diesem Grund habe ihre Behörde vom Amts wegen einen Ermittlungsvorgang angelegt, als die Information über das mutmaßliche Familiendrama aus Spanien in der Saalestadt ankam.

Die Akten jedoch werden leer bleiben, meint Geyer. „Die spanischen Kollegen haben signalisiert, dass sie das Verfahren nicht nach Deutschland abgeben werden.“ Die Staatsanwaltschaft in Halle habe wiederum nicht vor, die Ermittlungen an sich zu ziehen. Das würde nur geschehen, wenn von menschenunwürdigen Haftbedingungen ausgegangen werden müsste oder die Todesstrafe drohe. „Wir haben es aber mit einem Fall in einem EU-Land zu tun. Da gibt es derlei Befürchtungen natürlich nicht“, sagte Geyer zur Städtischen Zeitung. Dennoch stehe ihre Behörde für mögliche Rechtshilfeersuchen zur Verfügung. Auskünfte aus deutschen Datenbanken, wie dem Bundeszentralregister, in dem Straftäter gespeichert sind, könnten die spanischen Behörden inzwischen selbstständig online abrufen. Sollte sich durch die Ermittlungen herausstellen, dass der Vater tatsächlich für die Tat verantwortlich ist, könnte es laut Geyer für ihn durchaus möglich werden, eine Haftstrafe in Deutschland zu verbüßen.

Doch die Ermittlungen in Spanien dauern zunächst an. Laut einem Bericht der Zeitung El País soll Thomas H. sich heftig seiner Verhaftung durch die spanischen Polizisten widersetzt haben. Die spanischen Beamten holten ihn in seiner Wohnung in der Stadt Adeje ab. Sein Gesicht habe Kratzer aufgewiesen, mögliche Hinweise auf einen Abwehrkampf des Opfers. Die Ermittler gehen zur Stunde von einem geplanten Verbrechen aus.

Nach StäZ-Recherchen arbeitete Silvia H. beim halleschen IT-Unternehmen Gisa in Bruckdorf. Mitarbeiter bestätigten, dass es sich um eine Mitarbeiterin des Unternehmens handele. Sie hinterlässt nun ihren siebenjährigen Sohn, der derzeit in der Obhut spanischer Behörden ist. Wie spanische Medien berichten, sollen die Großeltern auf dem Weg nach Teneriffa sein, um den Sohn nach Hause zu holen.

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