Kommentar: Verantwortung und Courage sind gefragt

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StäZ-Mitarbeiter Luca Schooß Neves. (Foto: xkn)

Halle/StäZ – Das Zeigen eines Hitlergrußes ist kein Witz, auch wenn der Schüler, der ihn an der Gutjahrschule gezeigt hat, es möglicherweise so gemeint hat. Der Hitlergruß ist eine Straftat. Wenn so etwas auf einer Schule vorkommt, dann muss sich die Schule kritisch fragen, wie das möglich sein kann. Denn unabhängig von der Motivation des Schülers ist mit dem Zeigen eines Hitlergrußes eine klare Grenze übertreten worden.[ds_preview]

Der Schüler war bereits volljährig als er den Hitlergruß zeigte. Das heißt er kann wählen. Er war kein Kind mehr. Von einem Menschen in diesem Alter kann man erwarten, dass er oder sie keine rechtsextremistischen Grüße verwendet. Es ist daher richtig, dass der Lehrer mit der Anzeige nicht nur dem Schüler, sondern auch seinen Mitschülern eine klare Kannte zeigte. Um so unverständlicher ist es, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren nun eingestellt hat. Klare Konsequenzen sind bei einer solchen Tat aber unerlässlich.

Zwei Dinge sollten nicht passieren: Pauschalurteile und Relativierung aus Angst um das eigene Image.

Die Justiz hat das nun der Schule überlassen. Ist sie der Aufgabe gewachsen? Die Aussage des Schulleiters Rüdiger Bauch, wonach der Schüler seine Tat direkt danach bereut habe, klingt jedenfalls erst einmal wenig überzeugend vor dem Hintergrund, dass der Schüler bei der Vernehmung durch die Polizei seine Tat geleugnet hat. Es drängt sich auch die Frage auf, ob die Tat ein Einzelfall war oder Teil eines größeren Problems. Handelt es sich bei manchen Gutjahr-Schülern um Heranwachsende, die „einfach nur Witze“ machen, oder sind auf der Schule Schüler mit geschlossenen rechten Weltbildern? Die Gutjahr-Schule muss diese Fragen klären und sich ernsthaft damit auseinandersetzen.

Dafür reichen nicht alleine disziplinarische Maßnahmen oder Reden a lá „keine Toleranz für Nazis“. Die Schule hat die Verantwortung, das Problem zu analysieren und Präventionsmöglichkeiten zu entwickeln. Damit das gelingt, müssen die Lehrkräfte willens sein sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Das bedeutet zusätzliches Engagement. Klar ist aber auch, dass die Schule nicht alleine gelassen werden kann. Für eine konstruktive Bildungsarbeit braucht es Zeit und Geld. So, wie die Schule gefragt ist, hier konsequent zu handeln, so sind es auch Politik und Zivilgesellschaft. Die Politik muss Rahmenmöglichkeiten schaffen, die demokratische Bildungsarbeit ermöglichen und erleichtern. Die Zivilgesellschaft muss diese Maßnahmen einfordern und selbst auch aktiv werden. Genügend Vereine und Initiativen gibt es dazu.

Zwei Dinge sollten indes nicht passieren: Pauschalurteile über die Gutjahr-Schule und eine Relativierung aus Angst um das eigene Image von Seite der Schule. Rechtsextremismus ist ein strukturelles Problem. Die Schule allein kann dafür nicht verantwortlich gemacht werden. Sollte die Schule tatsächlich ein Problem mit offen rechts eingestellten Schülern haben, dann darf sie dieses Problem aber nicht aus Angst vor einem Imageschaden ignorieren. Im Gegenteil, dann muss sie konsequent aufklären. Die letzten zwanzig Jahre haben gezeigt, dass totschweigen nur rechtsextremen Strukturen nützt und nicht das eigene Image schützt. Hingegen öffentlich anzuerkennen, dass man ein Problem hat, sich diesem stellt und nach Lösungen sucht, das zeugt von Verantwortung und Courage. Und das ist das beste Image, das eine Schule haben kann.

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