Rebenstorf prüft Schikane vom Dautzsch

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Beigeordneter René Rebenstorf schaut sich auf dem Dautzsch den neuen Radweg an der Berliner Straße an. (Foto: xkn)

Halle/StäZ – Der Beigeordnete für Umwelt und Stadtentwicklung René Rebenstorf hat am Freitag mit Vertretern des Runden Tisches Radverkehr die neuen Radwege entlang der kurz vor der Fertigstellung stehenden Europachaussee im halleschen Osten besucht. Darunter war auch der bei Radfahrern in der Kritik stehende neue „Knoten 13“, also die Kreuzung der Berliner Straße mit den Auf- und Abfahrten der Europachaussee. Dort sorgt die „Schikane vom Dautzsch“ seit einigen Tagen für Debatten. Radfahrer fühlen sich durch die Ausführung des Weges und die zukünftige Vorfahrtregelung klar benachteiligt. Sie befürchten auch Gefahrensituationen.[ds_preview]

Begehung der „Schikane vom Dautzsch“: Vertreter des Runden Tisches Radverkehr schauen sich die kritisierte Radwegführung an. (Foto: xkn)

Rebenstorf, der das Treffen angesichts des StäZ-Reporters vor Ort kurzerhand zum „privaten Treffen“ erklärte, zu dem er als Privatmann gekommen sei, wollte keine Stellungnahme gegenüber der Städtischen Zeitung abgeben. Laut Teilnehmerangaben habe er aber versichert, die Kritikpunkte mitzunehmen und zu prüfen. Unter den Teilnehmern waren neben Vertretern der halleschen Radfahrverbände und ‑arbeitsgemeinschaften auch Stadträte der Linken und Grünen.

Nach dem Vor-Ort-Termin reißt die Kritik der Radfahrer an den Planungen und der Bauausführung jedenfalls nicht ab. „Das ist das Gegenteil einer modernen Kreuzung, die Rad- und Fußverkehr mit berücksichtigen müsste“, sagte Marco Gergele vom Radfahr- und Fußgängerportal halle-verkehrt.de . Der Radverkehr werde klar benachteiligt, weil rechtsabbiegende Autofahrer Vorrang hätten. Auch der Kurvenradius der Auffahrt auf die Europachaussee sei im Kreuzungsbereich ausschließlich mit Rücksicht auf Autofahrer gebaut worden.

Der ursprüngliche Plan der neuen Osttangente, wie ihn der Stadrat 2012 verabschiedet hat. (Quelle: Bürgerinformationssystem Stadt Halle)

Stadtrat Thomas Schied (Linksfraktion) sieht außerdem in den tiefen Gräben direkt an der Schikane eine große Gefahrenquelle. „Man muss höllisch aufpassen, dass man da nicht rein fährt, gerade wenn es dunkel ist.“ Linken-Stadträtin Anja Krimmling-Schoeffler sagte: „Es ist nicht gut, dass nicht alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen berücksichtigt worden sind. Das macht es deutlich unattraktiver, hier mit dem Fahrrad langzufahren – was aber ja nicht Sinn der Sache ist.“ Sie könne aber die Sicherheitsbedenken nachvollziehen, wonach die Verschwenkung des Radwegs zum Beispiel LKW-Fahrern mehr Zeit gebe, Radfahrer zu erkennen. Grünen-Stadtrat Marko Rupsch monierte, dass der Stadtrat, der 2012 eigentlich einen gerade verlaufenden Radweg anstatt der nun gebauten Schikane beschlossen hatte, nach dem Planfeststellungsverfahren nicht noch einmal mit einbezogen worden sei. „Dann hätte man noch Alternativen planen können, zum Beispiel einen breiteren Weg.“

Die außergewöhnliche Begehung mit dem Beigeordneten war am Nachmittag an der Delitzscher Straße gestartet und hatte den Radweg an der neu gebaute Europachaussee entlang geführt. Gegenüber der Städtischen Zeitung lobten Teilnehmer der Begehung – Rebenstorf war anders als der Rest zu Fuß gekommen – den Radweg als solchen. Wo er gerade verlaufe, gebe es nichts zu meckern. Doch besonders dort, wo es Kreuzungen gibt, gibt es Kritik. Stadtrat Rupsch sprach hinterher von „viel Pfusch und erheblichen Baumängeln“ aus Sicht des Rad- und Fußverkehrs. „Auf Höhe der Reideburger Landstraße ist gepflastert worden statt asphaltiert. Es gibt Pfosten mitten auf den Wegen, zu hohe Bordkanten an den Kreuzungen, nicht eingehaltene Wegbreiten – alles viele Kleinigkeiten, die es Radfahrern und Fußgängern unnötig schwerer machen. Die Stadt“, so sein Fazit, „hat hier eine große Chance liegengelassen, den Radverkehr zu stärken.“

David Tucker von der „Arbeitsgemeinschaft Radverkehrsförderung Halle“ kritisierte besonders, dass der Radweg entlang der neuen Europachaussee nicht durchgängig ist. Tatsächlich endet er am Hohbergweg. Radfahrer müssen dann in Richtung Berliner Straße über den Dautzsch ausweichen – ein erheblicher Umweg. „Man hat hier auf unsere Kosten gespart“, sagt Tucker. „Die HES wäre insgesamt eine Riesenchance gewesen, einen durchgängigen Schnellradweg von Ammendorf bis zum Dautzsch zu bauen. Aber es gibt nun drei Lücken.“

Zu Fuß die neue Euorpachaussee entlang. Baubegehung mit Fahrädern und Beigeordnetem. (Foto: xkn)

Während also Autos nach der Eröffnung eine durchgängige Umgehung der Innenstadt haben, bleibt für Radfahrer Stückwerk. System? Verwaltungsseitig werde, so berichten es Insider der Debatten am Runden Tisch Radverkehr, immer wieder auf die schon viele Jahre alten Planungen der HES verwiesen. Der Stadtrat hatte die Planungen 2012 beschlossen – nachdem bereits jahrelang diskutiert worden war. Ob heute so eine Planung noch möglich wäre? Darüber besteht Uneinigkeit. Einerseits heißt es, es koste die Radfahrer der Stadt immer wieder viel Mühe, auf ihre Belange aufmerksam zu machen. Es gehe wenig voran. Andererseits sagen andere Stimmen, es habe sich tatsächlich einiges getan in den letzten zehn Jahren.

Auch haben die Teilnehmer der Begehung am Freitag durchaus positiv wahrgenommen, dass der Beigeordnete mit Ihnen überhaupt den Weg abgegangen ist. „Das war eindeutig positiv“, so Marko Rupsch. „Denn es ist ein Unterschied, ob man immer nur Fotos sieht, oder ob der oberste Planer auch mal vor Ort erfährt, was ein zu hoher Bordstein für Radfahrer tatsächlich bedeutet.“ Rebenstorf habe auch zugesichert, noch einmal zu prüfen, „ob der Umweg über den Dautzsch im letzten Stück nicht noch mit einer kürzeren Route vermieden werden kann“, so Rupsch. Ob die „Schikane vom Dautzsch“ nochmal verändert wird, blieb am Freitag offen.

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