Kommentar: Stadt stresst Eltern unnötig

0

Halle/StäZ – Mit der neuen Terminpflicht für die Geburtenstelle des Standesamtes macht es die Stadt den halleschen Eltern aus Eigennutz unnötig schwer. Sie wälzt dabei Teile ihrer Aufgaben auf diejenigen ab, die in der Zeit nach der Geburt schon genug zu tun haben und eigentlich viel Ruhe brauchen.[ds_preview]

Carla Moritz (Foto: privat)

Nach der Geburt eines neuen Kindes unserer Stadt sollte man den Eltern und ihrem Baby Ruhe und Zeit für sich gönnen. Stattdessen warten aber schon die ersten bürokratischen Anforderungen, die so schnell wie möglich geklärt werden sollen: der Arbeitgeber will einen Nachweis, dass das Kind zur Welt gebracht wurde, die Krankenkasse muss informiert und Kindergeld beantragt werden. Für all diese Aufgaben braucht man die Geburtsurkunde des Kindes. Also muss der Vater oder eine andere vertraute Person notgedrungen zum Standesamt.

Am besten wäre dafür natürlich ein Moment, in dem alles gut läuft: Das Baby schläft, und auch sonst gibt es gerade keine Probleme. Mit der frühen Terminfestlegung Tage oder Wochen im Voraus ist es aber leider nicht mehr möglich, dann aufs Amt zu gehen, wenn es gerade passt. Woher sollen die frischgebackenen Eltern wissen, ob die Mutter und das Baby um 11.30 Uhr am Dienstag in zwei Wochen gerade alleingelassen werden können? Und was ist mit alleinerziehenden Müttern im Wochenbett?

Ziel der Neuerung ist es laut Stadt ja, die Termine auf die verschiedenen Werktage zu verteilen. Wie soll das funktionieren, wenn die Geburtenstelle mittwochs und freitags geschlossen bleibt? Die Stadt verwickelt sich hier in einen Widerspruch. Großzügigere Öffnungszeiten würden hingegen vielleicht verhindern, dass man überhaupt zwei Wochen auf einen Termin warten muss.

Zusätzlicher Stress für Eltern sollte nicht das Ziel der Stadt sein. Wenn man das Kind aber zum Beispiel nicht ordnungsgemäß bei der Krankenkasse anmelden kann, weil man noch auf den Termin im Standesamt wartet, entsteht genau solcher. Die Stadt verspricht mit der Neuerung zwar, kürzere Wartezeiten im Standesamt, jedoch werden im Gegenzug die Wartezeiten zu Hause verlängert. Die Terminpflicht erleichtert so nur die Verwaltungsarbeit der Stadt. Für Eltern hingegen bedeutet sie zusätzlichen Aufwand. Das kann es nicht sein.

Die Stadt sollte, statt im eigenen Interesse, lieber im Interesse von Eltern handeln, die anspruchsvolle erste Wochen nach der Geburt meistern müssen.

0 0 votes
Article Rating
Subscribe
Benachrichtigen Sie mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments