„Es gibt Schulen, die stecken die Probleme einfach weg.“

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[ds_preview]Allein über die Lehramtsausbildung werden sie den Bedarf aber nicht decken können. Also bleibt Quereinstieg ein großes Thema, genauso, wie Sie versuchen müssen, ausgebildete Lehrer aus anderen Bundesländern zu bekommen. Was werden Sie noch zusätzlich machen?
Den Seiten- und Quereinstieg werden wir natürlich weiterverfolgen. Das Problem hierbei ist, Qualität und Quantität auch abbilden zu können. Da ist für uns jetzt noch ein Lehrer mit zwei Fächern die Regel. Gerade bei Seiten- und Quereinsteigern ist es aber oft so, dass die Bewerber sich oft sehr bewusst sind, dass sie eine rare Ressource sind und dass bei uns der Bedarf hoch ist. Da gibt es dann manchmal Gehaltsforderungen, die wir nicht erfüllen können oder die Leute sind nicht ohne weiteres bereit, die berufsbegleitenden Qualifizierungen zu machen, die vorgesehen sind. Da müssen wir flexibler werden und auch feinfühliger gegenüber unseren Bewerbern.

Bildungsminister Marco Tullner (CDU) im StäZ-Gespräch (Foto: Jan Möbius)

Machen Sie es doch noch einmal konkret. Was haben Sie zu bieten?
Wir werden zum Beispiel den berufsbegleitenden Weg, sich zum Volllehrer weiterzubilden, weiter ausbauen. Vor allem aber werden wir mehr serviceorientierte Angebote machen. Wenn wir zum Beispiel einen Bewerber in einer bestimmten Region brauchen, werden wir schauen, ob wir nicht beim Heimischwerden dort helfen können, zum Beispiel indem wir für den Ehepartner eine berufliche Perspektive vermitteln oder gute Angebote für die Kinder machen. Wir denken auch über Prämien als Anreize dafür nach, an Schulen zu gehen, an denen der Bedarf hoch ist. Das kann beispielsweise auch die Schule in Halle-Neustadt sein, an der sich nachweislich keiner bewirbt, weil alle nur die Kinder in Kröllwitz unterrichten wollen. Und wir wollen das Marketing für Schule und den Lehrerberuf verstärken.

„Wir stehen früher auf“?
Na das muss ja nicht unbedingt wieder sein. Wir werden viel ausprobieren. Manches wird nicht funktionieren, aber wir müssen tatkräftig bleiben, zumal die Konkurrenz unter den Bundesländern noch weiter zunimmt.

„Wir bleiben ruhig, ruhen uns aber nicht aus.“

Unser Nachbarland Sachsen hat ein großes Programm gestartet, das auch auf Lehrer aus Sachsen-Anhalt abzielt. Was macht sie zuversichtlich, dass Sachsen-Anhalt da gut aufgestellt ist?
Ich bin zuversichtlich, weil die Sachsen ja erstmal auf unser Niveau kommen wollen. Wir haben unter zehn Prozent Seiten- und Quereinsteiger unter den Neueinstellungen, Sachsen 60 bis 70 Prozent. Viele Kollegen aus Sachsen arbeiten schon an unseren Schulen. Das hat ja Ursachen und ist ein Beleg dafür, dass wir konkurrenzfähig sind. Jetzt warten wir erstmal ab, was die Sachsen überhaupt hinkriegen. Thüringen wollte auch verbeamten und hatte erkennbar große Anlaufschwierigkeiten.

Ernsthaft: Sie warten erstmal ab?
Wir bleiben ruhig, ruhen uns aber nicht aus. Wir beobachten die Maßnahmen der anderen Länder sehr genau. Wir registrieren zum Beispiel, dass die Sachsen bei den Grundschullehrern nach Berlin das zweite oder dritte Land sind, dass beim Gehalt eine Schippe draufgelegt hat. Da werden wir sicher irgendwann gegenhalten müssen.

Das heißt nachziehen bei der Bezahlung von Grundschullehrern?
Wenn Bundesländer eine ganze Gehaltsstufe höher gehen, dann wird das Auswirkungen haben. Da bin ich nicht blauäugig. Im Moment sehe ich uns aber nicht abgeschlagen. Wir sind zwar nicht Bayern München, aber wir sind auch nicht Mainz 05, sondern ich würde uns eher bei RB Leipzig einordnen.

Die haben einen starken Mäzen von außen.
Ich habe einen Ministerpräsidenten, der sich sehr stark für Bildung interessiert und einen Finanzminister, der sagt: Wenn Not am Mann ist, hilft er mit aus. Und auch die Kenia-Koalition streitet sich bei allen Widersprüchlichkeiten und trotz der schlechten B‑Note ja immer um die Frage, wie wir Bildung besser machen können. Da streiten wir zwar wie die Kesselflicker, aber alle sagen auch, dass die Ressourcenfrage die nachrangige ist. Und darauf verlasse ich mich auch.

Ein weiteres heißes Eisen im Landtag ist das Schulgesetz. Werden Sie sich mit Ihren Koalitionspartnern einigen und werden die freien Schulen mehr Geld bekommen?
Das wird man endgültig erst sehen, wenn das Schulgesetz verabschiedet ist. Aber nach den letzten Äußerungen sind sich alle drei Partner mehr als einig, dass wir das Schulgesetz im Juni verabschieden. Eine Übergangsfinanzierung für die freien Schulen wird dann dabei sein, bis das eigentliche Gutachten zum Finanzbedarf der freien Schulen vorliegt.

Übergangsfinanzierung heißt mehr Geld?
Ja, so ist es vereinbart. Die Personalkostenzuschüsse steigen ebenso wie die Sachkosten.

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