Stäglin-Nachfolge: 15 Kandidaturen um Beigeordnetenposten

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Halle/StäZ – Bei der Wahl zum Beigeordneten für Stadtentwicklung und Umwelt im Mai kann der Stadtrat aus mehreren Bewerbungen wählen. Das zeigt eine Liste der Kandidaturen, die die Stadt am vergangenen Mittwoch im Hauptausschuss des Stadtrats verteilt hat und die der Städtischen Zeitung vorliegt. Danach sind neben der bereits bekannten Kandidatur von Grünen-Stadtrat Wolfgang Aldag bislang 14 weitere Bewerbungen eingegangen, allesamt übrigens von Männern. Derweil gibt es um die Kandidatur eines hochrangigen Mitarbeiters der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) Rätselraten.[ds_preview]

Für die Nachfolge vom Planungsbeigeordneten Uwe Stäglin gibt es bis jetzt 15 Kandidaten. (Foto: xkn/Archiv)

Wie oft bei Beigeordnetenwahlen ist es ein breites Spektrum an Bewerbungen, darunter ernstzunehmende, wie die eines Baudezernenten einer Mittelstadt in Niedersachsen oder mehrerer Amts- oder Betriebsleiter anderer Städte aus anderen Bundesländern. Es gibt aber auch offenkundig deplatzierte Bewerbungen wie die eines Teamleiters bei MAN oder die eines arbeitslosen Nachrichtentechnikers. Die Städtische Zeitung wird die Namen von Kandidaten aufgrund des Persönlichkeitsschutzes solange nicht veröffentlichen, wie die Bewerber nicht von sich aus an die Öffentlichkeit treten oder ihre Bewerbung öffentliche Relevanz gewinnt.

Sonderausschusssitzung mit ausgewählten Bewerbern am 6. April

Das zwischen den Fraktionen des Stadtrats vereinbarte Verfahren sieht vor, dass die Kandidatenliste nun von allen gesichtet werden kann und jede Fraktion dann Vorschläge macht, welche Kandidaten zu einem „Bewerbungsgespräch“ in den Hauptausschuss eingeladen werden sollen. Die Anhörungssitzung soll am 6. April stattfinden. Die Wahl des Beigeordneten selbst findet am 30. Mai statt. Bis dahin kann sich auch noch das Kandidatenfeld erweitern.

Favoriten dürften auf jeden Fall Kandidaten sein, die auch in der Liste ganz oben stehen. Die städtische Beteiligungsmanagementanstalt (BMA) hat darin nämlich die Bewerbungen anhand einer Matrix vorsortiert. Zum Tragen kamen dabei Kriterien wie Qualifikation und einschlägige Berufserfahrung, Führungserfahrung, nachgewiesene Tätigkeiten in den Bereichen Stadtentwicklung und Umwelt sowie die „Fähigkeit, strukturpolitische Ziele zu formulieren und umzusetzen“ als auch „ein hohes Maß an Engagement für die zukünftige Entwicklung der Stadt Halle (Saale)“. Nach diesen Kriterien wurden Punkte vergeben und dann sortiert. Demnach gibt es drei Bewerber, die die volle Punktzahl erreichen und sich Rang 1 teilen: der Baudezernent der niedersächsischen Mittelstadt, der Leiter eines städtischen Baubetriebs einer Kreisstadt in Bayern und der Bauamtsleiter einer Mittelstadt in Rheinland-Pfalz.

Aldag nur auf Rang vier

Grünen-Stadtrat Wolfgang Aldag steht auf Rang vier, den er sich ebenfalls mit zwei andern Männern teilt. Er ist damit nach Meinung etlicher Stadträte, die ihn unterstützen, auf jeden Fall noch im Rennen. Aldag büßt Matrix-Punkte ein, weil er in der Kategorie Führungserfahrung zwar durchaus über mehrjährige Erfahrung verfügt, als ehemaliger mittelständischer Unternehmer aber nicht in die höchste Kategorie „Über 50 Mitarbeiter“ fällt. Auf Rang vier landet auch ein Amtsleiter einer Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, der zudem ein erkennbar anderes Programm als Aldag anbietet –  soweit das von der Papierform her erkennbar ist. Der Mann hat nämlich unter anderem ausdrücklich die Erweiterung der halleschen Infrastruktur für den Autoverkehr im Programm stehen – ein Ziel, das Aldag, dem bis jetzt die größten Chancen vorausgesagt werden, nicht verfolgt. Er will stärker Umwelt- und Klimaschutz in den Mittelpunkt stellen, sagt aber auch, kein Autofahrer müsse Angst vor ihm haben.

Versuchte Einflussnahme auf Kandidaten?

Rätselraten gibt es dagegen um die Bewerbung eines leitenden Mitarbeiters der HWG. Der Mann war am Montag vergangener Woche, nachdem seine Bewerbung um den Beigeordnetenposten bei der Stadt und damit weg von der HWG in weiteren Kreisen bekannt geworden war, überraschend in den Urlaub gegangen und ist seitdem nicht erreichbar. Es gibt unterschiedliche Informationen zu den Gründen. Während die HWG auf StäZ-Nachfrage mitteilte, der Mann habe Urlaub beantragt, der ihm „selbstverständlich gewährt“ worden sei, musste er jedoch nach StäZ-Informationen aus HWG-Kreisen bereits sein Büro verlassen. Zu den Hintergründen, warum der Mann ausgerechnet jetzt so überraschend in den Urlaubsstand wechselte, gibt es ebenfalls unterschiedliche Lesarten: Die eine ist unter Stadträten bisher als Frage aufgeworfen worden, nämlich ob der Urlaub im Zusammenhang mit der Bewerbung zum Beigeordneten steht. Sollte der Mann gerade nicht freiwillig Urlaub machen, etwa um sich auf seine Bewerbung zu konzentrieren, stünde der Verdacht im Raum, jemand wolle durch Druck auf den Kandidaten Einfluss auf die Wahl nehmen. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), der am Mittwoch als Aufsichtsratsvorsitzender der HWG im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses nach der Personalie gefragt worden war, soll lediglich bestätigt haben, dass der Kandidat im Urlaub sei. Angaben zu Hintergründen habe er nach Teilnehmerangaben nicht gemacht. Nach einer anderen Lesart soll es jedoch andere Gründe geben, die eine Beurlaubung des Mannes rechtfertigen könnten und mit seiner Bewerbung nichts zu tun haben. Welche das sein könnten und warum die HWG dem Mann zuschreibt, selbst Urlaub genommen zu haben, dazu wurde zunächst nichts bekannt.

Beide Lesarten schließen sich jedenfalls gegenseitig aus. Welche Version der Geschichte stimmt, das wollen verschiedene Stadträte auf der Sitzung des HWG-Aufsichtsrats am 4. April klären.

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