Stadtname steht zur Debatte

Oberbürgermeister Bernd Wiegand überlegt, die Bürger über den zukünftigen Namen abstimmen zu lassen.

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Beinahe schon babylonisches Wirrwar um den Stadtnamen: Wappen, Ortseingangsschild und offizielle Stadtmarke (Fotos: xkn/Stadt Halle; Montage: StäZ)

Halle/StäZ – „Halle (Saale)“, „Halle an der Saale“ oder doch lieber „Händelstadt Halle“? Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) kann sich vorstellen, die Einwohner darüber abstimmen zu lassen, wie Halle demnächst heißen soll. „Kommunalrechtlich ist das möglich“, so Wiegand. „Es ist denkbar, und man sollte sich das noch einmal überlegen, ob man die Bürger darüber abstimmen lässt, welcher gemeinsame Ansatz denn möglicherweise der bessere wäre. Jeder hat dazu eine Meinung, also kann man das gut als Abstimmungsfrage stellen“, so Wiegand am Dienstag in der Beigeordnetenkonferenz. Man solle überlegen, die Abstimmung online durchzuführen.

Eine Stadt, viele Labels. (Foto: xkn)

Hintergrund des Vorstoßes ist die Debatte um den Marketingzusatz „Händelstadt“, mit dem sich die Stadt seit zehn Jahren vermarktet. Im Kulturausschuss hatte es darum eine Debatte gegeben. Derzeit wird das neue Tourismuskonzept der Stadt diskutiert. Eine beauftragte Berliner Agentur hatte empfohlen, den Namenszusatz „Händelstadt“ dahingehend zu evaluieren, ob er noch zeitgemäß und für die Außendarstellung wirksam sei. Eine andere Empfehlung in dem Konzept lautet, die Saale stärker in den Mittelpunkt zu rücken.

Ob sich Wiegand mit seinem Vorstoß auf den offiziellen Namen der Stadt bezieht oder nur auf die Werbemarke, mit der die Stadt sich nach außen zu Markte trägt, blieb am Dienstag offen. Seine Formulierung „gemeinsamer Ansatz“ deutet allerdings darauf hin, dass für ihn beides zusammengedacht werden muss: Marketing und Name. Mit ähnlichen Argumenten hatte er 2013 die offizielle Umbenennung der Stadt in „Händelstadt Halle“ vorgeschlagen, analog zu den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben. Als das Thema bei einem sogenannten Bürgerstadtrat beim Tag der offenen Tür 2013 auf Ablehnung stieß, wurde es zunächst beerdigt. Die „Händelstadt“ blieb jedoch verpflichtender Bestandteil des einheitlichen Designs der Stadt. Viele betrachteten das als eine Art Umbenennung durch die Hintertür.

Wiegands Vorschlag, die Abstimmung online durchzuführen, lässt jedoch darauf schließen, dass es nur um eine unverbindliche Befragung der Bürger geht. Kommunalrechtlich verbindliche Bürgerentscheide müssen als allgemeine und geheime Wahlen analog durchgeführt werden. Nicht auszuschließen ist bisher auch, dass die Entscheidung – wie einst bei der Umbenennung des Bahnhofsvorplatzes in Hans-Dietrich-Genscher-Platz – als Online-Umfrage einer befreundeten Zeitung gefällt wird. Diesmal will Wiegand den Vorschlag zur Online-Abstimmung zunächst jedoch dem Stadtrat vorlegen.

Die Stadtratsvorsitzende Katja Müller (Linke) warb gegenüber der Städtischen Zeitung am Dienstag dafür, die Unterschiede zwischen dem offiziellen Stadtnamen und dem Marketing nicht zu verwischen. „Eine Umbenennung der Stadt steht überhaupt nicht zur Debatte“, sagte Müller. „Das ist meine persönliche Meinung: Halle (Saale) ist Halle (Saale). Man sollte eine Stadt nicht umbenennen, nur weil das marketingtechnisch besser ist. Über den Claim an sich, also ob ‚Händelstadt‘ ein guter Marketingzusatz ist oder nicht, kann man aber natürlich gerne diskutieren.“ Händel sei nach wie vor das größte Pfund, mit dem man wuchern könne, so Müller, und Bürgerbeteiligung halte sie „immer für eine gute Idee“.

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siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

Schöner wäre es wenn sich das Stadtmarketing um eine Reihe von sehr attraktiven und besonderen Wahrzeichen der Stadt kümmerte, schließlich hat G.F. Händel in Halle zwar mal Orgel spielen dürfen aber komponiert hat er hier nichts. Wie wäre es mit dem größten Carillion Deutschlands, dem musikalischen Erbe von Zachow, dem ersten Afrikaner der in Europa studiert hat, der ersten Ärztin die in Halle studiert hat, Christian Wolff, dem antifaschistischen Widerstand der in Halle sehr stark war und so weiter. Händel ist wahrlich zuwenig als das der Name Halle ( Saale) verändert werden muss, vielmehr erscheint es mir als billige popullistische… mehr lesen »