Mitteldeutsche Zeitung: Redakteure bangen um Arbeitsplätze

Das Blatt könnte vor dem Aus stehen. Im Gespräch ist aber auch ein Verkauf an die Eigentümer der Magdeburger Volksstimme. Am Mittwoch sollen die Mitarbeiter informiert werden.

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Im Medienhaus der Mitteldeutschen Zeitung in der Delitzscher Straße in Halle gelingt es seit Jahres nicht, die heftigen Auflagenverluste zu stoppen. Entwickelte Strategien wie die von MZ-Chefredakteur viel beschworene "Digitale Transformation" blieben ohne Erfolg. (Foto: Jan Möbius)
Im Medienhaus der Mitteldeutschen Zeitung in der Delitzscher Straße in Halle gelingt es seit Jahres nicht, die heftigen Auflagenverluste zu stoppen. Entwickelte Strategien wie die von MZ-Chefredakteur Hartmut Augustin viel beschworene „Digitale Transformation“ blieben ohne Erfolg. (Foto: Jan Möbius)

Halle/StäZ – Bei der Mitteldeutschen Zeitung in Halle blicken am Mittwoch vor allem die Mitarbeiter in den Redaktionen mit großer Sorge in die Zukunft. Die Unternehmensleitung des Kölner Medienkonzerns DuMont, der die MZ im Süden Sachsen-Anhalts erscheinen lässt, will im Verlagshaus in der Delitzscher Straße über die Zukunft des Blattes informieren. DuMont-Chef Christoph Bauer hatte bereits im Februar vergangenen Jahres angekündigt, die Zukunft aller Regionalblätter des Kölner Traditionshauses auf den Prüfstand zu stellen. Der Verkauf aller Zeitungen stand im Raum. Inzwischen hat bereits der Berliner Verlag seinen Eigentümer gewechselt. Und während dieKölner Zeitungen „Stadt-Anzeiger“ und „Express“ zunächst nun doch im Konzern bleiben sollen, ist die Zukunft der Mitteldeutschen Zeitungen bis dato offen geblieben.[ds_preview]

Das soll sich nun am Mittwoch ändern. Dann will die DuMont-Spitze Mitarbeiter und Redakteure informieren, ob ihr Haus tatsächlich von der Hamburger Mediengruppe Bauer gekauft wird, wie die „Welt“ zwischenzeitlich spekulierte. Oder aber ob sich düstere Vorahnungen leitender Redakteure bestätigen, die hinter vorgehaltener Hand von einer Einstellung der unter einer dramatisch schwindenden Auflage und unter einer verfehlten Digitalstrategie leidenden MZ sprechen. Beide Szenarien dürften die Medienlandschaft in Sachsen-Anhalt stark verändern. Bauer gibt bereits die „Magdeburger Volksstimme“ heraus – die einzige MZ-Konkurrenz im gedruckten Bereich.

DuMont-Chef Bauer und der Verlag selbst schweigen bis zum bitteren Verkündungstermin am Mittwoch. Offizielle Statements zur Zukunft der Mitteldeutschen Zeitung gibt es nicht. Dabei krönte sich der Konzern in der Vergangenheit gern mit seiner Regionalzeitung im tiefen Osten. Das Haus, so wurde es den Mitarbeitern gern und stolz von der halleschen Geschäftsführung und in erster Linie von Chefredakteur Hartmut Augustin verkündet, sei im Gewinnbereich, die Auflage stabil. Die Zugriffszahlen auf das Online-Portal der MZ seien stetig gestiegen, hieß es in den Rundschreiben an die Redaktionen.

Doch so wirklich wollte man dort den großspurigen Grußworten aus der Chefredaktion nicht mehr glauben. Die  Auflagenentwicklung spricht deutlich andere Worte. Jährlich verliert die MZ zwischen 7.000 und 10.000 Abonnenten im Printbereich. Eine Digitalstrategie lässt das Blatt derweil trotz eines teuer gekauften neuen Newsrooms in der Delitzscher Straße nicht erkennen. Viele Redakteure haben das Blatt wegen der ungewissen Zukunft inzwischen verlassen, weitere ihren Abgang nach StäZ-Informationen vorbereitet.

Ob sie ihre Kündigungen am Mittwoch aus der Tasche ziehen, wird wohl auch von dem abhängen, was sie zu hören bekommen. Ob es mit dem aus der SED-Zeitung „Freiheit“ hervorgegangenen und in Wendezeiten mit Vermittlung von Hans-Dietrich Genscher an Dumont vermittelten Blatt weitergeht, interessiert inzwischen auch den Deutschen Journalistenverband (DJV). Der fordert ein Ende der Spekulationen um die Zukunft der Mitteldeutschen Zeitung. Die Unternehmensleitung des Kölner Medienkonzerns DuMont müsse eine Entscheidung für den den Erhalt aller redaktionellen Arbeitsplätze treffen. „Das ist der Konzern den Journalistinnen und Journalisten wie auch der Meinungsvielfalt in Sachsen-Anhalt schuldig“, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.

Sollte es nicht zur Aufgabe des Titels „Mitteldeutsche Zeitung“ kommen, dürfte aber selbst ein Verkauf an den Hamburger Medienverlag Bauer – die von Branchenkennern noch einzige andere realistische Option jenseits der Schließung – einen harten Einschnitt mit sich bringen. Die Hanseaten sind für einen strikten Sparkurs bekannt. Die Redaktionen dürften sich auf harte Einschnitte in der ohnehin schon dünnen Personaldecke einstellen müssen. Laut „Welt“ will die Bauer-Gruppe rund 50 Millionen Euro für die MZ auf den Tisch legen. Doch einer Übernahme müsse erst das Bundeskartellamt zustimmen. Immerhin gebe es in Sachsen-Anhalt dann nur noch einen Tageszeitungsverlag. Am Mittwoch weiß man – vielleicht – mehr.

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siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

das die “ blaue Bild“ nicht mehr attraktiv ist, oje, das ist sie schon lange nicht mehr. Qualitätsjournalismus sieht eben anders aus. Es war doch absehbar.