Jüdische Kulturtage in Halle: Unnormale Normalität

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Programmpressekonferenz zu den Jüdischen Kulturtagen mit (v.l.): Cornelia Zimmermann, Vorsitzende des Freundeskreises Leopold Zunz Zentrum, Oberbürgermeister Bernd Wiegand und Max Privorozki, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Halle.

Halle/StäZ – Die Jüdischen Kulturtage in Halle gibt es nicht erst seit gestern. Aber wenn sie am Sonntag zum bereits siebenten Mal beginnen, werden es die ersten Kulturtage einer neuen Zeit sein: der Zeit nach dem Anschlag von Halle vom 9. Oktober. Das Ereignis hat die ganze Stadt erschüttert und erst recht die Jüdische Gemeinde und ihre Freunde. Und trotzdem oder gerade deshalb sollen die Jüdischen Kulturtage stattfinden wie ursprünglich geplant. Nicht so, als wäre nichts geschehen, aber so, dass klar wird, dass das jüdische Leben in Halle sich nicht unterkriegen lässt, nicht klein beigibt.[ds_preview]

Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) lud als Schirmherr der Kulturtage auf der Auftaktpressekonferenz in der vergangenen Woche noch einmal dazu ein, die Veranstaltungen zu besuchen und so das jüdische Leben kennenzulernen. Im Programm dieses Jahres stehen auch etliche Höhepunkte. Einer davon ist sicherlich das Konzert des Caravan Orchestras am 3. November in der Aula der Uni Halle im Löwengebäude. Das Caravan Orchestra ist ein Ensemble aus jüdischen, christlichen und muslimischen Musikern aus Haifa in Israel sowie aus Deutschland, das jiddische und arabische Musik spielt.

Neben Konzerten gibt es auch eine Reihe von Gesprächen. So tritt etwa der frühere Stellvertretende Israelische Ministerpräsident Natan Scharanski auf. Der in der Sowjetunion geborene Politiker und Menschenrechtsaktivist spricht am 6. November im Hörsaal I am Steintor-Campus der Uni Halle über den Einfluss des Falls der Berliner Mauer auf die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Die Veranstaltung findet auf russisch mit Simultanübersetzung statt.

Anton Hieke vom Judaistik-Seminar der Uni Halle. (Foto: xkn)

Zum Programm der Kulturtage gehören auch Filmvorführungen im Lux-Kino am Zoo (Back to Maracanâ, Ink of Yam), Spezialführungen im Stadtmuseum und thematische Stadtrundgänge. Die Uni Halle und der Freundeskreis Leopold Zunz Zentrum e.V. veranstalten außerdem ein Symposium für Schülerinnen und Schüler, um die vielfältig bereits existierenden Schülerprojekte zur Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte in der Region zu vernetzen und hörbar zu machen. Im Krokoseum in den Franckeschen Stiftungen gibt es am 3. November einen Mitmachtag zum Thema Judentum für Kinder. Gerade solche Anstrengungen im Bildungsbereich hätten durch den Anschlag neue Relevanz erfahren, so Anton Hieke vom Judaistik-Seminar der Uni Halle.

Sogar für Fußballfans ist – lange vor dem Anschlag geplant doch durch den Anschlag mit einem HFC-Fan unter den Opfern von besonderer Aktualität – etwas dabei: Am 13. November geht es um jüdischen Fußball in Halle, genauer um den FC Wacker Halle, einen Vorgängerverein von Turbine Halle und des HFC. Veranstaltungsort ist die Gaststätte Felsenblick auf dem Turbinesportplatz.

7. Jüdische Kulturtage in Halle
vom 27. Oktober bis zum 29. November 2019

Programm unter: www.juedischekulturhalle.de

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