Die Rückkehr der Wölfe

Ein Kunstaktion reagiert auf den Terroranschlag in Halle

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Installation der wandernden Kunstaktion „Die Wölfe sind zurück“ am Dienstagvormittag am Wasserturm Nord. Gegenüber war eine knappe Woche zuvor die hallesche Synagoge angegriffen worden. Im Bild: Lea Rosh und Rainer Opolka. (Foto: R. Becker)

Halle/StäZ – Die Zeichen von Trauer und Mitgefühl sind nach dem rechten Terroranschlag vom 9. Oktober in Halle allgegenwärtig. Am Sonntag und Montag stellte die Staatskapelle das Programm des Sinfoniekonzertes um und spielte an der ersten Stelle nicht Beethovens „Ouvertüre aus Prometheus“, sondern Samuel Barbers trauerndes „Adagio for Strings“. Der erste Kapellmeister Michael Wendeberg fand die angemessenen Worte dazu. Nicht nur im Herzen der Stadt auf dem Markt, auch in der LuWu vorm Kietz-Döner und vor der Synagoge  – ein Meer aus Kerzen, Blumen und hilflosen Worten der Trauer zum Gedenken an die beiden Opfer. Es hätte jeden Hallenser treffen können. Die Einschüsse, das Blut auf dem Bürgersteig – man sieht es und kann es nicht fassen.

Installation der wandernden Kunstaktion „Die Wölfe sind zurück“ am Dienstagvormittag am Wasserturm Nord. Gegenüber war eine knappe Woche zuvor die hallesche Synagoge angegriffen worden. Im Bild: Lea Rosh und Rainer Opolka. (Foto: R. Becker)

Heute Vormittag nun stellte der Aktionskünstler Rainer Opolka seine schon berühmten Bronzewölfe auch in Halle auf.[ds_preview] Er hat das schon an vielen Orten gemacht. In Kassel, in Chemnitz, in Dresden, in Magdeburg. Als Mahnung. Als Warnung. Nun auch in Halle. Direkt am Wasserturm Nord. Nur die stark befahrene Paracelsusstraße trennt das Industriedenkmal vom Jüdischen Friedhof und der Synagoge. Lea Rosh war da – sie ist die Berliner Vorsitzende des Fördervereins „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ und hat die Aktion mit dem Brandenburger Künstler gemeinsam initiiert. Sie versteht ihr öffentliches Engagement seit jeher als Einmischung in die Gegenwart und als Kampfansage gegen das, was offensichtlich in unserem Land schief läuft.

Ab 10 Uhr wurden die zwei Meter großen Bronzewölfe ausgeladen und postiert.

Aktionskünstler Rainer Opolka mit einem der Wölfe seiner Kunstaktion. (Foto: R. Becker)

Die beiden auf allen Vieren schleichenden, noch angeleinten Wölfe mit den Augenklappen, aber gefletschten Zähnen, mit Blickrichtung Synagoge in die Humboldt Straße. Die beiden aufrecht stehenden mit der Pistole mit Blickrichtung in die Stadt. Allesamt bedrohliche Figuren, die auf bedrohliche Entwicklungen verweisen. Auf einem der dahinter aufgestellten Transparente steht: „Wo gehetzt wird wird später auch getreten!“ Am letzten Mittwoch wurde in Halle geschossen.

Was der Brandenburger Aktionskünstler mit diewölfesindzurück.de im Sinn hat, ist eine Wanderausstellung, die mahnen und warnen soll. Die Zeit zum Handeln ist längst gekommen.

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siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

Wölfe sind sehr soziale Wesen die ihr Rudel nur verteidigen wenn es angegriffen wird. Wölfe greifen sich untereinander nur an wenn es um Positionskämpfe im Rudel geht. Sie töten einander nicht. Ist diese Aktionskunst nicht vielleicht einfach die falsche Metapher?