Wiegands Wahlkampf mit dem HFC

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Fanprotest beim Heimspiel des HFC gegen Karlsruhe am 15. Dezember 2018. (Foto: Jan Möbius/Archiv)

Halle/StäZ – Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) nutzt den derzeitigen Erfolg des Halleschen Fußballclubs (HFC) für seinen Wahlkampf. Der Klub ist sehr gut in die neue Saison gestartet und hatte am Montag dem Bundesligisten VfL Wolfsburg einen begeisternden Pokalfight geliefert. In einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) vom Donnerstag reklamiert Wiegand nun einen beträchtlichen Teil des Erfolgs für sich. Er fühle sich in seinem Handeln während der Führungskrise des Klubs im vergangenen Jahr bestätigt, erklärt Wiegand. „Wir mussten Personen finden, die bereit waren, den Verein zu sanieren – und das haben wir“, sagte Wiegand mit Blick auf die Situation im vergangenen Dezember. [ds_preview]
Wiegand gibt damit indirekt Kritikern neue Nahrung, die seinerzeit vermutet hatten, dass die Installation von mehreren Wiegand-Vertrauten als neuer HFC-Vorstand auch auf einen Plan im OB-Büro zurückgehe. Damals hatte ein Machtwort Wiegands den Rücktritt von HFC-Präsident Michael Schädlich und damit die Personalkrise beim HFC ausgelöst. Die planmäßige Vorstandswahl musste verschoben werden. Nutznießer waren am Ende unter anderem Wiegandberater Jens Rauschenbach und Sparkassenchef Jürgen Fox. Wer damals in wessen Interesse handelte, ist nach wie vor unklar. „Jetzt steht der HFC nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich sehr gut da“, so Wiegand gegenüber der MZ.

Noch im vergangenen Dezember, auf dem Höhepunkt der durch Wiegand aufgrund eines MDR-Berichts über Ex-HFC-Präsident Schädlichs Stasi-Vergangenheit ausgelösten Führungskrise bei dem Klub, hatte Wiegand ebenfalls in der MZ Spielraum für Interpretationen gelassen. Einerseits hatte er erklärt, sich nicht in die Vereinsangelegenheiten einzumischen, andererseits stets davon gesprochen, dass auch die Stadt die Sanierung des Klubs vorantreibe. Zudem sagte er damals, er treffe seine Entscheidungen „nicht danach, ob sie mir Stimmen bringen.“

Besonders in der Fanszene des HFC war sein Vorgehen damals als rücksichtsloser Übergriff in Vereinsangelegenheiten kritisiert worden. Der HFC ist jedoch abhängig vom Sponsoring durch kommunale Gesellschaften wie der HWG und der Sparkasse. Beim Heimspiel gegen den Karlsruher SC hatte es im Dezember 2018 dennoch Wiegand-raus-Sprechchöre gegeben.

OB Bernd Wiegand (links) und Jens Rauschenbach, Berater des Rathauschefs und nun auch HFC-Präsident, gelten als enge Vertraute. (Foto: Jan Möbius)
OB Bernd Wiegand (links) und Jens Rauschenbach, Berater des Rathauschefs und nun auch HFC-Präsident, gelten als enge Vertraute. (Foto: Jan Möbius)

Im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung räumte Wiegand, der im Oktober erneut für das OB-Amt in Halle kandidiert, nun zudem ein, weiter engen Kontakt zum neuen HFC-Präsidenten Jens Rauschenbach und auch zur sportlichen Leitung zu haben. „Wir tauschen uns regelmäßig aus. Ich bin dicht dran“, so Wiegand. Ob dem Verein die Vereinnahmung durch den Oberbürgermeister recht ist, ist unbekannt. HFC-Präsident Jens Rauschenbach profitiert indes seit Jahren von kommunalen Beratungs- und Projektsteuerungsaufträgen durch das OB-Büro. Weitet sich diese Wechselbeziehung nun auf den HFC aus? Aus dem Verein ist zwar bisher keine offene Parteinahme für Wiegand im OB-Wahlkampf bekannt. Für die derzeitige Führungsriege im Verein dürfte das auch eine heikle Gratwanderung zur eigenen Fanszene sein. Denn viele Anhänger wollen alles, nur kein „FC Wiegand“ sein.

Im MZ-Interview versprach Wiegand zudem, für viele überraschend, Geld für einen Stadionumbau aus der Stadtkasse für den Fall, dass der HFC in die 2. Bundesliga aufsteigt. Das dürfte vor allem der Kommunalaufsicht und Halles Stadträten sauer aufstoßen. Denn bis September muss die Stadt dem Landesverwaltungsamt ein Konzept für die Haushaltskonsolidierung vorlegen, mit dem der Schuldenberg angebaut werden kann. Das ließe jedoch eine Investition der Stadt in das Stadion wohl kaum zu. Dennoch sagt Wiegand: „Sollte der HFC aufsteigen, wird der Umbau finanziert.“

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siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

Ist das jetzt der nächste Schritt zum Wiegandismus? Sich selbst erfüllende Prophezeihungen produzieren und Seilschaften installieren. In Papenburg am Rauschenbach scheint alles möglich…