Lange-Vorschlag im Wahlkampf: Konfliktmanager soll in der Stadt Frieden stiften

Konflikte wie in diesem Jahr am August-Bebel-Platz nerven Anwohner. OB-Kandidat Hendrik Lange bringt nun einen neuen Vorschlag ins Spiel.

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„Bebeln“ ist eine feste Vokabel in Halles Jugendsprache – zum Leidwesen der Anwohner treffen sich hier täglich Dutzende, um den Sommer zu genießen. (Foto: xkn)

Halle/StäZ – Wie umgehen mit der Jugend, wenn sie mit ihrem Freizeitverhalten in der Öffentlichkeit in Konflikt mit Anwohnern in der Innenstadt gerät? Die Orte wechseln. Letztes Jahr lag der Hotspot vor dem Landesmuseum am Rosa-Luxemburg-Platz. Vorher war es der Unicampus am Steintor gewesen. In diesem Sommer nun rückt der August-Bebel-Platz im gleichnamigen Viertel zwischen Ludwig-Wucherer-Straße und Geiststraße immer mehr in den Fokus. „Bebeln“ ist zur festen Vokabel unter Halles jungen Menschen geworden. Jeden Abend treffen sich dort Dutzende, in lauen Nächten bis zu 150, manchmal auch mehr, und fluten bis in die Nebenstraßen hinein. Nun protestiert auch am Bebelplatz eine Anwohnerinitiative gegen das Bebeln und müht sich um einen für beide Seiten gängigen Kompromiss, fordert aber gleichzeitig die Stadt zum Handeln auf.

Lange: Konflikte wird es immer geben. Die Stadt muss sie managen.

OB-Kandidat Hendrik Lange. (Foto: Die Linke/Archiv)

In diese Kerbe hat am Freitag auch der rot-grün-rote OB-Kandidat Hendrik Lange (Linke) geschlagen. Lange schlägt vor, dass die Stadt ein festes kommunales Konfliktmanagement einrichtet, das in solchen Fällen zwischen den Parteien vermittelt und quasi mediativ Frieden stiftet, wo möglich. Kommunale Angestellte sollen also nur für diese Aufgabe da sein. [ds_preview]

Es ist ein komplett neuer Vorschlag in der politischen Debatte um diese Konflikte. Bisher hat die Stadt in solchen Fällen entweder das Ordnungsamt aufzubieten oder die städtischen Streetworker. Die haben aber eine feste Zielgruppe und verstehen sich nicht als Interventionstruppe, sondern machen eher begleitende Sozialarbeit. Oberbürgermeister Bernd Wiegand hatte bisher stets betont, dass die Jugend sich natürlich treffen könne, dass die Stadt aber auch auf die Einhaltung der Vorschriften achten werde. Die Anwohnerinitiative lud er zu sich ein, über Ergebnisse des Treffens ist aber nichts bekannt. Zwar ist das Ordnungsamt immer wieder vor Ort. Oft aber warten Anwohner, die sich beschweren, auch vergeblich auf die Ordnungskräfte. Dabei legen es die meisten „Bebeler“ gar nicht auf Ärger an. Auf den Lärm hingewiesen, reagieren viele Feiernde mit Entschuldigungen. Dennoch sind viele Anwohner mit den Nerven am Ende. Laute Gespräche und Musik jeden Tag direkt vor den Fenstern der Mietshäuser – das zehrt auch an den tolerantesten Nerven.

Konflikte wie am Bebelplatz werde es immer wieder geben, sagt nun Hendrik Lange. „In einer Großstadt wie Halle muss es möglich sein, dass junge Menschen im öffentlichen Raum Treffpunkte finden und nutzen können“, schreibt Lange in einer Erklärung. „Wenn die Freizeiteinrichtungen geschlossen sind, man mit Freundinnen und Freunden Zeit verbringen und den Sommer in der Stadt bei schönem Wetter genießen möchte, trifft man sich draußen. Berechtige Interessen der Anwohner*innen müssen dabei ebenso berücksichtigt werden“, so Lange. „Wenn es zu Konflikten kommt, ist die Stadt gefragt. Mein Ansatz ist, eine Koexistenz zu ermöglichen, die für beide ‚Seiten‘ akzeptabel ist“, so Hendrik Lange. Er werden den Vorschlag bereits im September im Stadtrat einbringen und strebt eine fraktionsübergreifende Initiative an. Neu wäre das Konfliktmanagement nur in Halle. Lange verweist auf bereits etablierte gute Modelle in Großstädten wie München.

Silbersack: 22 Uhr ist Schluss. Ordnungsamt und Polizei müssen durchgreifen.

Andreas Silbersack (Foto: privat)

Einer seiner härtesten Konkurrenten hat die Idee indes am Montag zurückgewiesen: CDU/FDP-Kandidat Andreas Silbersack forderte am Montag konsequentes Durchgreifen von Ordnungsamt und Polizei. „Regelmäßiges Trinken und Musikhören bis spät in die Nacht ist nicht zu akzeptieren“, so Silbersack. Für Personen, die in dichtbesiedelten Vierteln im Freien feiern wollten, müssten dieselben Regeln gelten wie für Gastronomen unter freien Himmel: „Um 22 Uhr ist Schluss.“ Den Mehrwert eines Konfliktmanagers halte er für fragwürdig, denn wenn die Lärmverursacher in der Vergangenheit nicht auf die Anliegen der Anwohner hörten, wieso sollten sie dann auf einen Konfliktmanager hören, fragt Silbersack.

Harte Hand oder aktives Management von Konflikten: Auch darüber können die Hallenserinnen und Hallenser also am 13. Oktober entscheiden.

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siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

Vielleicht erinnert sich Herr Silbersack mal an die eigene Jugend? Ab 22 uhr geht es doch erst los, oder war er so brav? Wie wäre der Standpunkt: Seit froh das junge Menschen dazu in der Lage sind sich ihre Lebensqualität selbst und miteinander zu gestalten und lernt von ihnen.