Nach TOO-Aufsichtsratssitzung: Brenner will nicht in Halle bleiben

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Unversöhnlich: nt-Intendant Matthias Brenner und TOO-Geschäftsführer Stefan Rosinski (v.l.). (Fotos/Montage: xkn)

Halle/StäZ – Der Theaterstreit in Halle ist auch nach der von vielen als wegweisend betrachteten Aufsichtsratssitzung der Theater Oper und Orchester GmbH am Freitag offenbar nicht beigelegt. Die Sitzung fand wie immer hinter verschlossenen Türen statt. Erstes öffentliches Ergebnis ist, dass nt-Intendant Matthias Brenner nach der Sitzung erklärt hat, die Vertragsverhandlungen über eine weitere Amtszeit mit sofortiger Wirkung abzubrechen. [ds_preview]Das teilte Brenner in einer Pressemitteilung direkt nach der Sitzung mit. Das bedeutet, dass neben Opernintendant Florian Lutz auch Matthias Brenner 2021 mit Auslaufen seines Vertrages die Saalestadt verlassen würde.

Er sei schockiert über das Ergebnis der Sitzung, so Brenner. Nach StäZ-Informationen hatte das Gremium unter anderem über einen Antrag von Aufsichtsrätin Inés Brock (Grüne) zu entscheiden, der die Beurlaubung von TOO-Geschäftsführer Stefan Rosinski gefordert hatte. Der Antrag bekam jedoch dem Vernehmen nach knapp keine Mehrheit.

Wohl daher die Reaktion Brenners, der Rosinski eine seit zweieinhalb Jahren andauernde Störung des Betriebsfriedens an der TOO vorwirft. „Ich breche alle Verhandlungen zu dem mir vorliegenden Vertragsverlängerungsangebot mit sofortiger Wirkung ab“, so Brenner. Er habe vom Aufsichtsrat die Aufklärung zahlreicher Vorwürfe gegen Rosinski gefordert, dazu seien Teile des Aufsichtsrats jedoch nicht bereit. „Sie nehmen damit an der voranschreitenden Zerstörung des Betriebsfriedens und des Kulturstandortes Halle durch duldende Passivität teil.“ Der TOO als größter Kulturinstitution des Landes drohe ein erheblicher Schaden ihrer Reputation. Brenner bezieht sich dabei auf mehrere im Zuge des Theaterstreits aufgetretene Affären. Diese seien jedoch nur die SPitze des Eisbergs, der seit zweieinhalb Jahren kontinuierlich wachse. „Wenn es so weiter geht, ist der Eisberg irgendwann groß genug, den Tanker TOOH zu versenken“, so Brenner. Er sei nicht bereit, „dem Eisberg länger beim Wachsen zuzusehen“.

Aufsichtsrätin Inés Brock sagte in einer ersten Reaktion zur Städtischen Zeitung: „Ich hätte mir ein deutliches Signal in Richtung von Matthias Brenner gewünscht.“ Angesprochen auf ihren Antrag auf Beurlaubung von Stefan Rosinski, sagte sie: „Ich habe dafür und für die Aufklärung der vielen Vorwürfe keine Mehrheit bekommen. Das ist ein unbefriedigendes Signal an die Kunst.“

Dem Vernehmen nach hat der Aufsichtsrat stattdessen einmal mehr an alle Beteiligten appelliert, sich zu verständigen. Das ist mit Brenners Hinschmiss per Presseerklärung nur wenige Minuten nach Sitzungsende aber wohl hinfällig. Eine Reaktion der Stadt zu den Ergebnissen der Sitzung steht noch aus. TOO-Geschäftsführer Stefan Rosinski war am Abend zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Aufsichtsrat hat außerdem beschlossen, eine Findungskommission für die Nachfolge von Opernintendant Florian Lutz einzusetzen. Bleibt es bei Brenners angekündigtem Abschied wird wohl bald auch eine Kommission für seine Nachfolge fällig.

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siggivonderheide@me.com
5 Jahre her

Da sich diese Herrenriege beim besten Willen nicht mehr vertragen wird ist es wohl am Besten einenn vollständigen Neuanfang zu starten. Alle drei gehen und ein unbelastetes Trio übernimmt den Schrotthaufen den die drei Egomanen hinterlassen werden. Vor den 470 Mitarbeiter*innen die neben diesem unnützen Drama weiterhin den Betrieb aufrechterhalten ziehe ich meinen Hut und spreche Ihnen meine Hochachtung aus, etwas das die drei Herren einfach nicht mehr verdient haben. Der Aufsichtsrat der TOO sollte sich lange Zeit nehmen und klügere Entscheidungen fällen als zwei bekanntermaßen streitsüchtige und selbstbezogene Kandidaten auszuwählen und aufeinander loszulassen. Der Konflikt Rosinski/ Lutz war vorprogrammiert.… mehr lesen »

Ullrich Till
5 Jahre her

Wenn der Fisch stinkt, stinkt er im Ganzen nicht nur am Kopf. Warum nicht die Oper schließen? Wer in die Oper will, soll im ÖPNV kostenfrei nach Leipzig fahren können, fertig. In einem Jahr fragt keiner mehr in Halle nach einer Oper. Soll Brenner doch gehen, es ist egal, wer dem NT vorsteht. Erst wenn der besonders gesellige Teil des Ensembles, bei dem der Vergleich mit Beamten nicht grundsätzlich abwegig erscheint, in Rente ist, werden Inszenierungen außerhalb des Verbreitungsgebietes der MZ wahrgenommen und in den Feuilletons anderer Zeitungen wenigstens erwähnt.

siggivonderheide@me.com
5 Jahre her
Reply to  Ullrich Till

sowas von kurzgedacht und kulturfeindlich, kein Beitrag zu einer Diskussion.