Kommentar zur Globus-Entscheidung im Stadtrat: Image hilft

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Globus-Baustelle in der Dieselstraße. (Foto: xkn/Archiv)

Am Mittwoch gab es vom Stadtrat das finale grüne Licht für die Neuansiedlung von Globus in der Dieselstraße. Ob der Streit dadurch zu Ende ist, ist zwar bei weitem nicht klar. Die Konkurrenz der Supermarktkette wird sich den Vorgang angekündigtermaßen nicht so einfach gefallen lassen. Und was das Land dazu sagt, ist weiter offen. Doch eine verblüffende Lehre lässt sich schon jetzt aus dem Kampf der Einzelhandelsriesen in Halle ziehen: Am Ende hilft bei solchen Entscheidungen wohl nicht allein, wer juristisch Recht oder wer das städtische Einzelhandelskonzept auf seiner Seite hat. Am Ende hilft das bessere Image und die bessere Verbindung ins Rathaus. [ds_preview]

Und hier ist Globus offenbar einzigartig in Halle aufgestellt. Der jetzige Markt im HEP-Einkaufspark in Bruckdorf hat wie wohl kein anderer eine große und vor allem eingefleischte Fangemeinde. Zu Globus zu fahren, auch aus den unterschiedlichsten Ecken der Stadt, ist für tausende Hallenser fester Bestandteil der Wochenroutine, und das bei manchen über Generationen hinweg. Ex-CDU-Stadtrat Frank Sänger brachte es bei einer der Debatten im Stadtrat auf den Punkt: „Ich bin seit 20 Jahren Kunde von Globus.“ Und er gehe immer gerne dort einkaufen.

Das mag als politisches Argument wenig stichhaltig sein, denn Stadträte sind normalerweise fürs Allgemeinwohl verantwortlich und nicht der persönliche Lobbyist ihres Lieblingssupermarkts. Und trotzdem hat Sänger und mit ihm die Mehrheit im Stadtrat einen quasi basisdemokratischen – manche würden auch sagen populistischen – Punkt: Es wäre vielen Hallensern schlicht nicht vermittelbar gewesen, hätte der Stadtrat einen ihrer Lieblingsmärkte vor die Tür gesetzt, schon gar nicht so kurz vor der Kommunalwahl. Das Standing von Globus in Halle ist außerdem dabei offenbar so gut, dass auch sonst sehr eingefleischte Befürworter des bisherigen Einzelhandelskonzepts diesmal für die Globus-Ausnahme gestimmt haben, namentlich weite Teile der Linksfraktion. Auch ihnen war das Beharren auf den alten Argumenten angesichts des Namens Globus wohl zu heiß.

Was dem einen sein Bioladen im Kiez, ist vielen anderen also der Globus-Großmarkt mit dem tollen Sortiment und den vielen Parkplätzen. Wer eher lustlos einkaufen geht und dabei eher spontan entscheidet, wohin der Wochenendeinkauf diesmal führt, mag sich wundern über solch sparangebotsgetriebene Kundentreue. Aber für Globus hat sich die jahrelange Investition ins gute Image spätestens jetzt gelohnt. So konnte man aus dem Pokerspiel mit dem ungeliebten Altvermieter im HEP letztlich doch noch mindestens ungeschoren hervorgehen. Hinzu kam dann nur noch der in Halle offenbar immer sehr viele politische Türen öffnende Schachzug, die Baufirma Papenburg mit ins Boot zu holen. Sie soll nach den monatelangen Debatten den Markt jetzt im Akkord hochziehen. Eröffnung in weniger als einem Jahr. Wenn nicht doch noch irgendetwas dazwischen kommt.

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