Kommentar: HFC wird vollends der Klub des Rathauses

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Felix Knothe ist Gründer und leitender Redakteur der Städtischen Zeitung.

Halle/StäZ – Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet: Sie haben im Stadion protestiert gegen vermeintliche Diktatur aus dem Rathaus in ihren Verein hinein. Sie haben „Wiegand raus“ gerufen – und sich dann einen Vorstand gewählt, der so eng mit dem Rathaus verknüpft ist, wie wohl kaum einer in der wechselvollen Geschichte des Klubs der letzten 30 Jahre zuvor. Am demokratischen vereinsinternen Ergebnis ist nicht zu deuteln: Die HFC-Fans und ‑Mitglieder wollten ihren Worten keine Taten folgen lassen.[ds_preview]

Sie haben Jens Rauschenbach, der Millionen mit Aufträgen der Stadt umsetzt und nach wie vor einer der engsten Berater von Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) ist – wobei offen ist, wer in dem Verhältnis Koch und Kellner ist –, mit haushoher Mehrheit in den Vorstand gewählt und so mittelbar auch zum Präsidenten. Niemand steht deutlicher für die inzwischen engste Verbindung des HFC zur Kommunalpolitik als Rauschenbach, allen Beteuerungen des neuen Präsidenten zum Trotz.

Sie haben sich außerdem den Chef eines der Hauptsponsoren zum Vizepräsidenten gemacht, den Vorstand der Saalesparkasse Jürgen Fox, eines öffentlichen Geldinstituts, dessen Verwaltungsratsvorsitzender der Oberbürgermeister ist und dessen Sponsoringmittel maßgeblich als Druckmittel im HFC-Machtkampf missbraucht worden waren. Auch hier gilt: Die Beteuerungen Fox‘, Sparkassen- und HFC-Amt zu trennen, sind spätestens mit der Annahme der HFC-Vizepräsidentschaft leeres Gerede. Es ist eine rein kosmetische Trennung, ein billiges Makeup, das beim ersten genaueren Hinsehen abblättert. Fox wird auch weiter im direkten Interessenkonflikt zwischen seinen beiden Positionen sein: Als Sparkassenchef ist er oberster Vertreter des wichtigsten Geldgebers, als HFC-Vize auf genau diese Sponsoringgelder angewiesen. Was in anderen Vereinen mit Privatwirtschaftsmäzenen gang und gäbe sein mag: hier geht es mittelbar um öffentliche Gelder. Etwaige interne Vertretungs- oder Zuständigkeitsregeln mögen da juristisch hinreichend sein, politisch überzeugend sind sie nicht.

Die HFC-Fans, die so wütend waren wegen der Art und Weise der Schädlich-Abfuhr, haben den Mut verloren. Sie  waren allerdings vom Notvorstand Rauschenbach/Fox auch in eine schier unmögliche Position manövriert worden. Zuviel stand bei einem radikaleren Neuanfang jetzt, Anfang Februar, sportlich auf dem Spiel und zu viel auch wirtschaftlich. Eine formal freie Entscheidung wird so schnell zur ausweglosen Lage.

Die politische Erpressung des Oberbürgermeisters mit lange bekannten Stasi-Vorwürfen gegen den langjährigen HFC-Boss Michael Schädlich ist aufgegangen. Wer sich damals die berühmte Cui-bono-Frage gestellt hat, wem zum Nutzen Wiegands Anti-Schädlich-Vorstoß gewesen sein sollte, der kann sie nun nach der Wahl leicht beantworten. Die Wahl des neuen HFC-Vorstands zeigt außerdem: Die strukturell-finanzielle Abhängigkeit des Klubs von der Politik der Stadt und ihrer Unternehmen manifestiert sich jetzt auch im sportlich-organisatorischen Bereich.

Die Einbindung des Fanlieblings Steffen Kluge, der für Wiegand weiterhin rotes Tuch sein dürfte, durch die Mächtigen beim HFC war ein kluger Schachzug. Kluge muss sich jedoch fragen und fragen lassen, welche Wirkungsmacht er im HFC-Vorstand haben kann und ob er nicht lediglich Feigenblattfunktion hat. Zumal: Er ist selbst im Beruf Angestellter der Stadt, mithin auch nicht wirklich materiell unabhängig. Es ist jedoch vor allem die Doppelspitze Rauschenbach/Fox, mit der der HFC die Trennung von Sport und Politik weitestgehend aufgegeben hat. Der HFC ist der Klub des Rathauses der Stadt Halle geworden.

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Freimut Schwerin
5 Jahre her

Kann man so sehen, muss man aber nicht.
Letztendlich kann man nur die wählen, die sich zur Wahl stellen. Und da sind m.E. die fünf Richtigen gewählt worden.
Ich sehe Rauschenbach, Fox oder auch Kühr nicht als Marionetten des (Noch-!) OB’s.
Und gute Beziehungen zu den Geldgebern/Sponsoren sind in diesem Millionengeschäft Profifußball (leider) nötig bzw. überlebenswichtig. Wichtig dabei ist größtmögliche Transparenz. Und dafür kann die Vorstands- und auch Verwaltungsratmitgliedschaft zweier Fanvertreter sorgen. Sehe ich nicht als Feigenblatt, das wird diesen beiden engagierten Akteuren nicht gerecht.

U. Geiß
5 Jahre her

Die Mitglieder wollen einen erfolgreichen Fußballverein. Ein solcher benötigt viel Kapital. Woher soll das sonst kommen, als von den derzeitigen Sponsoren? Daher wird der Verein diese kaum vor den Kopf stoßen.