OB-Wahl 2019: Feuerwehrmann fordert seinen Chef heraus

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Daniel Schrader will nach der OB-Wahl 2019 von der Leitstelle der Feuerwehr in Neustadt auf den Chefsessel in Halles Rathaus wechseln. Er fordert im Wahlkampf praktisch seinen Dienstherren heraus. (Foto: Jan Möbius)
Daniel Schrader will nach der OB-Wahl 2019 von der Leitstelle der Feuerwehr in Neustadt auf den Chefsessel in Halles Rathaus wechseln. Er fordert im Wahlkampf praktisch seinen Dienstherren heraus. (Foto: Jan Möbius)

Halle/StäZ – Große Überraschungen hat der gerade begonnene Kampf um den Oberbürgermeister-Posten in Halle bisher nicht gebracht. Amtsinhaber Bernd Wiegand (parteilos) nutzt nicht nur unterschwellig jede sich bietende Gelegenheit, um selbst aus kleinsten Themen vermeintlich große politische Debatten zu entfachen. Dabei sieht er sich bisher mit zwei Gegenkandidaten konfrontiert: Der Landtagsabgeordnete und Stadtratsvorsitzende Hendrik Lange (Linke) sowie FDP-Mann Andreas Silbersack werden von den etablierten politischen Lagern ins Rennen geschickt werden. Nicht mehr ganz ein Jahr vor dem angestrebten Wahltermin am 13. Oktober 2019 sorgt jetzt ein vierter Bewerber für den ersten wirklichen Paukenschlag: Berufsfeuerwehrmann Daniel Schrader wirft seinen Hut in den Ring. Der 36-Jährige will im kommenden Jahr aus der Einsatzleitstelle in der Hauptfeuerwache auf den Chefsessel im Rathaus wechseln, wie er der Städtischen Zeitung exklusiv sagte. Er tritt damit gegen seinen jetzigen Dienstherrn an.[ds_preview]

OB-Wahl 2019: Feuerwehrmann will Chance für Veränderungen nutzen

Spontan sei die Entscheidung nicht gefallen, gegen seinen Chef Bernd Wiegand anzutreten. „Ich habe schon im vergangenen Jahr darüber nachgedacht“, sagt Daniel Schrader. Auslöser seien die politischen Debatten in Halle gewesen und viele Gespräche, die er immer wieder mit Hallensern führe. „Konkret ist die Idee dann Anfang dieses Jahres gewachsen“, so Schrader. Nicht zuletzt hätten ihn auch seine Kollegen bei der Berufsfeuerwehr Halle bei seiner Entscheidung bestärkt. „Wir reden häufig darüber, welche Möglichkeiten es gibt, etwas in Halle zu verändern. Die Chance will ich nutzen.“

„Ich habe den Vorteil, dass ich von
der Basis komme
und die Probleme kenne.“
OB-Kandidat Daniel Schrader

Daniel Schrader ist Hallenser. „Auch wenn ich mit meiner Familie in Oppin wohne, bin ich hier tief verwurzelt“, sagt der in Neustadt aufgewachsene Vater einer sechsjährigen Tochter. Genutzte Chancen für Veränderungen bestimmten Schrader zufolge auch sein bisheriges Leben, das von seiner Leidenschaft für die Feuerwehr geprägt sei. Aus seinem Hobby einen Beruf zu machen, habe aber nicht auf Anhieb geklappt. „Nach meiner Lehre als Möbeltischler wurde meine erste Bewerbung bei der Berufsfeuerwehr in Halle abgelehnt, weil ich noch nicht bei der Bundeswehr war“, sagt Wiegands dritter Herausforderer. Im zweiten Anlauf schaffte es der heutige Oberbrandmeister schließlich auf den Löschzug. 2016 nutzte er eine sich bietende Gelegenheit für eine berufliche Veränderung und koordiniert seitdem in der Leitstelle Notrufe und Einsätze.

Hallenser sollen stärker an Entscheidungen beteiligt werden

Gemeinsame Nenner sieht Schrader zwischen sich als Herausforderer und Amtsinhaber Wiegand kaum. Immer wieder führen ihn die Punkte in seinem Wahlprogramm auf das Thema Bürgerbeteiligung zurück. Die Hallenser würden zu wichtigen, sie unmittelbar betreffenden Entscheidungen ebenso wenig gefragt, wie die Mitarbeiter der Stadtverwaltung um Ideen für optimierte Abläufe gebeten werden. „Da gibt es noch sehr viel Potenzial.“ Eins aber eint Schrader und Wiegand: ihr Status als jeweils parteiloser OB-Kandidat. „Ich benötige keine Partei, um erfolgreich unsere Stadt zu entwickeln. Und ich will keinem Leitfaden einer Partei folgen“, sagt Schrader. Er wolle sich nicht unter dem Druck eines Parteibuches verbiegen. Sorgen macht sich der Feuerwehrmann um die Wahlbeteiligung im kommenden Jahr: „Das, was wir gerade in Berlin erleben, trägt erheblich zur Politikverdrossenheit der Bürger bei.“ Dass es zwischen Stadtrat und OB ständig Unstimmigkeiten gebe, sei Schraders Meinung nach ein weiterer Punkt, der vielen Hallensern unangenehm aufstößt. „Wir müssen zu einer ordentlichen Diskussions- und Arbeitsebene zurückfinden.“

Sicherheit: Feuerwehr und Ordnungsamt chronisch unterbesetzt

Nicht zuletzt deshalb will Schrader nach der Wahl den Hebel auch in der Stadtverwaltung selbst ansetzen. „Wir müssen dort optimieren und umstrukturieren.“ Wichtig sei für ihn, dass die verschiedenen Abteilungen wieder das Verständnis füreinander zurückgewinnen. Das sei in den vergangenen Jahren an vielen Stellen abhanden gekommen. „So können wir anfangen, die Arbeit für die Stadt wieder optimal zu gestalten.“ Dazu gehört für Schrader auch ausreichend Personal. „Das fehlt aber an vielen Stellen“, sagt er. Aus eigener Erfahrung nennt er als Beispiel die Feuerwehr und das Ordnungsamt der Stadt – kurz: den Fachbereich Sicherheit, für den übrigens OB Wiegand direkt zuständig ist. Beide Abteilungen seien chronisch unterbesetzt. Allein im Brandschutz müssten Schrader zufolge mittelfristig 20 neue Stellen geschaffen werden, um den reibungslosen Einsatz der Fahrzeuge auch künftig gewährleisten zu können.

Angst oder Scheu vor der direkten Diskussion mit seinen erfahrenen Mitbewerbern habe der Polit-Neuling Daniel Schrader nicht. „Ich habe den Vorteil, dass ich von der Basis komme und die Probleme kenne und jeden Tag erlebe“, sagt er. Dabei sammele er viele Gedanken, die am Ende sein Programm bilden. Kitas und Schulen, der öffentliche Nahverkehr und die Jugendarbeit sind dabei nur einige Punkte, bei denen Schrader Optimierungspotenzial erkannt habe.

Zur Homepage von OB-Kandidat Daniel Schrader:

ob-kandidat-daniel-schrader.jimdosite.com/

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