Kommentar: Flüster-OB ohne Plan B

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Halle/StäZ – Das ging gewaltig in die Hose: Der sich selbst gern als Stratege und Macher darstellende Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hat mit dem Rumgegurke um die Absage des Laternenfest-Feuerwerkes auf ganzer Linie Schiffbruch erlitten. Seit Tagen war absehbar, dass sich für Halle kaum nennenswerte Niederschläge andeuten und die Brandgefahr hoch bleiben wird. Doch im Rathaus wollte man mit einer Entscheidung für oder gegen das Feuerwerk lieber abwarten bis Samstagnachmittag. Eine klare Entscheidung in der Mitte der Woche hätte dabei die nötige Zeit verschafft, über Alternativen nachzudenken und diese zu organisieren. Doch darauf ist in Halles Führungszirkel offenbar niemand gekommen. Es gab keinen Plan B. Ein Debakel für das OB-Büro. [ds_preview]

Allein die Art, wie die Entscheidung bekannt wurde, ist absolut unprofessionell. Mund-zu-Mund-Propaganda nennt man das, was sich am Freitagvormittag bei einem Pressetermin vor den Augen etlicher Journalisten am Passendorfer Damm abgespielt hat. Eigentlich wollte Wiegand nur Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) am Rande informieren, dass man sich in Halles Rathaus gegen das Feuerwerk entschieden hat. Plötzlich aber war der Flüster-OB im Zugzwang, weil das Duo Mithörer hatte. Kurzerhand wurde verkündet, was offenbar seit dem Morgen feststand. Ein paar markige Worte – Ende der Durchsage. Auch später folgte aus der Pressestelle des Rathauses keine offizielle Information zur Feuerwerks-Absage und zum Zustandekommen.

Der unprofessionelle Umgang mit der Feuerwerksabsage zog sich schließlich wie ein roter Faden durch den Tag. StäZ-Anfragen zu möglichen Alternativen wurden abgeblockt. Man hätte ja auch keine ernsthafte Antwort parat gehabt. Erst am Freitagabend um 18 Uhr antwortete Stadtsprecher Drago Bock der StäZ bekannt schmallippig: „Es gibt keine adäquate Alternative.“ Alle anderen Fragen, etwa, ob überhaupt über Ausweichmöglichkeiten nachgedacht wurde, ließ Bock unbeantwortet. Auch zu den geplanten Kosten für das Feuerwerk und zum zu zahlenden Ausfallhonorar äußerte sich der Stadtsprecher einmal mehr unkonkret: „Die Höhe ist vertraglich geregelt.“ Von Wiegands einst viel beschworener Transparenz ist in seinem sechsten Amtsjahr nichts mehr übrig.

Der Umgang mit dem Feuerwerk reiht sich dabei ein in eine ganze Reihe von Ereignissen, die in diesem Jahr einen Schatten auf das Laternenfest werfen. Vor Wochen schon teilte der MDR mit, dass es 2018 keine große Liveshow mit Fernsehübertragung am Amselgrund geben wird. Sollte nun dort die Staatskapelle um 22 Uhr tatsächlich Händels Feuerwerksmusik ohne Feuerwerk zum Besten geben, wäre es der bitter-ironische Höhepunkt. Lange war auch nicht klar, ob wegen des niedrigen Wasserstands der Saale das Brückenspringen stattfinden kann. Inzwischen aber steht fest, dass wenigstens dieses Spektakel reichlich Besucher anlocken wird. Und dann waren da noch die Baustellen entlang des Riveufers und an den Saalepromenaden unterhalb der Burg Giebichenstein. Die führten schon im April dazu, dass bei Wiegand die Nerven blank lagen. Offenbar aus Angst, dass aus dem Laternen- ein Baustellenfest werden könnte, machte der OB Druck auf Firmen und die Stadtwerke als Bauherrin. Wiegand forderte „Verschnellung“ der Arbeiten. Der Zieleinlauf war dennoch denkbar knapp. Erst vor wenigen Tagen konnten die Saalepromenaden freigegeben werden.

Wiegand ist nun jener OB, der als erster Rathauschef ein Feuerwerk zum Laternenfest absagen musste. Die Entscheidung ist aus Sicherheitsgründen selbstverständlich richtig. Für das Wetter kann man keinen OB verantwortlich machen. Aber für den Umgang damit. Hier hat Bernd Wiegand kein gutes Beispiel abgegeben.

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siggivonderheide@me.com
5 Jahre her

Haben wir etwas anderes erwartet von diesem „Herren“? Ich jedenfalls nicht.