Unterführung, Busterminal, Carsharing: Die noch geheimen Riebeckplatz-Pläne

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Halle/StäZ – Noch ist wenig bekannt über die Investorenpläne am Riebeckplatz, die nach Ankündigungen von Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) derzeit durch Stadt und Stadtrat geistern. Die StäZ hatte exklusiv über die konkurrierenden Kaufabsichten der Baufirma Papenburg und einer holländischen Immobiliengruppe berichtet, die sich auf das nordöstliche Areal beziehen. [ds_preview]Papenburg hatte gleichzeitig auch Interesse am südöstlichen Teil des Platzes zwischen Busbahnhof und Delitzscher Straße geltend gemacht. Aus den Unterlagen, die die Städtische Zeitung ausgewertet hat, geht auch hervor, dass die Stadt offenbar gegenüber den Kaufinteressenten konkrete Forderungen stellt, um gemeinsam mit dem Verkauf der kommunalen Flächen auch die Gestaltung des Riebeckplatzes voranzutreiben. So ist es offenbar fester Plan, eine neue Fußgängerunterführung vom Riebeckplatzrondell zum jetzigen Parkplatz zu bauen, auf dem in Zukunft, je nach Bauherr, der den Zuschlag bekommt, ein Büroturm oder ein Hotel entstehen könnten. Auch Carsharing-Parkplätze und ein erweitertes Busterminal für Fernbusse stehen auf dem städtischen Wunschzettel.

Durchstich geplant: Eine neue Fußgängerunterführung könnte vom Rondell zum noch zu bauenden Hotel oder Bürohochhaus am jetzigen Parkplatz führen. (Foto: Jan Möbius/Archiv)

Vor allem die Unterführungspläne dürften ältere Hallenser an den alten Thälmannplatz erinnern. Der Tunnel vom Bahnhof bis zur Leipziger Straße mit Aufgängen zur zentralen Straßenbahnhaltestelle war ein markanter Bestandteil der DDR-Version des Platzes. In ihren Kaufangeboten für das Nordostareal nehmen sowohl Papenburg als auch die holländische Hoog-Zande-Immobiliengruppe nun Bezug auf neue Forderungen der Stadt, die sie offenbar im Interessenbekundungsverfahren gestellt hatte. So heißt es im Kaufangebot von Papenburg, im „Rahmenplan Riebeckplatz“ sei eine neue Fußgängerunterführung vom Rondell zum Baufeld Nordost vorgesehen. „Diese Unterführung wird von uns begrüßt und wäre ein hoher Zugewinn für die Anbindung dieses Baufeldes.“ In der Tat gelangen Fußgänger bisher nur über die Ampel am Hans-Dietrich-Genscher-Platz (Bahnhofsvorplatz) über die Delitzscher Straße und so zum jetzigen Parkplatz. Der nächste Zugang zum eigentlichen Riebeckplatz liegt erst wieder an der Einmündung der Volkmannstraße – ein Umweg von mehreren hundert Metern. Auch die holländische Immobiliengruppe zeigt sich in ihrem Kaufangebot wohlwollend gegenüber der Lösung, wohl auch, weil die Forderung der Stadt nach einem verbesserten Fußwegenetz klar ist.

Papenburg schlägt Fußgängerbrücke vor

Pläne der Firma Papenburg am Riebeckplatz. (Quelle: Stadt Halle/Papenburg)

Offen bleibt, ob die neue Unterführung das Rondell sogar kreuzt und bis auf die Seite des Maritim-Hotels führen könnte. Auch dort ist nach den Worten Wiegands ein Neubau geplant. Auf Zeichnungen der Firma Papenburg, die dem Stadtrat nun vorgelegt wurden, ist jedenfalls eine durchgehende Verbindung eingezeichnet. Offen bleibt auch, ob die Baufirmen sich auch an den Baukosten für die Unterführung beteiligen würden. Die Holländer sagen in einem Nachtragsschreiben zum Kaufangebot nur so viel: Man könne die Unterführung bei der Konzeption gerne mitdenken.

Auch Papenburg bleibt im Vagen und macht gleichzeitig noch Alternativvorschläge: „[Für] verkehrstechnisch günstiger und ggf. auch kostenmäßig interessanter halten wir eine Fußgängerunterführung der Delitzscher Straße und damit einer direkten Verbindung zwischen [den] Baufelder Nord-Ost und Süd-Ost.“ Dadurch gebe es noch bedeutend kürzere Wege, unter anderem zum Fahrradparkhaus, das Papenburg in sein zweites Hochhaus im Südostareal integrieren will, das aber noch nicht Gegenstand der Debatte ist. „Gern unterstützen wir den Gedanken in den weiteren Planungsprozessen.“ Alternativ zu den Unterführungen sei auch, so Papenburg, eine „architektonisch markante Fußgängerbrücke über die Delitzscher Straße“ denkbar.

Fernbusterminal im Nordostareal?

Mit neuen Fußwegebeziehungen nicht genug: Die Pläne für den nordöstlichen Riebeckplatz reichen offenbar noch weiter. So denkt die Stadt offenbar über eine Erweiterung des heutigen Busbahnhofs an anderer Stelle nach, um möglicherweise steigenden Fernbuszahlen gerecht werden zu können. Demnach hat die Stadt, so erschließt es sich aus einem Antwortschreiben von Papenburg vom 16. März an die Stadt, bei den Baufirmen nachgefragt, wie die Firmen zum Bau eines Fernbusterminals am nordöstlichen Riebeckplatz stehen. Papenburg antwortet, dass die Recherchen bei Fernbusunternehmen derzeit keinen Bedarf für eine Erweiterung des Fernbusterminals, das mit am Busbahnhof liegt, ergeben hätten. Dennoch könne man sich vorstellen, es im Bereich des zweiten, optionalen Parkhauses im äußersten Nordosten des Riebeckplatzes zu errichten. Ob als Ersatz des Parkhauses oder als Bestandteil, bleibt offen. Sollten wesentlich mehr Busplätze benötigt werden, könne auch das Erdgeschoss des ersten Parkhauses zum Busterminal werden. Die Hoog-Zande-Gruppe bleibt in dieser Hinsicht unkonkret. In ihrem Antwortschreiben auf mehrere Nachfragen der Stadt heißt es nur, man könne mit den Stadtwerken gerne über „Verkehrsanlagen für kollektive Verkehre“ reden.

Heute Parkplatz, bald möglicherweise Hotel oder Bürohochhaus mit vorgelagerten Carsharing-Plätzen: die Nordostseite des Riebeckplatzes. (Foto: xkn)

Während ein eigenes Fernbusterminal also noch absolute Zukunftsmusik ist, die Fußgängerunterführung jedoch bereits feste Absicht, liegt das Carsharing irgendwo dazwischen. Auch hierzu hatte die Stadt die Kaufinteressenten offenbar angesprochen. Papenburg hat konkrete Vorstellungen zurückgemeldet: Man könne sich vorstellen, dass Stellplätze für Carsharing auf der freien Fläche zwischen Delitzscher Straße und dem zukünftigen Bürohochhaus entstehen könnten. Die Fläche eigne sich kaum für andere Zwecke, da hier im Untergrund Versorgungsleitungen verliefen. Die noch sinnvollere Einrichtung von Carsharng-Flächen direkt am Busbahnhof scheide aufgrund des dort beengten Platzes aus, so Papenburg.

Die Pläne dürften in dieser Woche intensiv im Planungsausschuss diskutiert werden, vorausgesetzt, die Stadträte folgen den Vorstellungen Wiegands. Bisher wird im Stadtrat moniert, dass nicht alle Pläne gleichzeitig auf den Tisch gekommen sind, die Wiegand angekündigt hat. Auch für die restlichen potenziellen Bauplätze, im Südwesten neben dem früheren Maritim-Hotel und im Nordwesten zwischen Magdeburger Straße und früherer HWG-Zentrale, soll es laut Wiegand jeweils mindestens zwei Kaufinteressenten geben. Dadurch, dass bisher nur zum Nordostareal Unterlagen vorliegen, sei eine zusammenhängende Diskussion zum Riebeckplatz nicht möglich, so die Kritik im Rat.

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