Elisabeth-Krankenhaus baut eine Luxusstation

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Allein bei der Ausstattung der Zimmer erwartet die Patienten der neuen Wahlleistungsstation im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara ein deutlich gehobenerer Standard. (Foto: RUGE+GÖLLNER GmbH)

Halle/StäZ - Die persönliche Post wird ans Krankenbett geliefert, die tägliche Zeitung sowieso, und im Fernseher laufen deutlich mehr Programme zur Zerstreuung als in den übrigen Patientenzimmern: Das ist freilich nur ein Auszug aus den Annehmlichkeiten, die im Elisabeth-Krankenhaus (EK) demnächst eine so genannte Wahlleistungs-Komfortstation bieten wird. Kurzum, im EK im halleschen Stadtteil Glaucha ensteht eine „Luxusstation“ für privatversicherte Patienten und jene, die eine entsprechende Zusatzvereinbarung mit ihrer gesetzlichen Krankenversicherung haben, wie sie in Halle ihresgleichen sucht. Entsprechende Pläne bestätigte EK-Geschäftsführer Thomas Wüstner gegenüber der Städtischen Zeitung. Der Bau ist bereits in vollem Gange. [ds_preview]

Speiseplan für Patienten kann individuell angepasst werden

Thomas Wüstner, Geschäftsführer des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Foto: Vivian Werk)

Der Begriff Wahlleistung bezieht sich laut Wüstner auf den besonderen Service der neuen Station, die gerade im Entstehen ist. „Dazu gehören die Zimmerausstattung, Speisenangebote und zusätzlicher Service.“ Darunter versteht das Elisabeth-Krankenhaus Wüstner zufolge einen Hol- und Bringedienst, einen Postservice, die tägliche Zeitung, ein erweitertes Fernsehprogramm, einen Bücherservice, eine Patientenküche und andere Angebote, die es auf „normalen“ Stationen so nicht gibt. Auch beim Speisenangebot wird auf der Komfortstation nachgelegt: „Da ist mehr Individualität drin, bis hin zur Möglichkeit, auch seine Gäste nachmittags zu Kaffee und Kuchen einzuladen“, so der EK-Chef. Die Möglichkeit gibt es für Patienten vor den Türen der Wahlleistungsstation zwar auch: Aber dazu müssen sie mit ihren Besuchern in eine der beiden Cafeterien im Haus. Doch gerade für mobilitätseingeschränkte Kranke ist das oft nicht möglich, in den Zimmern sind die Speisen und Getränke der Patienten für Gäste tabu.

Auch in Sachen Personal stockt das EK sein Team für die Komfortstation auf. „Neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem ärztlichen und dem pflegerischen Dienst haben wir in Servicebelangen speziell geschultes Personal aus der Pflege eingestellt“, sagt Wüstner. Koordiniert werde die Station vom Team des Wahlleistungsmanagements.

„Wir kombinieren sozusagen Hotelfeeling mit Krankenhaus“

Prof. Ulrich Reimkasten von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hat die künstlerische Ausgestaltung der Station konzipiert und umgesetzt. (Foto: RUGE+GÖLLNER GmbH)

Auch bei der Gestaltung der Komfortstation selbst überlässt das EK offenbar nichts dem Zufall. Kein geringerer als Prof. Ulrich Reimkasten von der Kunsthochschule Burg Giebichenstein hat laut Wüstner die „besondere künstlerische Ausgestaltung“ konzipiert und umgesetzt. Die Zimmer selbst seien individuell gestaltet und würden über besondere Möbel, einen großzügigeren Zuschnitt, zusätzliche technische Geräte und einen besonders ansprechenden Sanitärbereich verfügen. „Wir kombinieren sozusagen Hotelfeeling mit Krankenhaus“, sagte Wüstner zur StäZ. Hinzu komme, dass Patienten in einem Zimmer zu zweit oder auch allein liegen können. Voraussetzung: Eine Privatversicherung oder eine mindestens 50 Euro pro Monat teure Zusatzversicherung zur gesetzlichen Krankenversicherung trägt dieses Plus.

Übernachtungspreise ähnlich gehobenem Hotelstandard

Wahlleistungen auch in der Diakonie und im Uni-Klinikum

Das Elisabethkrankenhaus legt in Größe und Ausstattung seiner Wahlleistungsstation die Messlatte für andere medizinische Einrichtungen hoch. Dabei ist das EK mit der Idee, Medizin und Luxus miteinander zu verbinden, nicht allein. Wenngleich es mit dem, was im Elisabeth-Krankenhaus geplant ist, keine vergleichbaren Angebote in Halle gibt, haben doch bereits auch andere Kliniken die wirtschaftliche Chance von Zusatzangeboten erkannt.

So wirbt etwa das Evangelische Diakoniekrankenhaus in Halle mit zwar etwas kleineren Wahlleistungen, aber immerhin mit der persönlichen Zuwendung der Chefärzte und der Unterbringung im Einbettzimmer für 42 Euro pro Nacht.

Ebenfalls Wahlleistungen hat das Universitätsklinikum Halle im Angebot – allerdings längst nicht als komplette Komfortstation. Zu den buchbaren Leistungen gehören dort unter anderem die Unterbringung in einem Einbettzimmer, die
Aufnahme einer Begleitperson oder die persönliche ärztliche Versorgung durch die Klinikdirektoren oder deren Stellvertreter. (jam)

Wer also derart versichert ist, dem stehe Wüstner zufolge künftig die Wahlleistungsstation offen und biete eben jenen gehobenen Service, „wie zum Beispiel ein Upgrade im Hotel ihn mit sich bringt“. Daran sollen sich künftig auch die Preise orientieren. „Wir rechnen damit, dass sich die Preise für eine Nacht ähnlich einem gehobenen Hotelzimmer in der Stadt einpendeln werden“, so Wüstner. Fest stehe das aber noch nicht konkret – und somit auch noch nicht der genaue Eröffnungstermin der Station, die laut dem EK-Geschäftsführer in einem nicht genutzten Bereich des Krankenhauses entsteht und deshalb „umfassend modernisiert und vorbereitet werden“ kann.

Mit dem Verband der Privatkassen führe das EK deshalb derzeit Gespräche über die Preise. Wüstner: „Der Verband prüft nicht nur die Qualität, er weist uns auch auf Serviceleistungen hin, die Versicherte gerne in Anspruch nehmen.“ So könne das Krankenhaus in Halles Innenstadt gezielter auf Ansprüche eingehen. Die Abrechnung erfolge am Ende der Behandlung in der Regel mit der Zusatzversicherung oder der Privatversicherung direkt. Grundsätzlich könne die Rechnung aber auch auf Selbstzahlerbasis beglichen werden.

Zwei-Klassen-Medizin im christlichen Krankenhaus?

Träger des Elisabeth-Krankenhauses in Halle ist der Elisabeth Vinzenz Verbund. Er gehört bundesweit zu den zehn größten christlichen Krankenhausträgern. Gerade wegen dieser Besonderheit und der langen katholischen Historie des EK stellt sich die Frage nach der Verträglichkeit christlicher Grundsätze und einer Zwei-Klassen-Medizin. Wüstner meidet dieses Begriff. „Die bestmögliche medizinische Versorgung ist allen Patienten garantiert – unabhängig von der Station, auf der sie liegen. Die Behandlung ist auch künftig für alle Patienten im Krankenhaus immer auf demselben hohen Niveau.“ Einzig, so der Krankenhaus-Chef, das „Drumherum“ könne eben vom Patienten auf der Wahlleistungsstation individueller bestimmt werden.„Aus unserer Sicht ist dies im Krankheitsfall ein echter Mehrwert“, meint Wüstner.

Er verweist dabei auch darauf, dass es schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Krankenhäusern Angebote für Patienten gegeben habe, das Umfeld so zu gestalten, wie man es für den Rückzug und Schutz zur eigenen Gesundung brauchte. „Diese Individualisierung sowie einen besonders geschützten Ort möchten wir bei Bedarf bieten.“ Wie groß dieser Bedarf in Halle tatsächlich ist, das ließ das Elisabeth-Krankenhaus jedoch offen. Aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet dürften sich aber Bau und Unterhaltung einer solch teuren Station nicht rechnen, wenn es eine entsprechende Nachfrage nicht gäbe.

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siggivonderheide@me.com
6 Jahre her

ist doch super, Reiche lebten schon immer länger. Wenn der gemachte Gewinn auch anderen Patienten und dem Personal zugute kommt! Zockt sie ab solange wie es geht!

Juliane Uhl
6 Jahre her

Ist DER REICHE im Nachbareinzelbettzimmer schuld daran, dass ich hier mit fünzig anderen in einem Zimmer liegen muss, unter erbärmlichen Umständen? Gut, dass ich endlich ein Feindbild habe, auf dass ich mich stürzen kann, sobald ich wieder gesund bin. (Das war sarkastisch).

Biggy
6 Jahre her

Der Bau der Luxusstation passt sicher gut zu den Wünschen und Erwartungen vieler Menschen in der heutigen Zeit. Der Name „St. Elisabeth“ passt aber nicht mehr und sollte geändert werden. Die heilige Elisabeth von Thüringen kümmerte sich um das einfache Volk, um Kranke und Hungernde, zog von der Wartburg in die Elendsviertel von Eisenach, um die Armen mit Körben voller Brot zu beschenken. Sie legte ein Gelübde der Armut, Demut und Weltentsagung ab.

Hünert
6 Jahre her
Reply to  Biggy

Ist ja richtig, aber woher hatte Sie denn das Brot? Sie war reich und gab es den Armen. Und wenn die Reichen freiwillig nicht genug geben muss man es Ihnen mit solchen Stationen eben entlocken. Nicht optimal, aber besser als nichts.

Dirk Dirot
6 Jahre her

Vielleicht ist auch der Ausdruck „Luxusstation“ irreführend – es sei den Einzelbettzimmer sind schon Luxus – eine gesunde Ernährung sollte auch kein Luxus sein – sondern Standard – reden ja alle davon. In manchen Krankenhäusern wird Zucker auf die rote Liste gesetzt( natürlich nur bei Automaten und nicht dort wo es wirklich weh tut). Bei den Gesundheitsausgaben in Deutschland müsste jedes Zimmer ein Einzelzimmer sein( auch wenn es manchmal für Sozialkontakte förderlicher wäre, wenigstens einen Mitpatienten zu haben). Was wirklich helfen würde: weniger sinnlos operieren und mehr pflegen und heilen. Aber da müsste man vom Profitstreben weg und da sein Lindner… mehr lesen »

siggivonderheide@me.com
6 Jahre her

Wer sagt eigentlich das Einzelzimmer ganz toll sind? Einsamkeit ist ein erheblicher Faktor für psychisches Leiden. Ich will garnicht allein in einem Zimmer liegen und darauf hoffen das mal eine Schwester, sei es die eigene oder eine der Krankenschwestern mal vorbeikommt. Das bischen Schnarchen im Nachbarbett ist doch besser aushaltbarer als die Stille mit permanentem Medienkonsum zu bekämpfen.

U. Geiß
6 Jahre her

Entscheidend ist doch, dass die MEDIZINISCHE Versorgung aller Patienten gleich gut ist.
Dass es auch im Krankenhaus Zusatzleistungen für Privatpatienten (kann auch ein „kleiner“ Beamter sein) gibt, ist ein alter Hut. Hier wird dies nur räumlich zusammen gefasst.