Nobelpreisträgerin spricht über das Schicksal ihrer jüdischen Familie

0

Einen bewegenden Einblick in das Schicksal ihrer Familie während der Zeit des Nationalsozialismus gibt Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard am kommenden Freitag, 26. Januar, um 17 Uhr im Stadtmuseum Halle. Die Wissenschaftlerin ist Mitglied der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften, und wurde 1995 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Im Stadtmuseum soll es aber nicht um ihre wissenschaftlichen Leistungen und Verdienste gehen.[ds_preview]

Vielmehr, so eine Mitteilung, stehe die bisher unbekannte Familiengeschichte Nüsslein-Volhards und ihre Verbindungen zu Halle im Fokus des Abends, die im Rahmen der Veranstaltung „Erinnern, um nicht zu vergessen“ am Vorabend des bundesweiten Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus stattfindet.

Cousine flüchtete mit Vater nach Schweden

Im Stadtmuseum Halle. spricht Nobelpreisträgerin Prof. Christiane Nüsslein-Volhard über das Schicksal ihrer Familie während der Zeit des Nationalsozialismus (Foto: xkn)
Im Stadtmuseum Halle. spricht Nobelpreisträgerin Prof. Christiane Nüsslein-Volhard über das Schicksal ihrer Familie während der Zeit des Nationalsozialismus (Foto: xkn)

Nüsslein-Volhard, geboren 1942, verbrachte ihre Kindheit im Hause ihres Großvaters. Der Herz- und Nierenspezialist Franz Volhard wohnte nahe Frankfurt/Main. Dort hatte die Familie der Medizinerin nach dem Krieg Zuflucht gefunden. Ihr Großvater lebte und arbeitete lange Zeit in Halle. Er ist auch der Großvater von Nana Fischer, der jüdischen und gehörlosen Cousine der Nobelpreisträgerin. Deren Vater Hans, Sohn von Franz Fischer, war mit der aus Halle stammenden Jüdin Hildegard Seelig verheiratet und musste 1939 als Ausgebürgerter mit seiner Tochter Nana nach Schweden auswandern. Die Familie Seelig war Miteigner des vor allem ältereren Hallensern bekannten Kaufhauses Huth am Markt – heute der Kaufhof.

In ihrer Autobiografie „Papi und ich“ … die Geschichte einer ungewöhnlichen Kindheit und Jugend äußert sich Nana Fischer bewegt über diese Zeit. Ausgehend von Nana Fischers  Werk hat der Arbeitskreis „FrauenzimmerGeschichte(n)“ des Courage-Vereins Halle nun eine szenische Lesung erarbeitet, die am kommenden Freitag in das Thema einleiten soll.

Stadtmuseum bereitet Ausstellung auf Rädern vor

Im Anschluss wird Nobelpreisträgerin Nüsslein-Volhard im Interview zum Leben ihrer Cousine aus eigenem Erleben befragt, aber auch dazu, was diese Zeit mit den Familienbanden machte. Das Stadtmuseum in der Großen Märkerstraße 10 wird parallel originale Sachzeugen aus den Sammlungen im Museumswagen – einer Vitrine auf Rädern – zeigen, die über Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung jüdischen Lebens während der Zeit des Nationalsozialismuns aufklären. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

0 0 votes
Article Rating
Subscribe
Benachrichtigen Sie mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments