Theater-Aufsichtsrat ruft Burgfrieden aus

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Hinter den Kulissen von Oper und Theatern gibt es derzeit Zoff. Nun hat der Aufsichtsrat einen Burgfrieden verordnet. Foto: StäZ

Der Aufsichtsrat der Theater Oper und Orchester GmbH (TOO), der Trägergesellschaft der städtischen Bühnen, hat am Montag im Streit zwischen TOO-Geschäftsführer Stefan Rosinski und Opernintendant Florian Lutz drastische personelle Konsequenzen zunächst abgewendet. Stattdessen soll in den kommenden Wochen und Monaten eine Art verordneter Burgfrieden zwischen Management und Intendanten herrschen. Hintergrund sind die beginnenden Verhandlungen mit dem Land um eine Erhöhung der Theaterzuschüsse.[ds_preview]

Rund drei Stunden tagte der Aufsichtsrat, der aus Stadträten und Vertretern der TOO-Belegschaft zusammengesetzt ist; Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hat den Vorsitz. Die Sondersitzung des Aufsichtsrats war nötig geworden, weil das TOO-interne Tischtuch in den letzten Wochen offenbar kurz vor dem Zerreißen war. Sogar von möglichen personellen Konsequenzen für den einen oder anderen Protagonisten war im Vorfeld die Rede gewesen. Das fällt nach StäZ-Informationen nun erst einmal aus. Vielmehr sollen sich alle noch einmal zusammenraufen, um den Betriebsfrieden wiederherzustellen. Auch eine externe Mediation ist möglicherweise wieder im Gespräch. Am Dienstag soll es zu den Ergebnissen der Sitzung, die ohne offizielle Beschlüsse zu Ende gegangen sein soll, eine Erklärung geben.

Trotzdem soll hinter verschlossenen Türen Tacheles geredet worden sein. Dabei soll der Aufsichtsrat einmütig Rosinski und Lutz, die ebenfalls anwesend waren, ins Gebet genommen haben, Ruhe in der TOO zu wahren. Die Drohung mit personellen Konsequenzen steht zudem offenbar immer noch im Raum, sollte der Burgfrieden – von wem auch immer – gebrochen werden.

Stadt und TOO stehen nämlich vor schwierigen Verhandlungen mit dem Land um die Theaterverträge. Oberbürgermeister Bernd Wiegand hatte am vergangenen Donnerstag bei Kultur-Staatsminister Rainer Robra (CDU) in Magdeburg die Verhandlungen dazu aufgenommen. Die Stadt würde gerne schon für 2018 einen höheren Landeszuschuss bekommen. Für das kommende Jahr gilt indes noch der alte, 2013 ausgehandelte Theatervertrag. Die Magdeburger Staatskanzlei erklärte auf StäZ-Anfrage, eine Erhöhung der Zuschüsse für 2018 stehe derzeit nicht zur Debatte. Man nehme die Verhandlungen mit Halle gerade planmäßig auf, um im Frühjahr erste Ergebnisse für die dann beginnenden Haushaltsplanungen im Land für 2019 zu haben und somit für die neuen Theaterverträge, so ein Sprecher gegenüber der Städtischen Zeitung. Bei dem Treffen am Donnerstag habe man sich auf die Einsetzung einer entsprechenden Arbeitsgruppe aus Vertretern der Stadt und des Landes verständigt.

Also keine höheren Landeszuschüsse für 2018, obwohl die halleschen Bühnen höhere Finanzhilfen in Millionenhöhe bräuchten? In TOO-Kreisen hofft man noch auf ein Einlenken des Landes angesichts höherer Steuereinnahmen. Oberbürgermeister Bernd Wiegand ließ eine entsprechende StäZ-Anfrage bisher unbeantwortet. Nach StäZ-Informationen soll er jedoch nach dem Treffen in Magdeburg intern erklärt haben, höhere Landeszuschüsse auch für 2018 seien nicht ausgeschlossen. Es werden also schwierige Verhandlungen. Ein TOO-interner Burgfrieden kann da, so sehen es die allermeisten Beteiligten, nur gut sein.

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siggivonderheide@me.com
6 Jahre her

Schon merkwürdig, zwei erwachsene, gebildete und kulturell sozialisierte Männer brauchen Mediation und Maßregelung. Wieviel Profilneurose ist eigentlich erlaubt?