Himpelchen war ein Heinzelmann und Pimpelchen in der SPD

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Je mehr Alkohol im Kopfe ist, desto besser lässt sich Politik machen.
(Jaroslav Hasek, „Die Partei des maßvollen Fortschritts…“)

StäZ-Kolumnist Thomas Schied, Foto: Hannah Schied

„Herr K., Posts auf meiner Seite, einer Seite, die in zwei Jahren gerade mal 339 Likes gewinnen konnte, erregen in der Öffentlichkeit praktisch überhaupt kein Interesse. (Der Einzige, der hier regelmäßig mitliest, ist der Kollege Eric Eigendorf. Der will aber auch irgendwann mal noch Ministerpräsident werden und muss deshalb jeden potentiellen Mitbewerber im Auge behalten.) Und weil’s niemand liest, führe ich hier manchmal öffentliche Selbstgespräche. Das hilft ein wenig beim Versuch der Bewältigung von Folgen eines Kneipenscherzes von vor über zwei Jahren.“

Diesem Eintrag auf meiner Facebookseite war eine Diskussion über belegte Brötchen, den Pressekodex und das ISEK 2025 (Selber googeln!) vorangegangen. Eine Antwort auf die ursprüngliche Frage zur Öffentlichkeit des Brötchenbüffets in den Fraktionssitzungen der Linken hat der Journalist nie bekommen, auch jetzt nicht, da er Chefredakteur geworden ist und ich für seine Zeitung Kolumnen schreiben darf. Ich halte dicht und werde zu dieser Frage auch nicht mehr behelligt.[ds_preview]


Ich will aber nicht verschweigen, dass ich mir vom Chefredakteur auch schon mal eine Verwarnung eingehandelt habe, wenn auch unter völlig anderen Umständen.

Es gibt Chefredakteure, die in ihrer Freizeit auch mal als Aushilfsschiedsrichter auf dem Platz stehen. „Schiri, da rocht eener am Spielfeldrand“, hatte der Trainer der gegnerischen Mannschaft beim Fußballspiel meines Sohnes laut über den ganzen Platz gebrüllt und mich meine E‑Zigarette hektisch wieder in der Hosentasche verstauen lassen. Das Spiel war spannend und ich hatte völlig vergessen, wo ich mich befand. Dabei hatte ich einige Tage zuvor erst einen SPD-Antrag zur Rauchfreiheit auf Sport- und Spielplätzen unterstützt. Kollege Eric (SPD) hatte mit seinen Ausführungen maßgeblich dazu beigetragen, dass die halleschen Sozialdemokraten fest auf meine Stimme zählen konnten. Und dann passiert mir so etwas. Zum Glück war kein Sozialdemokrat auf dem Platz. Es hat auch sonst niemand bisher davon erfahren. Der Schiri hat mich verwarnt und die Angelegenheit für sich behalten. Gute Journalisten müssen nicht jede private Verfehlung eines Politikers in der Öffentlichkeit ausbreiten.

Einige Wochen nach diesem Vorfall war ich bei einem Auswärtsspiel in Halle-Neustadt – Erics Wahlbereich. Die Spielerväter der Heimmannschaft standen alle (!) mit einem Bier in der einen und einer Kippe in der anderen Hand am Spielfeldrand. Ich habe mir dann vorgestellt, wie Eric hier auftaucht und seinen potentiellen Wählern erklärt, dass sie damit aufzuhören haben. Ich glaube aber, dass sie sich noch an die alte Regel erinnert hätten, dass man Kleine nicht verhauen soll. Mich beschlich irgendwann der Gedanke, ob es sein könnte, dass manche Sozialdemokraten den Draht zu den Leuten, die in früheren Zeiten mal ihre Wähler waren, verloren haben?

Sigmar Gabriel schreibt im letzten Spiegel bezogen auf die USA: „Wer die Arbeiter des Rust Belt verliert, dem werden die Hipster in Kalifornien auch nicht mehr helfen.“ Und dann fragt er sich, ob die SPD noch nah genug dran sei an vergleichbaren Teilen der Gesellschaft in Deutschland.

Ich habe mich danach gefragt, an welchen Teilen der Gesellschaft die Sozis überhaupt noch dran sind? In Halle habe ich den Eindruck, dass sie sich stark bemühen, es jedem irgendwie recht machen zu wollen. Imho erhöht das das Risiko ungemein, dass man sich am Ende eher überall unbeliebt macht. Naja, mir kann’s auch egal sein, wie erfolgreich die SPD ihre „Selbstverzwergung“ vorantreibt.

Wenn man sich nur mal das Verhalten zur „Hasi“ betrachtet. Da stimmt die SPD gegen ein (irgendwie auch) linkes Projekt, weil man es sich nicht mit einigen Anwohnern und vielen „ordentlichen“ Bürgern verscherzen will. Gleichzeitig stellt man einen Antrag, der vorgeblich den Hasis helfen soll, obwohl klar ist, dass dieser Antrag völlig sinnlos ist. Mein Tipp: An Ende werden sich die einen nach links verabschieden und die anderen gehen lieber zum „ordnungspolitischen“ Original rechts von der SPD. Was für ein Trauerspiel. Nach der Abstimmung am Mittwoch hat eine Kollegin von den Grünen auf Facebook geschrieben:„Ich trink mir jetzt die Sozen schön oder jedenfalls halbwegs erträglich…“

Mein Kommentar dazu: „Man kann gar nicht so viel trinken…“

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Detlef Wend
6 Jahre her

Um sich Sozen schön zu trinken, würde ich doch eher Rotwein empfehlen 😉