Scheibe A ist vom Markt

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Hochhausscheibe A in Halle-Neustadt, Foto: StäZ
von Felix Knothe

Es wird vorerst keine Versteigerung der Scheibe A in Halle-Neustadt geben. Das Hochhaus, das erst am 24. September Gegenstand eines erfolgreichen Bürgerentscheids war, wird vielmehr wohl nicht auf offener Bühne, dafür aber in einem möglicherweise sogar geordneten Verfahren verkauft. Scheibe A ist vom Markt. Darauf deuten zumindest die zum Teil nebulösen, bei genauem Hinhören aber dann auch wieder klaren Worte hin, die der sogenannte Nachtragsliquidator der früheren Scheibe-A-Besitzergesellschaft Harald Neumeister am Mittwoch machte, nachdem der Versteigerungstermin geplatzt war.

Nur rund zehn Minuten dauerte der Versteigerungstermin für die Scheibe A am Amtsgericht. Dann war die Auktion schon wieder geplatzt. Foto: StäZ

Neumeister erklärte in der Verhandlung kurzerhand, er habe rund eine Million Euro an die Gerichtskasse überwiesen, so dass die Gläubiger, die die Versteigerung angestrengt hatten, ausgezahlt werden können. Das Gericht bestätigte den Eingang der Zahlung und stellte das Verfahren einstweilig ein[ds_preview]

Nachtragsliquidator Harald Neumeister, Foto: StäZ

Neumeister hatte damit als neue Größe in Sachen Scheibe A die Bühne betreten und klargemacht, dass an ihm in den nächsten Wochen niemand vorbei kommt. Immerhin: Es gibt seit Jahren wieder ein Gesicht, das für die Scheibe A steht und sprechen kann. Woher allerdings das Geld stammt, und welcher Plan nun genau hinter dem Ganzen steckt, dazu gab Neumeister auch auf hartnäckige Nachfrage unter anderem der Städtischen Zeitung nur ausweichende Antworten. Ob es etwa einen Zusammenhang zwischen der Million und einem späteren Verkauf der Scheiben durch ihn an einem Investor gebe? „Das ist nicht auszuschließen“, so Neumeister.

Nicht auszuschließen also, dass bereits ein Investor hinter den Kulissen die Fäden zieht und via Neumeister die Zwangsversteigerung und damit ein „Windhundrennen“ (Neumeister) verhindert hat. So bliebe die Gewinnmarge, die durch die 30 Jahre lange Vermietung der Scheibe an die Stadt als Verwaltungsstandort ausgeschöpft werden könnte, möglichst hoch.

Auch auf StäZ-Nachfrage wurde außerdem deutlich: Neumeister bekam den Auftrag, die aufgelöste britische Limited-Gesellschaft in Sachen Scheibe A zu vertreten auf Antrag der Stadt bereits im Mai dieses Jahres vom Registergericht in Stendal. Die britische Limited gibt es nicht mehr, so dass Neumeister selbst schalten und walten kann. Er liquidiert das Vermögen der Limitied im Nachtrag. In wessen Interesse – das bleibt offen.

Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), der sich stark für die Revitalisierung des Hochhäuserkomplexes im Zentrum Halle-Neustadts engagiert, dürfte jedenfalls zufrieden sein, wenn Neumeisters Prognose eintritt: „Die Wege sind jetzt offen und möglicherweise spekulationsfreier als vorher.“ Wiegand selbst sagt nur so viel zum ganzen Thema: „Unser Ziel war es, das Interesse auf die Weiterentwicklung der Hochhausscheibe A zu lenken. Das ist uns mit den zahlreichen Aktivitäten und wichtigen Entscheidungen der vergangenen Monate gelungen. Die weiteren Schritte im Rahmen des Eigentumsüberganges sind zunächst abzuwarten. Dies schließt auch die möglichen Pläne des Eigentümers ein.“

Eine Unwägbarkeit bleibt jedoch. Die Immobilienfirma des Besitzers der Scheibe C Michael Schmidt macht noch eine Grundschuld für die Scheibe A geltend. Höhe: rund 500.000 Euro. Es könnte einer der letzten Stolpersteine sein, denn dem Vernehmen nach könnte Neumeister diese Grundschuld anzweifeln. Neumeister äußerte sich zu dieser Frage nicht. Auch Schmidt lehnte am Mittwoch eine Stellungnahme ab.

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