Bühnen Halle: Aus für Geschäftsführer Rosinski

Der Geschäftsführer der Bühnen Halle Stefan Rosinski muss gehen. Ihm werden wohl vor allem die nachhaltig zerrütteten interne Verhältnisse zum Verhängnis.

1
TOO-Geschäftsführer Stefan Rosinski (Foto: xkn/Archiv)

Halle/StäZ – Die nächste aufsehenerregende Personalentscheidung an den Bühnen Halle: Der Vertrag mit Geschäftsführer Stefan Rosinski wird nicht verlängert. Das entschied der Aufsichtsrat der Theater, Oper und Orchester GmbH (TOO) am Dienstag. Nach StäZ-Informationen votierten fünf Aufsichtsratsmitglieder gegen Rosinski, drei für ihn. Damit läuft sein Vertrag im Sommer 2021 aus. Wie es nun weitergeht soll laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung im März im Aufsichtsrat erörtert werden.[ds_preview]

Rosinski war 2016 als Nachfolger von Rolf Stiska Geschäftsführer der TOO geworden und damit der starke Mann an den Bühnen Halle. Bei ihm laufen qua Gesellschaftsvertrag die geschäftlichen Fäden von Oper/Ballett, neuem theater, Thalia und Puppentheater zusammen. Ein Großteil seiner Amtszeit war jedoch von der internen und zunehmend auch externen Auseinandersetzung um Opernintendant Florian Lutz geprägt. Zu dominant soll Rosinski intern aufgetreten sein. Lutz und nt-Intendant Brenner opponierten öffentlich gegen Rosinski, dem sie unter anderem Einmischung in die künstlerischen Belange ihrer Häuser vorwarfen – und intrigantes Verhalten. Rosinski trat dem nur selten öffentlich entgegen. Zunächst schien es, als habe er sich mit der Nichtverlängerung für Florian Lutz TOO-intern durchgesetzt. Auch Brenners Kontrakt wurde nur mit knapper Mehrheit verlängert. Auch an der Bestellung von Ariane Matiakh zur Generalmusikdirektorin, die sich bereits vor Amtsantritt als Gegenspielerin von Lutz in Stellung brachte, hatte Rosinski eine entscheidende Aktie. Ihr Abschied nach nur fünf Monaten Amtszeit soll nun jedoch einer der letzten Mosaiksteine für Rosinskis Nichtverlängerung gewesen sein. „Das hat am Ende das Fass zum Überlaufen gebracht“, beschreibt ein Insider den schleichenden Erosionsprozess von Rosinskis TOO-interner Autorität. Am Ende soll Rosinski beispielsweise keinen der Intendanten mehr auf seiner Seite gehabt haben.

Und auch im Aufsichtsrat hat sich die Stimmung offenbar entscheidend gedreht. Am Ende haben wohl mutmaßlich Arbeitnehmervertreter und Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) als ausschlaggebende Stimmen den Daumen gesenkt, heißt es aus TOO-Kreisen. Die Nichtverlängerung ist dennoch eine Überraschung. Lange hatten hallesche Kommunalpolitiker – auch Wiegand – Rosinskis Verdienste um die TOO in den Vordergrund gestellt. Nach den jahrelangen Kürzungsdiskussionen um die hallesche Kultur war es unter Rosinskis Ägide gelungen, an der Front Ruhe an die Bühnen Halle zu bekommen. Der von Rosinski maßgeblich mitverhandelte neue Theatervertrag mit dem Land wird in Halle als das seinerzeit maximal erreichbare Ergebnis gesehen. Auch die internen Geschäftsabläufe soll Rosinski gestrafft haben. „Die Zahlen stimmen“, war immer wieder anerkennend aus dem Stadtrat zu hören.

Was nicht stimmte, war offenbar die Stimmung. „Er hatte sich am Ende mit allen in der TOO angelegt“, sagt ein Kenner der Materie zur StäZ. Bringt Rosinski seine noch die kommende Spielzeit umspannende Amtszeit zu Ende, steht an den Bühnen Halle im Sommer 2021 ein Neuanfang auf breiter Linie bevor. Denn dann beginnt nicht nur die neue Opernintendanz des bereits nominierten Walter Sutcliffe, sondern es kommt auch ein neuer Geschäftsführer oder eine neue Geschäftsführerin und voraussichtlich auch eine oder ein neuer GMD. Einzig die Intendanten Matthias Brenner (nt) und Christoph Werner (Puppentheater) bleiben. Für sie beginnt dann eine neue Amtszeit. An den Bühnen Halle sorgte die Nachricht vom bevorstehenden Rosinski-Abschied dem Vernehmen nach für weitgehend positive Reaktionen. „Die große Mehrheit an den Bühnen Halle wünscht jetzt den Neuanfang“, sagte ein TOO-Mitarbeiter zur StäZ. „Und man will endlich einmal Ruhe haben.“

Ob die überraschende Entscheidung allerdings tatsächlich Ruhe bringt, bleibt abzuwarten. Dem Vernehmen nach soll Rosinski im Aufsichtsrat auf mehrere große Baustellen hingewiesen haben, die durch die Nichtverlängerung entstünden. So ist nach dem vorzeitigen Abschied von Ariane Matiakh als GMD die Konzertsparte derzeit führungslos. Rosinski soll es abgelehnt haben, sich in die Suche nach einem neuen GMD und in das Konzertmanagement in der Zwischenzeit einzubringen, soweit es über seinen Geschäftsführervertrag hinausgehe. Auch der Intendantenwechsel an der Oper bringe Probleme mit sich, die nur durch einen Geschäftsführer mit weiterreichendem Arbeitsvertrag geregelt werden könnten, soll Rosinski im Aufsichtsrat gesagt haben.

Stefan Rosinski war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Sie lesen eine aktualisierte Fassung eines früheren Beitrags.

[bws_pdfprint display=„pdf,print“]

2 1 vote
Article Rating
Subscribe
Benachrichtigen Sie mich zu:
1 Kommentar
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
View all comments
siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

Wie kurzsichtig darf ein Aufsichtsrat sein? Niemand muss einen Geschäftsführer mögen. Was Herr Rosinski geschafft hat, die Konsolidierung der Finanzen und die Zurücknahme der Gehaltskürzungen bei den nicht künstlerischen Mitarbeiter*innen seien hier genannt, findet in dieser Entscheidung keine Berücksichtigung. Es wird nach Sympathie, nicht nach Kompetenz entscjieden. Kulturkindergarten, aber in Wiegandland durchaus üblich. Zeit für Fremdscham.