Trothaer Wäldchen: Umstrittener „Waldumbau“ beginnt

Die Fällungen von hunderten Robinien in dem Waldstück dürfen beginnen. Stadt spricht von Kompromiss, Umweltschützer wollen weiter protestieren.

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Trothaer Wäldchen am Montagmorgen. (Foto: xkn)

Halle/StäZ – Noch war am Montagmorgen alles ruhig im sogenannten Trothaer Wäldchen zwischen Mötzlicher Straße und Karl-Ernst-Weg. Doch die im Herbst von der Stadtspitze verordnete Schonfrist ist vorbei. Die Stadt hat angekündigt, dass die umstrittenen Baumfällungen der Deutschen Bahn in diesen Tagen beginnen werden. Man habe mit dem Konzern, der auf dem Gelände Ausgleichsmaßnahmen für den Bau des halleschen Güterbahnhofs vornehmen und dabei den Robinienhain durch neue, heimische Gehölze aufwerten soll, einen Kompromiss erzielt, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung dazu. Demnach habe man sich auf kleinstmögliche Eingriffe geeinigt. Naturschützer kritisieren die Maßnahme nach wie vor als überflüssig und schädlich.[ds_preview]

OB-Grundsatzreferent Oliver Paulsen, auch verantwortlich für den kommunalen Klimaschutz, sagte laut Mitteilung: „Es werden acht Lichtinseln geschaffen, auf denen einheimische Eichen gepflanzt werden. Dadurch wird die ökologische Wertigkeit des Wäldchens erhöht.“ Zudem würden die in diesen Bereichen bereits voriges Jahr geringelten Robinien – die Ringelungsaktion hatte damals die Bürger- und Umweltschützerproteste gegen das Projekt ausgelöst – gefällt und zum Großteil als Totholz im Wald gelassen. Vor der Fällung würden die Bäume auf Bruthöhlen untersucht. Alle übrigen Bäume würden erhalten. Damit beschränke sich die Aktion zum ökologischen Umbau auf lediglich 0,45 Hektar und damit auf lediglich 3,6 Prozent der insgesamt 12,5 Hektar großen Fläche des Wäldchens.

Trothaer Wäldchen am Montagmorgen. (Foto: xkn)

Umweltschützer kritisieren auch diesen Kompromiss. Sie stellen überhaupt in Frage, dass der Robinienwald einer ökologischen Aufwertung bedürfe. „Wir kennen den jetzigen Kompromiss nicht, und auch das Lichthofkonzept ist uns nicht bekannt“, sagte der Regionalverbandsvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Ralf Meyer zur Städtischen Zeitung. „Aber wir waren vor Ort und haben festgestellt, dass in dem Wald eine große Artenvielfalt herrscht. Dort leben geschützte Arten wie der Rotmilan, und dort findet Naturverjüngung statt“, so Meyer. Naturverjüngung bedeutet, dass sich der Wald auf natürliche Art aus sich selbst heraus und aus eingetragenen Saaten verjüngt. „Uns ist unverständlich, warum man dort so eingreift“, so Meyer. „Man hätte einen Waldumbau sinnvoller in der Dölauer Heide veranstalten können.“

Schülerin Magda Riede engagiert sich mit anderen für das Trothaer Wäldchen. (Foto: xkn/Archiv)

Auch Umweltschützerin Magda Riede, die sich bereits im Herbst an die Städtische Zeitung gewandt hatte, ist vom sogenannten Kompromiss enttäuscht. „Die genaue Durchführung der Maßnahmen ist fraglich“, teilte die 15-Jährige in einer Pressemitteilung mit. Zudem sei es widersprüchlich, dass die Bahn einerseits mit Klimaschutz werbe, andererseits aber solch eine klimaschädigende Maßnahme durchführe. Zudem würden auch weiterhin gesunde Bäume gefällt werden müssen, ist Riede überzeugt. Riede will selbst die bereits geringelten und damit dem allmählichen Absterben geweihte Bäume erhalteb. Diese könnten noch fünf Jahre lang Schutz- und Brutstätten für Vögel sein.

Weitere Proteste gegen die Fällaktionen sind angekündigt.

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siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

Einheimische Bäume werten also diesen Wald von fremden Gewächsen auf. Interressante Variante von Nationalismus? Geht vielleicht etwas zu weit, oder nicht? Sicher ist nur dass Robinien sehr resistent gegen die Folgen von Klimawandel sind was man von Eichen nicht behaupten kann.