Petition zur Oberstufe: Mehr Geschichtsunterricht wagen

Landesschülerrat und Geschichtslehrerverband fordern, dass Schüler der Oberstufe Geschichte als Leistungskursfach wählen dürfen.

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Das Landesgymnasium „Latina – August Hermann Francke“ in Halle. Auch hier gilt seit diesem Schuljahr die neue Oberstufenverordnung.(Foto: xkn/Archiv)

Halle/StäZ – Im Schatten der großen Debatten um Lehrermangel und ein bevorstehendes Volksbegehren darüber sorgt derzeit auch ein anderes Schulthema für anhaltende Diskussionen im Land. Der Landesschülerrat und der Geschichtslehrerverband protestieren gegen die in diesem Schuljahr erstmals greifende Oberstufenreform vom letzten Jahr, weil sie die geisteswissenschaftlichen Unterrichtsfächer benachteilige. Sie haben eine Online-Petition gestartet mit dem Ziel, dass Geschichte als zusätzliches Leistungsfach beim Abitur eingeführt wird. Nach der Reform, die wieder die Unterscheidung in Grund- und Leistungsfächer in der gymnasialen Oberstufe eingeführt hatte, war Geschichte zum verpflichtenden Grundkurs erklärt, anders als in mehreren anderen Bundesländern jedoch nicht als Leistungsfach anerkannt worden.[ds_preview]

Landesschülerrat und Geschichtslehrerverband sehen darin eine Benachteiligung nicht nur des Faches, sondern der Gesellschaftswissenschaften allgemein. Geschichte sei das einzige gesellschaftswissenschaftliche Fach, das in Sachsen-Anhalt überhaupt in einer schriftlichen Abiturprüfung anwählbar sei, so die Initiatoren. Das jedoch ausschließlich auf Grundkursniveau und damit dreistündig, statt bisher vierstündig. Demgegenüber hätten mathematisch, naturwissenschaftlich sowie sprachlich interessierte Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mehrere MINT-Fächer und Fremdsprachen als fünfstündigen Leistungskurs zu belegen. „Damit benachteiligt das Ministerium alle Schülerinnen und Schüler mit gesellschaftswissenschaftlichen Interessen beziehungsweise Studienwünschen und stellt Geschichte trotz des von Politikern immer wieder betonten hohen Stellenwertes historisch-politischer Bildung zurück“, heißt es im Petitionstext. Auch sei Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich das einzige Bundesland, wo Abiturientinnen und Abiturienten keine Möglichkeit haben, Geschichte als Leistungskurs anzuwählen. Damit beschreite Sachsen-Anhalt einen fragwürdigen Alleingang.

Das Bildungsministerium hatte bei der Ankündigung der Reform im Frühjahr dagegen darauf hingewiesen, dass Geschichte in Sachsen-Anhalt beim Abitur einbringungspflichtig ist und man damit über die Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK) und auch über die Regelungen in manch anderen Bundesländern hinausgehe. Der deutsche Historikerverband dagegen spricht von einer „Marginalisierung des Geschichtsunterrichts in der gymnasialen Oberstufe“ und unterstützt die Forderungen an die Landesregierung.

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