Tarifstreit am Uni-Klinikum: Arbeitsplatzgarantie adé?

Mit einem Warnstreik hat die Gewerkschaft Verdi ihren Druck auf den Vorstand des Uni-Klinikums in Halle erhöht. Doch nicht alle Mitarbeiter sehen Vorteile in einem neuen Tarifvertrag.

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Trillerpfeifen und Plakate: Viele Mitarbeiter des Uni-Klinikums in Halle wollen schon ab 2021 den Landes-Tarifvertrag. Es gibt aber auch Zweifel. (Foto: Jan Möbius)
Trillerpfeifen und Plakate: Viele Mitarbeiter des Uni-Klinikums in Halle wollen schon ab 2021 den Landes-Tarifvertrag. Es gibt aber auch Zweifel. (Foto: Jan Möbius)

Halle/StäZ – Mit einem Warnstreik haben vor allem Schwestern und Pfleger des Universitätsklinikums Halle (UKH) am Montag Forderungen an ihren Arbeitgeber auf den Punkt gebracht: Sie wollen mehr Geld für ihre Arbeit – so schnell wie möglich. Etwa 400 Mitarbeiter sind einem Warnstreik-Aufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt. Laut Verhandlungsführer Wolfgang Pieper waren dazu alle nicht-ärztlichen Beschäftigten aufgerufen. Verdi war am Ende zufrieden mit der Streikbeteiligung. Doch am Rande gab es auch Kritik an den Forderungen der Gewerkschaft – und zwar von Teilen betroffenen Angestellten selbst.[ds_preview]

Folgte man am Montag nicht nur den Reden der Streikenden oder den Ausführungen von Verdi und dem Landtagsabgeordneten Hendrik Lange (Die Linke), hörte man am Rande auch andere, nachdenkliche Töne. Etwa aus einer Gruppe von drei Schwestern, die im Rahmen der zwischen der Klinik und Verdi beschlossenen Notdienstvereinbarung die Betrieb auf den Stationen am Laufen hielten. „Mehr Geld muss sein. Das ist klar. Aber gleich den Tarifvertrag des Landes?“, sagte eine der Pflegerinnen. Ihren Namen wollte sie nicht preisgeben. „Es wird schon kontrovers über die Forderungen von Verdi diskutiert“, sagte die 22-Jährige. Sie sehe die größte Gefahr in einem möglichen Verlust der Arbeitsplatzgarantie, die der aktuelle Haustarifvertrag biete. „Man darf nicht ausschließlich auf das Geld gucken. Wir werden mit einem Landes-Tarif sicherlich eine Menge aufgeben müssen.“

Gewerkschaft Verdi geht es um das Geld

Gedanken, die bei Verdi zumindest in den öffentlichen Verlautbarungen keine Rolle spielen. Der Gewerkschaft geht es um die Bezahlung der Angestellten im Universitätsklinikum Halle: „Wir drehen uns seit mehreren Verhandlungsrunden zur Angleichung an den Tarifvertrag der Länder im Kreis. Die Arbeitgeberseite ist nicht gewillt, die Einkommen der Beschäftigten 2021 vollständig an das Niveau des Tarifvertrages der Länder anzugleichen“, so Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper. Trotz einer verbesserten Refinanzierung der Personalkosten für Pflegekräfte wolle das hallesche Uni-Klinikum erst 2022 eine teilweise Angleichung vornehmen. „Mit dem letzten Angebot würde dann immer noch ein großer Teil der Beschäftigten hinterherhängen“, so Pieper.

Klinikum stößt Tarifverhandlungen selbst an

Der Klinikumsvorstand erklärte, den Warnstreik und die Nutzung dieses Grundrechts zu respektieren. „Wir finden es aber sehr bedauerlich, dass Verdi trotz unseres sehr attraktiven Angebotes dazu aufgerufen hat“, so Christiane Becker, die Direktorin des Pflegedienstes und Verhandlungsführerin auf Seiten des UKH. Becker bestätigte StäZ-Informationen, dass die Tarifverhandlungen nicht auf Bestreben der Gewerkschaft Verdi zustande gekommen sind. Das Klinikum habe sie im Frühjahr angestoßen, mit dem Ziel, „bedürfnisorientierte Arbeitsbedingungen mit einer wertschätzenden Vergütung weiter auszubauen“. Das Angebot des Klinikums sehe im Kern eine einhundertprozentige Angleichung an den Landes-Tarifvertrag (TV‑L) in vier Stufen bis zum 1. September 2021 vor. Zudem beinhalte das Angebot eine Verbesserung der Sonderzahlungen sowie zahlreiche arbeitserleichternde Maßnahmen. Grundsätzlich werde dabei auch auf den Erhalt der wirtschaftlichen Stabilität und einer langfristige Standort- und Arbeitsplatzsicherung Wert gelegt.

Konkret beinhalte das aktuelle Angebot des UKH vom 24. Oktober unter anderem eine Beschäftigungssicherheit bis Ende Juli 2022, eine Angleichung an den TV‑L in vier Stufen und im August 2022 die Übernahme der dann gültigen Tabelle zu 100 Prozent, eine Erhöhung der Nachtzuschläge ab 1. April kommenden Jahres und pro Jahr bis 2021 je einen weiteren Urlaubstag für ständige Wechselschichten.

Offen blieb am Montag, wie es im Tarifstreit weitergehen soll. Termine für eine nächste Verhandlungsrunde wurden nicht genannt.

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