Prozess nach Halle-Attentat: Justiz bereitet sich auf Verfahren vor

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Tatort Humboldtstraße. Vor der halleschen Synagoge hatte der mutmaßliche Attentäter Stephan B. am 9. Oktober dieses Jahres kurz nach Mittag eine Passantin erschossen. Zuvor hatte er versucht, in das Gotteshaus zu gelangen. (Foto: xkn/Archiv)

Halle/StäZ – Die Justiz in Sachsen-Anhalt bereitet sich auf den Prozess gegen den Attentäter von Halle vor. Zwar stehe noch nicht fest, wann es zu einer Verhandlung gegen den 27 Jahre alten Stephan B. kommt. Entschieden sei aber, wer den Vorsitz haben wird. Ursula Mertens, bis vor kurzen Richterin am Landgericht Halle und jetzt Vorsitzende Richterin am Oberlandesgericht in Naumburg wird als Verantwortliche für die dortige Staatsschutzkammer über den mutmaßlichen Rechtsterroristen urteilen. Das bestätigte der Sprecher des Justizministeriums in Magdeburg Detlef Thiel gegenüber der Städtischen Zeitung. Eine Meldung der Mitteldeutschen Zeitung, wonach bereits feststehe, dass die Verhandlung in einem Hochsicherheitstrakt des Justizzentrums in Halle stattfinde, wies Thiel aber zurück.[ds_preview]

Es seien im Vorfeld etliche Fragen zu klären. Dazu zähle unter anderem der Platzbedarf. Im Justizministerium gehe man, so Thiel, von einem enormen öffentlichen Interesse an dem Prozess aus. Ob dafür die Kapazitäten im halleschen Justizzentrum ausreichen, das müsse nun zunächst geklärt werden. Offen ist, welche Gebäude entsprechende Räume für einen Prozess dieser Dimension bieten. Stephan B. hatte am 9. Oktober dieses Jahres versucht, in der Synagoge in der Humboldtstraße in Halles Paulusviertel ein Massaker anzurichten. Die Tat scheiterte an einer verschlossenen Tür zum Gelände der Synagoge. Stephan B. erschoss in der Folge vor dem Gotteshaus eine vorbeilaufende Frau und kurz danach einen Mann in einem nahen Dönerladen. Stephan B. wurde später bei Zeitz festgenommen. In ersten Vernehmungen habe er ein antisemitisches und rechtsextremes Motiv eingeräumt.

Noch ist die Humboldtstraße in Halle gesperrt. Am Montag soll sie wieder freigegeben werden. (Foto: Jan Möbius)
Noch ist die Humboldtstraße in Halle gesperrt. Am Montag soll sie wieder freigegeben werden. (Foto: Jan Möbius)

Der Tatort vor der Synagoge in Halle steht seither unter schwerem Polizeischutz. Die Humboldtstraße ist noch immer für den Durchgangsverkehr gesperrt. Das soll sich aber ab Montag ändern, wie die Stadtverwaltung in Halle am Freitag mitteilte. Zwischen Schillerstraße und Paracelsusstraße werde die Sperrung aufgehoben. Das sei so mit der Polizei und der Jüdischen Gemeinde abgestimmt. Ob die zwischenzeitlich eingerichtete mobile Wache der Polizei ebenfalls abgezogen wird, dazu machte die Stadt aber keine Angaben.

Derweil suchen die Bundesanwaltschaft und das Bundeskriminalamt nach weiteren Augenzeugen, um die Ereignisse des 9. Oktober lückenlos aufklären zu können. Die Behörden wollen unter anderem wissen, wer Beobachtungen zum Tatgeschehen, zum Beschuldigten, zu den von ihm genutzten Autos oder direkt an den Tatorten gemacht hat. Zudem suchen die Ermittler nach Besitzern von Bildern oder Videos der Tat, von Stephan B. oder von dessen  genutzten Fahrzeugen. Hinweise können direkt an das Bundeskriminalamt über die Telefon-Hotline 0345/224 17 19 gegeben werden.

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siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

Schön wäre wenn die Verhandlung unter Ausschluß der Öffentlichkeit, nur mit Fachjournalist*innen und ohne Photos stattfände. Einfach keine Bühne für Menschenfeinde. Er ist ein Mörder, das wars. In Neuseeland hatte man sogar geschafft dem Täter in der Öffentlichkeit den Namen zu nehmen. Das ist leider nicht mehr möglich.