Nach OB-Wahlniederlage: Silbersack spricht sich für Lange aus – indirekt

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Konsternierter Kandidat: Andreas Silbersackhat am Sonntag den undankbaren dritten Platz errungen. Noch am Wahlabend gestand er die Niederlage ein und rief zur Abwahl von Amtsinhaber Bernd Wiegand auf. (Foto: Jan Möbius)
Andreas Silbersack im Gespräch mit der Städtischen Zeitung. (Foto: Jan Möbius)

Halle/StäZ – Die erste Runde der OB-Wahl in Halle hat zwar mit einem klaren Vorsprung für Amtsinhaber Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) geendet. Doch zwangen ihn die Wählerinnen und Wähler in die Stichwahl gegen Herausforderer Hendrik Lange (Linke) vom linksgrünen Bündnis. Bereits am Wahlabend dann der politische Aufmerker: Der drittplatzierte Kandidat Andreas Silbersack (FDP), der bei der Wahl auch von der CDU unterstützt wurde, sprach nur Minuten nach der Ergebnisverkündung noch im Stadthaus eine indirekte Wahlempfehlung für Hendrik Lange aus. „Ich bleibe bei dem, was ich immer gesagt habe: Halle braucht den Wechsel“, so Silbersack zur Städtischen Zeitung. Gleichzeitig fügte er aber an: „Es wird aber heute keine Wahlempfehlung für Herrn Lange von mir geben.“ [ds_preview]

Wahlverlierer gratuliert Zweitem: Marco Tullner (CDU, r.), Hendrik Lange (Linke, l.) und Bundestagsabgeordnete Petra Sitte (m.). (Foto: Jan Möbius)

Wie nun? Bei der Stichwahl heißt es ja aber nur: Wiegand oder Lange? Auch auf Nachfrage blieb Silbersack lediglich dabei, seinen Wählern nicht zu empfehlen, Amtsinhaber Wiegand zu wählen, also bei einer indirekten Wahlempfehlung für dessen Herausforderer. „Dieser Oberbürgermeister tut dieser Stadt nicht gut. Die Aufgaben, vor denen die Stadt steht, brennen. Wenn Sie nicht angegangen werden, dann wird mir Angst und Bange.“

Hendrik Lange sagte zu seinem Einzug in die Stichwahl: „Das ist ein erster großer Erfolg und ein Zeichen, dass es mehr Wähler gegeben hat, die nicht mit der Politik des Oberbürgermeisters zufrieden sind.“ Zwar werde es bis zu einem Sieg im zweiten Wahlgang am 27. Oktober ein harter Weg werden. „Aber ich bin optimistisch“, so Lange.

Deutung des Wahlergebnisses: Zweitplatzierter Hendrik Lange im Gespräch mit Medienvertretern. (Foto: Jan Möbius)

Tatsächlich hatte es im Stadthaus am Abend schon erste Annäherungen zwischen den eigentlich sehr gegensätzlichen politischen Lagern gegeben. Vertreter von Rot-rot-grün applaudierten, als das vorläufige Endergebnis verkündet wurde, neben dem eigenen Kandidaten auch Silbersack. Beide Kandidaten gratulierten einander zudem ohne Berührungsängste. Amtsinhaber Wiegand war den ganzen Abend lang gar nicht im Stadthaus erschienen.

Silbersack zeigte sich als fairer Verlierer, der sein eigenes Ergebnis von 22,9 Prozent als „ganz starkes Zeichen“ und „richtig gut“ bezeichnete. „Ich wäre lieber in die Stichwahl gekommen, keine Frage. Aber die Themen, die wir angesprochen haben, waren richtig. Wir hatten auch beste Voraussetzungen. Leider hat es aber knapp nicht funktioniert. Trotzdem nehmen wir Schwung aus dem Wahlkampf mit, und ich freue mich auf die zukünftigen Aufgaben“, so Silbersack.

Die Partei wirbt ebenfalls für Hendrik Lange. Die beiden unterlegenen Kandidaten martin Bochmann (l.) und Dörte Jacobi (r.) gratulierten sich am Abend gegenseitig zu ihrem Abschneiden. Bochmann wurde letzter. (Foto: xkn)

Bleibt die Frage, ob sich auch die CDU, die FDP-Mann Silbersack unterstützt hatte, ebenfalls so deutlich gegen Wiegand und damit für den Linken Hendrik Lange positioniert. CDU-Stadtvorsitzener Marco Tullner wollte sich am Abend nicht festlegen. „Heute ist es zu früh, über eine Wahlempfehlung zu sprechen. Da müssen wir eine Nacht drüber schlafen“, so Tullner. Bei ihm und der CDU herrsche natürlich Enttäuschung. „Dennoch gratulieren wir den Einzüglern in die Stichwahl und wünschen uns 14 Tage fairen Wahlkampf“, so Tullner.

Grünen-Stadtvorsitzende Melanie Ranft. (Foto: Jan Möbius)

Im rot-rot-grünen Lager dagegen demonstrativer Überschwang. SPD-Stadtchef Andreas Schmidt sagte am Abend, Wiegand sei durch das Wahlergebnis „schwer angeschlagen“. 55 Prozent der Wähler wollten den Wechsel. CDU und FDP müssten nun die Frage beantworten, „ob sie den plakatierten Wechsel wollen.“ Grünen-Stadtvorsitzende Melanie Ranft sagte zur StäZ, sie freue sich über das Ergebnis. „Wir schauen jetzt froh und hoffnungsvoll auf die nächsten Tage. Herr Lange hat gute Ergebnisse da, wo die Grünen stark sind. In Neustadt müssen wir aber noch einmal eine Schippe drauflegen. Und dann freuen wir uns auf einen neuen OB in unserer Stadt“, so Ranft.

Martin Bochmann, OB-Kandidat für Die Partei, sagte am Abend zur StäZ zum Thema Wahlempfehlung: „Wir als Die Partei wollen natürlich immer eine Wechselstimmung reinbringen. Bestimmte Sachen zu hinterfragen und neue Leute zu bekommen, gefällt uns ganz gut.“

Bernd Wiegand sprach gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung von einem starken Ergebnis für sich. Die Bürger hätten gezeigt, wen sie als OB wollten. Er habe mit einer Stichwahl gerechnet.

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Angela Köhler
4 Jahre her

Ich will hoffen, dass Herr Lange die Stichwahl am 27.10.2019 gewinnt! Herr Wiegand ist sich immer nur selbst der Nächste gewesen. Seine unglaubliche Arroganz ist nicht mehr zu ertragen! Dass er am Abend nicht im Stadthaus war (oder sich wenigstens vertreten ließ), spricht Bände…