Amoklauf von Halle: 40-jährige Autogrammjägerin aus Halle wird zum ersten Opfer

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Jana L. (rechts) sammelte aus Leidenschaft Autogramme und traf Stars, hier Sängerin Ella Endlich, immer in vorderster Linie. (Foto: Privat)
Jana L. (rechts) sammelte aus Leidenschaft Autogramme und traf Stars, hier Sängerin Ella Endlich, immer in vorderster Linie. (Foto: Privat)

Halle/StäZ – Einen Tag nach dem Amoklauf mit zwei Toten in Halle haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) angekündigt, am Donnerstag in die Saalestadt zu reisen. Beide wollen sich in Begleitung des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus Felix Klein mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde treffen. Seehofer kündigte zudem an, über die aktuellen Erkenntnisse und den Ermittlungsstand informieren zu wollen. Bisher schweigen die zuständigen Behörden zu den Hintergründen der Tat und zur Identität der Opfer. Nach Informationen der Städtischen Zeitung soll es sich bei der Frau, die vor der Jüdischen Synagoge im Paulusviertel erschossen wurde, um die 40 Jahre alte Jana L. handeln. Die Frau war vielen Hallensern wegen ihrer Leidenschaft zum Sammeln von Autogrammen bekannt und oft in vorderster Fan-Linie zu finden. Am Mittwochmittag wurde sie von dem 27 Jahre alten Stephan B. mit vier Schüssen in den Rücken erschossen.[ds_preview]

Jana L. wohnte unweit jenes Ortes, an dem sie am Mittwoch ihr Leben verlor. Wohin sie ihr Weg am Mittwochmittag führen sollte, ist nicht bekannt. Die 40-Jährige war wohl zufällig in der Humboldtstraße vom Wasserturm kommend unterwegs, als Stephan B., der nach StäZ Informationen aus Eisleben stammen soll, gerade versuchte, die Tür zum Garten der Synagoge mit einer offenbar selbst gebauten Bombe zu sprengen. Ein Video, das der Täter live ins Internet übertrug, zeigt, wie Jana L. den Mann dabei im Vorrübergehen ansprach. Stephan B. antwortete ihr nicht und griff sofort zu einem Maschinengewehr. Sekunden später war Jana L. tot.

Die 40-Jährige war seit Jahren auf nahezu allen Veranstaltungen mit Prominenten anzutreffen. Ihr Ziel: Autogramme in jeglicher Form sammeln. Auch Bundespräsident Steinmeier hat im Album der Hallenserin schon unterschrieben. Sie konnte das Autogramm des Staatschefs im Februar am Rande des Steinmeier-Besuchs in Halle-Neustadt ergattern. Reporter erlebten sie bei solchen Terminen als stets freundliche, liebenswerte Person, die immer ein Lächeln auf den Lippen hatte, auch wenn das Warten auf ein Autogramm zuweilen sehr lange dauerte. Ein offenbar durch und durch positiver Mensch.

Jana L. war aber wegen ihrer Autogramm-Leidenschaft auch über die Grenzen Halles hinaus bekannt. Überregionale Magazine wie die „Superillu“ veröffentlichten bundesweit Berichte über das Hobby der Hallenserin. Mehrere hundert Autogramme hat Jana L. im Lauf der Jahre zusammengesammelt, darunter die Sängerinnen Ella Endlich, Lucy Diakovska und Sandy Mölling von den „No Angels“, Andra Berg und Top-Star Helen Fischer. Von allen Zusammentreffen mit ihren Idolen entstanden immer auch Erinnerungsfotos, die Jana L. gern in sozialen Netzwerken teilte.

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Karoline Makosch
4 Jahre her

So traurig.