Laternenfest: Ideenwettbewerb der OB-Herausforderer

Das Laternenfest soll verändert werden. Aber wie? Wir haben die Kandidaten fürs OB-Amt gefragt.

0
Das Laternenfest soll neu aufgestellt werden, fordert Halles OB Wiegand. Er will, dass die Bürger dazu Vorschläge machen. Eigene Ideen brachte er bisher nicht ein. (Foto: xkn)
Das Laternenfest soll neu aufgestellt werden, fordert Halles OB Wiegand. Er will, dass die Bürger dazu Vorschläge machen. Eigene Ideen brachte er bisher nicht ein. (Foto: xkn)

Halle/StäZ – Die Laternenfest-Pressekonferenz am jeweiligen Sonntagnachmittag gilt seit Jahren als einer der letzten Programmpunkte der Party an der Saale. In der Regel berichtet die Stadtspitze der Presse von neuen Besucherrekorden und einem rundum gelungenen Fest. In diesem Jahr jedoch war das anders: Rathausspitze und des Stadtmarketing schlugen leisere Töne an. Und Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) rief überraschend einen Ideenwettbewerb aus: Das Fest wolle er ab dem kommenden Jahr neu ausrichten. Bis Jahresende sollen die Hallenser dazu bei der Stadt Vorschläge einreichen. Man wolle die Bürger mehr mitnehmen, so Wiegand. Fast eine Woche nach dem Laternenfest 2019 hört und liest man aber von dem Ideenwettbewerb nichts mehr. Noch dazu: Wiegand nannte bisher keine konkreten Gründe, warum er das Fest neu ausrichten will oder was die Stadtverwaltung in diesem Jahr gar gestört haben könnte. Der Rathauschef blieb am Sonntag zudem den Rahmen für den Ideenwettbewerb schuldig. Über seine ganz eigenen Laternenfestvisionen sprach er ebenfalls nicht. Grund für die Städtische Zeitung, einmal die Herausforderer des Oberbürgermeisters spontan um ihre Ideen für Halles wichtigstes Fest zu fragen. [ds_preview]

Andreas Silbersack (Foto: privat)
OB-Kandidat Andreas Silbersack (Foto: privat)

„Halles Laternenfest soll auch in Zukunft einzigartig bleiben. Es darf durch eine neue Ausrichtung nicht in der Beliebigkeit untergehen“, meint der gemeinsame OB-Kandidat von FDP und CDU Andreas Silbersack. Zum Fest an der Saale gehörten für ihn „traditionell fröhliche Kinder mit Laternen, der Bootskorso, das Entenrennen und natürlich ein Höhenfeuerwerk, das man mit der Feuerwerksmusik von Halles berühmten Komponisten untermalt“. Damit hob Silbersack auf die von Wiegand getroffene Entscheidung ab, in diese Jahr das Höhenfeuerwerk aus Gründen des Brandschutzes lieber nicht abbrennen zu lassen. Warum es dennoch Feuerwerk in der als Ersatz organisierten Lasershow gab, das erklärte Stadtsprecher Drago Bock auf Nachfrage der Städtischen Zeitung nicht.

„Nicht der Moderne verschließen“

Silbersack sieht wie Wiegand auch, dass man sich Gedanken über die zukünftige Ausrichtung eines der größten Volksfeste Mitteldeutschlands machen müsse. „Man darf sich auf keinen Fall der Moderne verschließen. Ich denke, dass wir die Kernthemen und Kernpunkte des bisherigen Festes optimieren können“, so Silbersack. Er meint, dass es ungenutzte Potenziale gebe. „So braucht es ein Soundkonzept aus einer Hand auf dem Festgelände. Das Höhenfeuerwerk kann man von vielen Stellen aus sehen. Es ist technisch möglich, dann auch ein einheitliches Soundsignal auf alle Boxen zu bringen und auch die Feuerwerksmusik synchron abzuspielen.“ Dazu gehöre aber auch, dass vorbeifahrende Boote mit Firmenfeiern nicht die Veranstaltungen auf dem Festgelände störten. Darüber konnte man in diesem Jahr vor allem in Internetforen Beschwerden lesen.

OB-Kandidat Hendrik Lange. (Foto: Die Linke/Archiv)
OB-Kandidat Hendrik Lange. (Foto: Die Linke/Archiv)

Auf ein Laternenfest, das wieder namhafte Künstler auf die Bühne bringt, setzt auch Hendrik Lange. Der gemeinsame OB-Kandidat von Linken, SPD und Grünen sagt aber, dass man dazu erst einmal den Kontakt zu seinen Medienpartnern richtig pflegen muss. Dann wäre es sicherlich einfacher, wieder Konzerte mit Zugkraft auf die Beine zu stellen. Zuletzt hatte der Mitteldeutsche Rundfunk 2017 eine große Fernsehshow mit angesagten Stars aus der Musikbranche auf dem Laternenfest in Halle präsentiert, die auch von dem Sender live übertragen wurde. Ein halbes Jahr später folgte im Frühjahr 2018 die Absage an weitere Shows in dieser Größenordnung. Zu den Gründen äußerten sich weder der MDR noch die Stadt Halle. Spürbar um 20.000 Besucher sackte nach der Absage des Senders der Zulauf zum Laternenfest ab.

„Fest nicht zur Unkenntlichkeit verunstalten“

Lange fordert zudem ein Hitzekonzept. „Es muss mehr Schatten geboten werden, etwa mit Sonnensegeln.“ Er habe in diesem Jahr beobachtet, dass das Stadtwerkedorf mit seinen Hüpfburgen in der prallen Sonne stand. „Da kann man mit Kindern nicht hin“, meint Lange. Auch die Bühne auf der Ziegelwiese müsse gedreht werden. „Wer dort auftreten muss, kann einem leid tun. Es sind ja auch keine Zuschauer da, weil die auch in der prallen Sonne auf heißen Bänken sitzen müssen.“ Lange meint, dass man zukünftig immer wieder mit extremen Temperaturen während des Laternenfestes rechnen müsse. „Man hat ja mit den Trinkwasserwagen einen guten Anfang dieses Jahr gemacht. Wenn sie denn auch noch ausgeschildert gewesen wären“, so der Landtagsabgeordnete.

Bei allen nötigen Veränderungen und Anpassungen warnte Lange vor Aktionismus. „Man muss behutsam vorgehen und darf das Fest nicht bis zur Unkenntlichkeit verunstalten“, sagte er gegenüber der StäZ. Gegen einen Ideenwettbewerb werde er sich nicht sperren. „Die Leute sollen am Ende aber nicht wieder das Gefühl bekommen, dass sie ihre Vorschläge umsonst ins Rathaus geschickt haben“, sagte Lange. Das sei in den letzten Jahren zu oft vorgekommen.

„Der bessere Weg wäre, die Gäste des Festes direkt zu befragen.“

Falko Kadzimirsz, der OB-Kandidat der Freien Wähler. (Foto: xkn)
Falko Kadzimirsz, der OB-Kandidat der Freien Wähler. (Foto: xkn)

Überrascht von Wiegands Vorstoß zeigte sich dessen Herausforderer Falko Kadzimirsz von den Freien Wählern. „Das kommt für mich so kurz nach der Veranstaltung unerwartet.“ Auch wenn Wiegand von behutsamer Modernisierung spreche wäre es Kadzimirsz wichtig, dass Fest-Charakter und Brauchtumspflege erhalten blieben. „Stellen Sie sich einmal die Diskussion vor,  wenn der Oberbürgermeister von München das Oktoberfest verändern möchte.“ Kadzimirsz meint, man könne an neuen Programmpunkten arbeiten und die Auswahl der Künstler diskutieren. Gleiches gelte auch für alle Fragen der Sicherheit und gastronomischen Versorgung. „Weshalb Herr Wiegand hierzu gleich eine Zukunftswerkstatt etablieren möchte, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Der aus meiner Sicht bessere Weg wäre es doch, die Gäste des Festes direkt zu befragen.“

„Veranstaltern werden Knüppel zwischen die Beine geworfen.“

Daniel Schrader will nach der OB-Wahl 2019 von der Leitstelle der Feuerwehr in Neustadt auf den Chefsessel in Halles Rathaus wechseln. Er fordert im Wahlkampf praktisch seinen Dienstherren heraus. (Foto: Jan Möbius)
Daniel Schrader will nach der OB-Wahl 2019 von der Leitstelle der Feuerwehr in Neustadt auf den Chefsessel in Halles Rathaus wechseln. (Foto/Archiv: Jan Möbius)

Daniel Schrader, der als parteiloser Berufsfeuerwehrmann seinen Dienstvorgesetzten bei der OB-Wahl im Oktober herausfordert, sieht im von Wiegand ausgerufenen Ideenwettbewerb, dass „die aktuelle Stadtspitze keine eigenen Ideen und vor allem keine
Kreativität besitzt“. Wiegand mache es sich einfach. „Die Arbeit sollen die Bürger machen und die Stadt setzt dann nur alles um. Das ist leider der falsche Weg.“ Schrader halte es jedoch für richtig, die Hallenser und deren Ideen in die Planung und Gestaltungen von Festen mit einzubeziehen. „Aber die Durchführung sollte nicht der Bürger alleine mit einem Wettbewerb tätigen, sondern hier muss sich zusammengesetzt und alle Ideen zu einem Konzept geführt werden.“ Das koste Zeit, so Schrader. „Die läuft der aktuellen Stadtspitze vermutlich davon.“

Schrader blickt aber noch weiter. Er meint, dass auch für andere Veranstaltungen in Halle „längst eine neue Planung fällig“ sei. „Der Weihnachtsmarkt muss für Familien und Kinder freundlicher werden, das Salzfest muss auch etwas für die Jugend bieten“, so der OB-Kandidat. In Gesprächen mit Veranstaltern in wird laut Schrader zudem ein weiter Punkt deutlich. „Die aktuelle Stadtspitze ist an keiner Zusammenarbeit interessiert und es werden
den Veranstaltern viele Knüppel zwischen die Beine geworfen oder Absprachen kurzfristig nicht eingehalten.“

[bws_pdfprint display=„pdf,print“]
0 0 votes
Article Rating
Subscribe
Benachrichtigen Sie mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments