Lasershow zum Laternenfest: Spektakel ohne Bindung

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Wie ein Schlachtkreuzer in einem Computerspiel: Die Burg Giebichenstein bei der Lasershow zum Laternenfest. (Foto: xkn)

Halle/StäZ – „Wir werden das einmal ausprobieren“, lautete das Credo vor der Lasershow zum diesjährigen Laternenfest. Am Sonnabendabend waren tausende Hallenserinnen und Hallenser tatsächlich gespannt auf das, was sie da Neues erwarten würde nach der trockenheitsbedingten Absage des traditionellen Höhenfeuerwerks. Doch während die Stadt am Sonntag ein überwiegend positives Fazit zog, waren die 15 Minuten Licht- und Feuershow eigentlich ein abstraktes Spektakel ohne Bindung zu Halle und seinem beliebten Fest. Hinzu kam, dass den besten Blick nur die wenigsten erhaschen konnten.[ds_preview]

Spektakel um des Spektakels willen

Nun könnte man sagen, ein Feuerwerk, bei dem tonnenweise Pyrotechnik abgefackelt wird, zum alleinig idealen Laternenfestabschluss zu stilisieren, das kann es nun auch nicht sein. Zumal die Absage wegen Trockenheit in den letzten beiden Jahren über Kritik erhaben ist: Sicherheit geht vor. Doch wer den ästhetischen Reiz kennt, den ein wohlchoreografiertes Feuerwerk mit ansprechender Musik entfalten kann – immerhin ist es eine jahrhundertealte Kunst, zu der ein bekannter Hallenser musikalisch nicht weniges beigetragen hat – wer also diesen Reiz zu schätzen weiß, dem hatte diese Lasershow am Sonnabend wenig zu bieten. Sie war ein Spektakel um des Spektakels willen. Lasershows können auch anders sein.

Die vom Sonnabend war zunächst mit einiger Verspätung gestartet. Nebelmaschinen auf der Giebichensteinbrücke und am Burgfelsen mussten erst den nötigen Nebel herstellen, der aber schnell abzog beziehungsweise es nicht in die nötige Höhe schaffte. Laser brauchen Räume, die sie sichtbar durchschneiden können, um überhaupt gesehen zu werden. Vor allem die tausenden Zuschauer auf der Brücke bekamen so weit weniger zu sehen, als jene am Amselgrund, die vom niedrigen Nebel profitierten. Auch das Wetter war eigentlich zu schön für eine Lasershow. Wolken am Himmel hätten sie ebenfalls sehenswerter gemacht. Aber damit kann man nicht planen.

Als es losging, gingen die Veranstalter sofort in die Vollen. Schon nach einer guten Minute war die Absage an Pyrotechnik vergessen. Zur Lasershow kam noch Feuerwerk hinzu. Vertrauten die Macher – oder die Auftraggeber oder beide – der reinen Kraft des Lasers etwa nicht?

Die Musik, die aus großen Boxen erklang, erinnerte an die Orchestermusik von Hollywood-Filmepen oder modernen Computerspielen. Opulente Streicher, treibende Rhythmen, Trommelwirbel. Action. Sehr martialisch. Wahrlich, so hat man in Halle die Ruine der Burg Giebichenstein noch nicht gesehen. Nach ein paar Minuten erinnerte Halles ehrwürdiges Wahrzeichen an einen Weltkriegsschlachtkreuzer in einem Computerspiel, der sich mit allen Flak-Scheinwerfern und Abwehrraketen, die er hat, gegen eine Übermacht aus der Luft verteidigt. Fehlte nur noch das Heulen der Sturzflieger. Nix mit friedlichem Laternenfest. Der zweite Teil, unterlegt mit Hard Rock von den Scorpions, wurde nicht anders. Ein wildes Gefuchtel der Laser, garniert mit synchronisierten Feuerstößen und Detonationen. Und das war es.

Die Lasershow hatte ihre Chance und hat sie nicht genutzt

Das kann man toll finden. Aber es ist nicht alles supertoll, bloß weil es modern ist. Viele Besucher spendeten zwar Applaus, der jedoch insgesamt verhalten ausfiel. Denn auch ein schaler Film voller Effekte aber ohne Inhalt verpufft ziemlich schnell. Der nächste muss dann noch wildere und noch krassere Effekte haben. Wer zu Hause jemandem erzählen wollte, was er denn gesehen hatte, wird wenig Konkretes in Erinnerung behalten haben.

Dabei könnte man auch mit Lasern so vieles machen. Vielleicht auch einiges, das man nicht bei jeder wöchentlichen Lasershow in einem beliebigen Ferienressort auch sieht. Weniger Lautstärke, weniger Knalleffekt, dafür mehr Ästhetik und das eine oder andere erfassbare Bild, wäre das nicht was? Als Motive, ob in Bild oder Musik oder beidem, ein bisschen Halle dazu, ein bisschen Laternenfest. Ja, ein bisschen Händel vielleicht. Ist das zu viel verlangt? Die Lasershow hatte ihre Chance. Sie hat sie zumindest in diesem Jahr nicht genutzt.

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