Sting in Halle: Every little thing he does…

Der Weltstar überzeugt sein Publikum mit einem überraschend vielseitigen Konzert, obwohl er "nur" die alten Hits spielt.

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Sting auf der Peißnitzbühne in Halle (Foto: xkn)

Halle/StäZ – An diesen Auftritt wird man sich in Halle wohl noch ein Weilchen erinnern. Sting zu Gast auf der Peißnitzinsel, das war am Sonnabend, da darf man sich getrost festlegen, der Höhepunkt der Konzertsaison. Ja, es war der Höhepunkt der letzten Jahre auf der so lange kaum adäquat genutzten Konzertbühne in Halles grünem Wohnzimmer. Nicht weil das Spätwerk des Musikers aus Newcastle von beeindruckend neuem Repertoire zeugte. Noch war die Bühnenshow in irgendeiner Weise spektakulär oder umwerfend. Sting, inzwischen 67, was man ihm nicht ansieht, hat all das nicht nötig. Mit seiner My-Song-Tour hat er nicht sich selbst als Musiker neu erfunden, sondern seine alten Hits. Und man kann sagen: In den meisten Fällen sind sie noch besser geworden.[ds_preview]

Sting auf der Peißnitzbühne in Halle (Foto: xkn)

Denn so ein Sting-Song ist, einmal auf Vinyl gepresst oder in den Spotify-Äther entlassen, nicht an seinem Ende. Er verfeinere die Stücke gerne immer wieder und immer weiter, hat Sting unlängst in einer Konzert-Reportage des Senders Arte gesagt. Er vollende einen Song nicht, er verlasse ihn lediglich, wenn er veröffentlicht werde. Auf Tour verändere er dann die Lieder jeden Abend ein kleines bisschen. Um den Geist und die Neugier wach zu halten. „Just to keep your mind and your curiosity.“

Sting auf der Peißnitzbühne in Halle (Foto: xkn)

Diese Wachheit im Geist vermittelt sich auch am Sonnabendabend. Da steht kein Künstler, der seinen Zenit seit Jahrzehten hinter sich hat. Dieser Sommer hat auf der Peißnitz schon ZZ Top erlebt, und auch die Beach Boys sind noch angekündigt. Sting hat für seine My-Songs-Tour – das zugehörige Album steht in den TOP 30 der Album-Charts – seine größten Lieder wieder aufgesucht und sie weiterverfeinert, auch in Halle. Sting, das vermittelt sich, ist immer noch mit seinem Werk im Reinen, weil es lebt.

Und zwar von Beginn an. Mit „Message in a Bottle“ beginnt Sting die Show, dem alten Police-Hit. Erst danach begrüßt er das hallesche Publikum. Kurz und knapp: „Hallo Halle.“ Das Entree zum Konzert schließt mit dem wohl zweitgrößten Hit Stings: Englishman in New York. Da kann Halle zum ersten mal vollhals mitsingen. „Every little thing she does is magic“, ist dann die Refrain-Line des nächsten Songs, und – genau – es sind auch all die kleinen Details, die die Sting-Nacht in Halle magisch machen. Ob das zum Beispiel die Halle-Tasse ist, aus der Sting vermutlich einen Salbeitee für seine Stimme zu sich nimmt, oder die fast schon antike Patina seiner Bassgitarre. „Ich bin sehr froh heute abend in Halle zu sein“, sagt er auf Deutsch.

Sting auf der Peißnitzbühne in Halle (Foto: xkn)

Der Mittelteil des Konzerts zeigt dann den bescheidenen Sting. Da ist ein Star, der sich auf keine Weise wichtig nimmt. Ein Star, der auch seinen Nebenleuten Raum lässt. Melissa Musique und Gene Noble, die Background-Vocals, überzeugen mit stimmlich vortrefflich gesungenen Parts und werden ein ums andere Mal mit Szenenapplaus vom Publikum bedacht. Sting mit Dreitage-Tourbart schmunzelt dazu vergnügt.

Die musikalischen Offenbarungen folgen aber noch. „Wrapped Around Your Finger“ spielt die Band in einer smoothen Dub-Version. Funky. „Walking On The Moon“ geht nahtlos in ein Bob-Marley-Cover von „Get up, Stand up“ über. Partystimmung auf der Peißnitz. Zu „So Lonely“ dichtet Sting die natürlich einnehmende Zeile „Here in Halle, mit meine Stimme“ hinzu. Nach „Desert Rose“ wird dann der Bass getauscht, und es folgt eine völlig unerwartete Akkustik-Version von „Roxanne“. Plötzlich fühlt man sich wie auf einem Unplugged-Konzert, nur um gleich im Anschluss ein hartes „Demolition Man“ zu hören.

Sting auf der Peißnitzbühne in Halle (Foto: xkn)

Als dann der erste Takt von „Every Breath You Take“ ertönt, da geht ein lautes Raunen über die ganze Peißnitz. „Ah“. Und wie Sting dieses hundert Mal gehörte, eigentlich schon vollends ausgelaugte Stück spielt, macht klar, dass auch er selbst noch einmal neugierig geworden ist auf seinen Welthit. Er kommt super dynamisch daher mit einem kaum je zuvor gehörten Drive. Wer nicht für möglich gehalten hatte, dieses Lied noch einmal mit Hochgenuss zu hören, am Sonnabend in Halle hatte er Gelegenheit dazu.

Es war ein würdiger Ausklang des Konzerts, das nach knapp 90 Minuten zu Ende war. Eine Zugabe gab der offenbar leicht angeschlagene – „Meine Stimme ist ein bisschen krank, sorry“ – Star noch: „Fragile“. Auch das passend, wie an diesem Sting-Abend in Halle alles passte. Die zehntausend zahlenden Gäste und die ungezählten, aber sicher auch in die Tausende gehenden Zaungäste auf den Peißnitzwiesen um die Bühne herum jedenfalls werden sich an diesen Abend noch eine ganze Weile erinnern.

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