Bringt EVG-Skandal Porsche-Ansiedlung in Gefahr?

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Blick über Peißen hinweg zum Star Park an der A14. (Foto: jr)

Halle/StäZ – Droht der EVG-Skandal im halleschen Ratshof die wichtigste Industrieansiedlung der letzten Jahre zu gefährden? Mit einem entsprechenden Hilferuf hat sich der Geschäftsführer der halleschen Wirtschaftsförderungsgesellschaft EVG Jan Hüttner an die Mitglieder des EVG-Aufsichtsrats gewandt. Demnach wird die kommunale EVG seit April auf Weisung von Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) systematisch von der Kommunikation mit der Stadtverwaltung abgeschnitten, so die Darstellung Hüttners in einem internen Schreiben an den EVG-Aufsichtsrat, das der Städtischen Zeitung vorliegt. Das gefährde wichtige Arbeiten zur Herrichtung des für die Porsche-Ansiedlung im Star Park vorgesehenen Areals. Denn die EVG müsse sich etwa bei Baumaßnahmen eng mit der Stadt abstimmen. Hüttner sieht die Gefahr, dass durch die Blockade der EVG im Ratshof die ganze Ansiedlung, ein 100-Millionen-Euro-Projekt mit der Aussicht auf bis zu 660 Arbeitsplätze, gefährdet sei. Das OB-Büro bestritt die Darstellung Hüttners gegenüber der Städtischen Zeitung. Dieser habe in OB-Büroleiterin Sabine Ernst eine zentrale Ansprechpartnerin, sich aber bisher nicht an sie gewandt. Die Porsche-Ansiedlung werde von einem „Koordinator“ im Auftrag Hüttners gemanagt und sei im Plan.[ds_preview]

Gespannte Verhältnisse herrschen derzeit offenbar zwischen Oberbürgermeister Bernd Wiegand (l.), EVG-Geschäftsführer Jan Hüttner (2.v.l.) und Manuela Hinniger (r.). Hüttner hat Hinniger entlassen. (Foto: xkn/Archiv)

Die unterschiedlichen Darstellungen folgen den unterschiedlichen Positionen in der EVG-Affäre. Während sich Hüttner als EVG-Geschäftsführer aus seiner Sicht dagegen wehrt, vom Oberbürgermeister umgangen und kaltgestellt zu werden, wirft Wiegand Hüttner Untätigkeit vor, was dieser vehement bestreitet. Wenn er kaltgestellt werde, könne er nicht die wichtigen Aufgaben der EVG wahrnehmen, die ihr vom Stadtrat übertragen worden seien, so der Tenor des Schreibens von Hüttner an den Aufsichtsrat. Eine Henne-Ei-Problematik, in der Hüttner jetzt auch als letzte Konsequenz mit seinem Rücktritt gedroht hat, weil er offenbar die Verantwortung für ein eventuelles Scheitern der Porsche-Ansiedlung nicht übernehmen will. Er sieht nun den Stadtrat in der Pflicht, den Oberbürgermeister anzuweisen, die EVG wieder arbeitsfähig zu machen.

Die EVG ist über eine Tochterfirma Eigentümerin der freien Flächen des Star Parks und für die baulichen Veränderungen dort verantwortlich. Sie ist demnach auch Vertragspartner für Fördermittelgeber wie das Land, das die Porsche-Ansiedlung mit 7,5 Millionen Euro unterstützt. Im Stadtrat stärken die Fraktionen daher bisher Hüttner den Rücken, denn ein alleiniges Agieren Wiegands und seiner nun ehrenamtlichen Wirtschaftsbeauftragten Manuela Hinniger (Hauptsache Halle) halten viele für rechtlich haltlos.

Die Kündigung Hinnigers durch Hüttner, die unter dem Dach der EVG offenbar vor allem im Sonderauftrag Wiegands und damit als Fremdkörper aufgetreten war, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Wiegand hatte zuvor öffentlich überlegt, die EVG aufzulösen und mit dem Stadtmarketing zu vereinigen. Laut Rathausspitze sei es aber nicht so, dass die Stadtverwaltung die Zusammenarbeit mit der EVG komplett eingestellt habe. Ansprechpartnerin Hüttners sei OB-Büroleiterin Sabine Ernst. Sie steht allerdings im Mittelpunkt der Vorwürfe Hüttners im mutmaßlichen EVG-Datenskandal. Nähere Aufschlüsse hierzu werden am Donnerstag von einer Aufsichtsratssitzung der Stadtwerke erwartet, zu denen der IT-Dienstleister IT-Consult gehört. Er soll dem OB-Büro behilflich gewesen sein, am zuständigen Hüttner vorbei auf das Datennetz der EVG zuzugreifen, so der interne Vorwurf Hüttners.

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Jens Rauschenbach (Foto: xkn)

Fragen wirft auch der vom OB-Büro nicht näher benannte Koordinator auf, der nun die Porsche-Ansiedlung weiter managen soll. Könnte es sich dabei um Wirtschaftsberater Jens Rauschenbach handeln? Er hatte die EVG bei den Ansiedlungsverhandlungen mit Porsche/Schuler beraten. Ob er ein weiteres Vehikel Wiegands ist, am zuständigen EVG-Chef Hüttner vorbei Wirtschaftspolitik im Star Park zu machen, blieb bis jetzt offen. Laut Rathaus sei der Koordinator von Hüttner beauftragt.

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