Wunschinski-Affäre: Telefonate mit Gemeinderäten werden Fall für Staatsanwaltschaft

Mutmaßlich vom CDU-Landtagsabgeordneten geführte Telefonate mit Gemeinderäten in Teutschenthal sind nun Hintergrund von Ermittlungen. Sollten Abgeordnete beeinflusst werden?

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Amtliche Unterlagen könnten für Teutschenthals Bürgermeister Ralf Wunschinski bald tabu sein. In zwei Wochen entscheidet der Gemeinderat zusätzlich zum Abwahlverfahren über eine vorläufige Amtsenthebung. (Foto: Jan Möbius)
Amtliche Unterlagen sind für Teutschenthals Bürgermeister Ralf Wunschinski erst einmal tabu. Gegen ihn wurde ein  Abwahlverfahren in Gang gestetzt, der Gemeinderat hat ihn vorläufig beurlaubt und nun prüft die Staatsanwaltschaft Nötigungsvorwürfe gegen ihn und den Landtagsabgeordneten Frank Bommersbach (CDU). (Foto: Jan Möbius)

Halle/Teutschenthal/StäZ – Gegen den CDU-Landtagsabgeordneten Frank Bommersbach und seinen Parteifreund Ralf Wunschinski, den seit mehr als einem Monat beurlaubten Bürgermeister der Gemeinde Teutschenthal, ist bei der Staatsanwaltschaft in Halle Strafanzeige wegen des Verdachts auf Wählernötigung erstattet worden. Behördenleiterin Heike Geyer bestätigte entsprechende Informationen der Städtischen Zeitung. Bei den jetzt eingeleiteten Untersuchungen soll es um mutmaßlich von Bommersbach geführte Telefonate mit mindestens zwei Gemeinderäten in Teutschenthal im Vorfeld einer wichtigen Sitzung Ende Februar gehen. Der Landtagsabgeordnete und Fraktionschef der CDU im Kreistag des Saalekreises Bommersbach soll dabei versucht haben, Abgeordnete seiner Partei zum Fernbleiben von der Abstimmung über den Beschluss zum Abwahlverfahren gegen Wunschinski und dessen vorläufige Beurlaubung zu bewegen.[ds_preview]

Frank Bommersbach, Landtagsabgeordneter für die CDU und deren Fraktionschef im Kreist des Saalekreises (Foto: Rayk Weber / CDU-Landtagsfraktion)
Frank Bommersbach, Landtagsabgeordneter für die CDU und deren Fraktionschef im Kreist des Saalekreises (Foto: Rayk Weber / CDU-Landtagsfraktion)

Mindestens zwei Gemeinderäte aus den Reihen der CDU in Teutschenthal sollen sich kurz nach den Anrufen gegenüber Ratskollegen zu den Inhalten geäußert haben. So bestätigte der Teutschenthaler Zahnarzt und langjährige CDU-Ratsabgeordnete Frank Otto Leske gegenüber der Städtischen Zeitung Anrufe von Bommersbach auf seinem Privat- und Praxisanschluss. Unter einem Vorwand habe er auf Vorschlag des Landtagsmitglieds der entscheidenden Gemeinderatssitzung fernbleiben sollen. „Er schlug mir vor, als Entschuldigung anzugeben, in meiner Zahnarztpraxis einen Notfall behandeln zu müssen.“ Bommersbach hatte Leske gegenüber als Begründung für seine Anrufe parteiinterne Absprachen angegeben. Auch das CDU-Fraktionsmitglied Otto Vogel sei von Bommersbach im Vorfeld der Sitzung angerufen worden, wie der Teutschenthaler Christdemokrat gegenüber der StäZ und später auch anderen Gemeinderäten sagte.

Halles Leitende Oberstaatsanwältin Heike Geyer teilte auf StäZ-Nachfrage mit, dass in ihrer Behörde am 28. März dieses Jahres eine entsprechende Anzeige eingegangen sei. Die sei allerdings anonym und könne keinem Absender zugeordnet werden. Dennoch werde der Inhalt der Anzeige von der Staatsanwaltschaft geprüft. Welche konkrete Rolle der beurlaubte Bürgermeister Wunschinski dabei spielt, das ließ die Staatsanwaltschaft offen. Inzwischen ist auch die Gemeindeverwaltung in Teutschenthal über die Strafanzeige gegen Wunschinski und Bommersbach informiert. Das bestätigte die Hauptamtschefin Teresa  Kübler, die als Wunschinskis gewählte Stellvertreterin derzeit auch amtierende Bürgermeisterin ist. Neben der Anzeige gegen den beurlaubten Rathauschef und Bommersbach dauern laut Staatsanwältin Geyer die Ermittlungen im Verfahren gegen Ralf Wunschinski wegen des Verdachts auf Untreue weiter an. Diesen Strafantrag hatte der Gemeinderat im Sommer gestellt.

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