Grundschule trauert nach tödlichem Feriendrama auf Teneriffa

Die Mitschüler des getöteten Zehnjährigen und dessen Bruders, der die mutmaßliche Gewalttat ihres Vaters überlebte, erhalten Angebote, das Geschehen zu verarbeiten. Polizei öffnet Wohnung der toten Mutter.

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Der auf Teneriffa gemeinsam mit seiner Mutter getötete Zehnjährige besuchte die Sankt Franziskus-Grundschule in Halle. Dort bereitet man sich jetzt mit vielen Hilfsangeboten auf die nach den Osterferien beginnenden Unterrichtszeit vor. (Foto: Jan Möbius)
Der auf Teneriffa gemeinsam mit seiner Mutter getötete Zehnjährige besuchte die Sankt-Franziskus-Grundschule in Halle. Dort bereitet man sich jetzt mit vielen Hilfsangeboten auf die nach den Osterferien beginnenden Unterrichtszeit vor. (Foto: Jan Möbius)

Halle/StäZ – Die Sankt-Franziskus-Grundschule in Halle hat wenige Tage vor dem Beginn der Unterrichtszeit nach den Osterferien Angebote vorbereitet, mit denen Schülern geholfen werden soll, den gewaltsamen Tod eines Mitschülers und dessen Mutter auf der spanischen Insel Teneriffa zu bewältigen. Denn beide von dem tödlichen Familiendrama betroffenen Kinder gingen nach StäZ-Informationen auf die Schule im Süden von Halle. In einer E‑Mail an die Eltern nennt die Schulleiterin eine Reihe von Möglichkeiten, die die Einrichtung der Edith-Stein-Schulstiftung des Bistums Magdeburg ab Montag anbietet. Indes waren hallesche Polizisten am Samstag auf Bitten spanischer Ermittler in der Wohnung der 39 Jahre alten Frau, die gemeinsam mit ihrem ältesten Sohn (10) mutmaßlich von ihrem Ex-Partner während eines Oster-Urlaubs auf Teneriffa getötet worden sein soll. Das jüngere Kind der Familie, ein siebenjähriger Junge, entkam nach Angaben spanischer Behörden der Gewalttat und wird nun von Psychologen vor Ort betreut. [ds_preview]

Gesprächsmöglichkeiten schon ab Montag 

Bereits ab Montag stünden dem Schreiben der Schule zufolge zwei Mitarbeiterinnen als Gesprächspartnerinnen für Schüler, Mitarbeiter und Eltern zur Verfügung. Man sei sehr traurig über die Nachricht vom Tod eines Mitschülers und dessen Mutter, schreibt Schulleiterin Iris Wiese. „Es ist sicher allen verständluch, dass für uns zur Zeit nichts ist wie sonst.“ Im zur Schule gehördenden „Raum der Stille“ könnten Andenken abgelegt werden. Ab Donnerstag, wenn der Unterricht wieder beginne, werde in den Klassen der Grundschule über die schrecklichen Ereignisse auf der Ferieninsel Teneriffa gesprochen, als Angebot, „Gedanken und Emotionen zu äußern, zu zeigen und Halt in der Klassengemeinschaft zu finden“.

Bei der Familientragödie auf Teneriffa waren die 39 Jahre alte Silvia H. und ihr zehnjähriger Sohn mutmaßlich von dessen Vater Thomas H. am Dienstag zur Ostersuche in eine Höhle gelockt und dort ersten Erkenntnissen zufolge brutal zu Tode geprügelt worden. Gegen den 43-jährigen Mann, der schon seit längerer Zeit von der Mutter der Kinder getrennt auf Teneriffa lebt, wurde am Freitagabend in Spanien Haftbefehl erlassen. Bisher habe er sich gegenüber den Ermittlern nicht geäußert, berichten spanische Medien.

Polizei öffnet Wohnung der getöteten Mutter

Die Wohnung seiner toten Frau in Halle ist indes von Beamten der deutschen Polizei geöffnet worden. „Es gab dazu ein Ersuchen der spanischen Kollegen“, sagte Polizeisprecherin Ulrike Diener gegenüber der StäZ. Es habe sich aber entgegen anders lautender Informationen nicht um eine Durchsuchung gehandelt. „Wir sollten die Wohnung in Augenschein nehmen“, so Diener. Die sogenannte Nachschau in den Wohnungen von Opfern sei ein üblicher Vorgang. Darüber hinaus werde die halleschen Polizei zunächst nicht aktiv. Das hatte am Freitag auch Halles Leitende Oberstaatsanwältin Heike Geyer gegenüber der Städtischen Zeitung angedeutet. Es sei zwar von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, weil es sich bei den Opfern um Deutsche handelt. Die eigentliche Arbeit würde aber weiter in Spanien gemacht, man werde das Verfahren nicht an sich ziehen, so Geyer.

Schulgottesdienst soll gestaltet werden

Derweil stellt sich die Franziskus-Grundschule in Halle, die der getötete Zehnjährige besuchte, auf die schwere Zeit des Abschiednehmens und Verarbeitens ein. Die Schulleitung kündigte in ihrem Schreiben an die Eltern an, dass immer Ansprechpersonen für die Kinder in der Nähe sein würden. Für Freitag sei eine Zusammenkunft in der Aula der Schule geplant, eine Woche später soll ein Schulgottesdienst gestaltet werden. In dem Brief werden den Eltern zudem Hinweise mitgegeben, die ihnen bei der Unterstützung ihrer Kinder während der Trauer helfen können. Die schulpsychologische Beratungsstelle des Landesschulamtes und die Notfallseelsorge des Landes Sachsen-Anhalt stünden für Hilfe bereit.

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