Bundespreis für Oper Halle: Bringt Anerkennung von außen Dynamik in Intendantenfrage?

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Hohe Auszeichnung in lokal bewegten Zeiten: Die Oper Halle hat den Theaterpreis des Bundes erhalten. (Foto: StäZ/Archiv))

Halle/StäZ – Wirkt dezidierte Anerkennung von außen möglicherweise als Balsam im halleschen Theaterstreit? Die Oper Halle ist einer der Preisträger des Theaterpreises des Bundes. Wie am Mittwoch bekannt wurde, ist das Team um Intendant Florian Lutz mit der von einer Jury vergebenen Auszeichnung bedacht worden. Die Oper Halle ist damit eine von insgesamt elf Kultureinrichtungen, die in diesem Jahr ausgezeichnet wurden, darunter auch das Puppentheater Magdeburg. Ob sich dadurch die Chancen erhöht haben, dass Lutz doch noch über sein angekündigtes Vertragsende 2021 hinaus in Halle bleibt, ist allerdings offen.[ds_preview]

Die Jury würdigte Lutz und sein Team für ihr neu in Halle praktiziertes ästhetisches Programm, mit dem die Oper überregionale Strahlkraft, die Aufmerksamkeit des Fachpublikums und etliche Auszeichnungen  gewonnen habe. Besonders hervor hebt die Jury auch das  Raumbühnenkonzept der jetzigen und vergangenen Spielzeit und aktuelle Opernprojekte wie die mehrstufige Überschreibung der Oper „L’Africaine“ von Giacomo Meyerbeer. Lutz und sein Team suchten auch verstärkt den Kontakt zum Publikum. Insgesamt, so die Jury sei das neue hallesche Opernkonzept eine „höchst bemerkenswerte Innovation“. Die Juroren wollen die Auszeichnung offenkundig auch als Statement in den innerhalleschen Auseinandersetzungen um Lutz und sein Team verstanden wissen: Die Lutzsche Innovation könne nicht von den durch sie selbst mit erzeugten Reibungen in der Opernbelegschaft und der Stadtgesellschaft ausgespielt werden, heißt es in der Erklärung.

Der Theaterpreis des Bundes, der alle zwei Jahre vom Deutschen Zentrum des Internationalen Theaterinstituts (ITI) und von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verliehen wird und 2019 erst zum dritten Mal ausgelobt wurde, will vor allem kleinere und mittlere Theater fördern, die mit ihren Produktionen und Projekten in die Stadtgesellschaft hineinwirken. Die Oper Halle kann nun mit 75.000 Euro Preisgeld für künstlerische Projekte rechnen.Die feierliche Verleihung findet am 27. Mai in Gera statt.

Mit der Preisverleihung an die Oper Halle könnte die Schere zwischen der Wahrnehmung der Oper unter der Mehrheit der Kommunalpolitik und dem Blick von außen nun kaum größer sein. Opernintendant Florian Lutz, der 2016 nach Halle gekommen war, hatte im Februar im Aufsichtsrat der Bühnen Halle eine Abfuhr für eine zweite Amtszeit erhalten. Eine Mehrheit, mutmaßlich bestehend aus einzelnen Belegschaftsvertretern, CDU, SPD und Linker, hatte gegen eine Verlängerung seines Vertrags über 2021 hinaus votiert. Hintergrund war der andauernde Zwist zwischen Lutz und TOO-Geschäftsführer Stefan Rosinski sowie der Unmut im Opernensemble und für manche unbefriedigende Einspielergebnisse. Überregional dagegen ist Lutz nun ein mit Preisen überhäufter Opernerneuerer.

Landeskulturminister Rainer Robra (CDU) gratulierte der Oper Halle und dem Magdeburger Puppentheater „herzlich“. Die Häuser strahlten weit über Sachsen-Anhalt hinaus. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) sagte der Mitteldeutschen Zeitung, der Preis würdige die Experimentierfreude des Leitungsteams der Oper. Dieses teilte per Mitteilung die Freude über den Preis mit, der Anerkennung für die Arbeit des gesamten Teams am Opernhaus sei. „Vor allem aber ist diese Auszeichnung eine Ermutigung für alle Beteiligten, unseren von Innovation und aktiver Auseinandersetzung mit der Stadtgesellschaft geprägten künstlerischen Kurs ästhetischer Zeitgenossenschaft auch in Zukunft konsequent weiterzuverfolgen“, so Lutz, der stellvertretende Intendant Veit Güssow und Chefdramaturg Michael von zur Mühlen. TOO-Geschäftsführer Stefan Rosinski teilte mit, er gratuliere dem Führungsteam der Oper „zu diesem schönen Erfolg“.

Kommt damit doch noch einmal Dynamik in die Causa Lutz? Dem Vernehmen nach arbeitet Oberbürgermeister Bernd Wiegand weiter daran, doch noch eine Vertragsverlängerung für Lutz zu erreichen, womöglich in einem nach der Stadtratswahl neu zusammengesetzten TOO-Aufsichtsrat. Lutz selbst hat sich dazu öffentlich noch nicht erklärt. Fürsprecher vermuten aber, dass er einem weiteren Wirken in Halle nicht abgeneigt sei. Wiegand hatte mit Andeutungen Spekulationen Vorschub geleistet. Denkbar ist auch, dass sich Lutz erneut am Auswahlverfahren beteiligt, dass die TOO für die Nachfolgersuche beginnen wird. Der Aufsichtsrat hatte in seiner letzten Sitzung bereits für die Bildung einer Findungskommission votiert.

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siggivonderheide@me.com
4 Jahre her

Die Eliten gegen das Publikum. Man sollte mal genau hinsehen wer den Preis vergeben hat. Es nützt kein Preis wenn die Belegschaft eines Hauses unter einer tücksichtslosen Intendanz leidet.