130 Jugendliche demonstrieren für bessere Klimapolitik

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Transparente, Verkleidungen, Demo-Reden: 130 Jugendliche haben am Freitag in Halle auf dem Markt für ein schnelles Umdenken in der Klimapolitik demonstriert. (Foto: Jan Möbius)
Transparente, Verkleidungen, Demo-Reden: 130 Jugendliche haben am Freitag in Halle auf dem Markt für ein schnelles Umdenken in der Klimapolitik demonstriert. (Foto: Jan Möbius)

Halle/StäZ – Sie wollen mit ihren Aktionen das Klima verbessern, eigentlich ja sogar retten. Wegen ihres Engagements stimmt aber das Klima in ihren Schulen seit ein paar Tagen so gar nicht mehr. Auf die Weisung des Bildungsministeriums an Halles Schulen, ihre Schüler von einer Teilnahme an der Klima-Aktion „Fridays for Future“ möglichst abzuhalten, haben viele Kids am Freitag einfach gepfiffen. Mehr als 130 Teilnehmer waren am Vormittag auf den Markt in Halle zu der Demonstration gegen die Zerstörung des Ökosystems gekommen. [ds_preview]

Die von der schwedischen Jugendlichen Greta Thunberg inspirierten Proteste sollen das Bewusstsein für die Brisanz des Klimawandels besonders für die kommenden Generationen in den Mittelpunkt rücken. Das war auch der zehnjährigen Marlene Hindemith wichtig. „Den Klimawandel kann man in zwölf Jahren nicht mehr aufhalten“, sagte die Waldorfschülerin. „Was wir hier machen, ist für die Zukunft, für unsere Kinder und unsere Enkel.“

Zu der Klima-Demo in Halle waren am Freitag Schüler von fast allen Gymnasien der Saalestadt und sogar Schüler aus Eisleben gekommen. „Wir sind von der Unterstützung und Teilnahme überwältigt, die heute und in den letzten Wochen auf verschiedene Weise in Halle ausgedrückt wurde“, teilten die Organisatoren am Nachmittag mit. In vielen Redebeiträgen äußerten die Schüler ihre Besorgnis über den Status quo in der weltweiten Klimapolitik. Die Jugendlichen appellierten an die Verantwortlichen, ihre Sorgen ernst zu nehmen und zu handeln.

Die drei von den Schülern auf dem Markt gebildeten großen "F" standen für Friday for Future. (Foto: Jan Möbius)
Die drei von den Schülern auf dem Markt gebildeten großen „F“ standen für Fridays for Future. (Foto: Jan Möbius)

Dabei wollten nicht alle Teilnehmer zumindest namentlich erkannt werden, hatten jedoch fast immer eine Meinung: „Ich bin hier, damit wir den Kohleausstieg früher schaffen. Sonst können wir das Klima in die Tonne kloppen“, sagte ein Klimaschützer, wie sich die Demo-Teilnehmer untereinander nannten. Die Ergebnisse der Kohlekommission seien lächerlich, war häufig zu hören. Andere nannten hingegen ihre Namen. Veit van Vliet etwa, 13 Jahre alter Schüler der Latina. „Ich bin hier, weil sich etwas ändern soll“, sagte er. Es müsse schnell Schluss sein mit dem Kohleabbau. „Bei den erneuerbaren Energien muss aber noch nachgelegt werden.“

Unter die Schüler hatten sich aber auch ehemalige Gymnasiasten gemischt. Paul Ulmer etwa, der vom Elisabeth-Gymnasium an die Hochschule Merseburg wechselte. Der 22-Jährige wünscht sich weniger Autos auf den Straßen, sogar eine autofreie Innenstadt. „Obwohl ich weiß, dass das schwer zu machen sein wird.“ Dennoch sollte seiner Meinung nach stärker auf den öffentlichen Nahverkehr und die Nutzung von Fahrrädern gesetzt werden.  „Auf dieser Demo sind Leute, die noch lange etwas von unserer Erde haben müssen. Ich finde es gut, wenn man sich für seine Zukunft stark macht.“

Bemerkten viele am Rande nicht: Der mit Benzin betrieben Generator lieferte den Strom für die Beschallungsanlage. (Foto: Jan Möbius)
Bemerkten viele am Rande nicht: Der mit Benzin betrieben Generator lieferte den Strom für die Beschallungsanlage. (Foto: Jan Möbius)

Den Spagat, den die Gesellschaft beim Thema Klimawandel zügig schaffen muss, zeigte die Schüler-Demonstration am Freitag gleich selbst. Die konnte offenbar nicht so einfach ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe über die Bühne gehen. Am Rande der Veranstaltung surrte nämlich ein mit Benzin betriebener Stromerzeuger vor sich hin, damit die Beschallungsanlage für Redebeiträge und die musikalische Umrahmung genutzt werden konnte – obwohl der Marktplatz in Halle auch Stromschlüsse bietet, die für Veranstaltungen genutzt werden können. Für diesen Moment jedenfalls schien das jedoch kein Problem zu sein.

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siggivonderheide@me.com
5 Jahre her

Wunderbar, endlich und wegen zwei Stunden “ Schule schwänzen“ sollten sich die Lehrer und Schulen nicht wirklich aufregen. Es soll doch auch soziale Kompetenz gelernt werden und dies ist offenkundig gelungen Ich drücke Den Schüler*innen die Daumen und wünsche mir das sie weiter machen. Ausdauern, nicht Schönheit oder Intellgenz führen zum Ziel. Gut machen sie es!