HFC: Wiegand stürzt Schädlich

Die Pressemitteilung aus dem Rathaus war nur wenige Zeilen lang. Aber die Drohung, die Saalesparkasse würde das Sponsoring beim HFC einstellen, hat HFC-Präsident Michael Schädlich zum Rückzug gezwungen.

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Wortführer war HFC-Präsident Michael Schädlich (2. v. l.) offenbar schon lange nicht mehr. Über Vertraute wie Jens Raschenbach (2. v. r.) und Sparkassenchef Jürgen Fox (r.) könnte OB Bernd Wiegand den Verein nach Belieben kontrollieren. (Foto: xkn/Archiv)
Wortführer war HFC-Präsident Michael Schädlich (2. v. l.) offenbar schon lange nicht mehr. Über Vertraute wie Jens Raschenbach (2. v. r.) und Sparkassenchef Jürgen Fox (r.) könnte OB Bernd Wiegand den Verein nach Belieben kontrollieren. (Foto: xkn/Archiv)

Halle/StäZ – HFC-Präsident Michael Schädlich wirft das Handtuch. Der 64-Jährige hat am Montag seine Kandidatur für den Club-Vorstand zurückgezogen. Er werde sich nach mehr als 16 Jahren an der Spitze des Vereins zurückziehen, teilte Schädlich über die Homepage des Vereins mit. Er sehe sich nach zahlreichen Gesprächen und deutlichen Signalen aus Halles Rathaus zu diesem Schritt gezwungen. Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (Hauptsache Halle) hatte dem Halleschen Fußballclub am Montag mit einer Einstellung der finanziellen Förderung durch die Saalesparkasse gedroht für den Fall, dass Schädlich nach der Vereinsversammlung am kommenden Sonntag weiter an der Spitze des Drittligisten steht.

Wiegand nannte als Grund für seine Erklärung neue Stasi-Vorwürfe gegen Schädlich. Der MDR hatte in einem Beitrag berichtet, dass der HFC-Präsident als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) aktiver für den DDR-Geheimdienst gearbeitet haben soll als bisher bekannt. [ds_preview]

Schädlich will Club mit Rückzug schützen

„Die öffentliche Hand kann nicht mit einem Verein zusammenarbeiten bzw. ihn
finanziell fördern, wenn an dessen Spitze eine Person steht, die als Inoffizieller
Mitarbeiter für die Staatssicherheit tätig war“, so Wiegand. Das habe der Vorsitzende des Vorstandes der Saalesparkasse Jürgen Fox dem HFC-Präsidenten bereits am Freitag mitgeteilt. Wiegand selbst habe sich als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Saalesparkasse mit seinem Stellvertreter, Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU), abgestimmt. „Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen, aber nach mehreren längeren Gesprächen – unter anderem mit dem von der Ausforschung betroffenen Universitätsprofessor für Wirtschaftsinformatik Prof. Wolfgang Lassmann – kann ich zu keiner anderen Entscheidung kommen“, teilte Wiegand mit.

Mit der Drohung, dass sich die Saalesparkasse aus dem HFC-Sponsoring zurückziehen werde, hat Wiegand bei Club-Chef Schädlich offenbar einen wunden Punkt getroffen. Er wolle mit seinem Rückzug verhindern, dass Sponsoren wegen seiner Stasi-Tätigkeit „nicht mehr bereit sind, den Halleschen FC im bisherigen Umfang zu unterstützen“. Tatsächlich könnte ein Ausstieg der Saalesparkasse den HFC in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen. Nach StäZ-Informationen sind die Förderungen des Kreditinstituts und des sogenannten Konzerns Stadt einschließlich der Stadtwerke die wichtigsten finanziellen Säulen des Vereins.

Wiegand kann Einfluss auf HFC ausweiten

Überraschend kommt der Druck aus dem OB-Büro kaum. In der Mitgliederversammlung am Sonntag wollen sich nach Schädlichs Rückzug nun nur noch der Unternehmer und enge Wiegand-Vertraute Jens Rauschenbach sowie Sparkassenchef Fox in den Vorstand des HFC wählen lassen. Beide haben in dem Gremium seit gut einem Jahr an der sportlichen und finanziellen Sanierung mitgewirkt. Über die Personalien hätte Rathaus-Chef Wiegand seinen Einfluss auf den Club deutlich ausgeweitet. Auch wenn Sparkassen-Vorstand Fox gegenüber der StäZ mitteilen lässt, er würde die Vorstandsarbeit beim HFC von seinem Job bei der Sparkasse trennen können, hinterlässt genau diese Kombination aus Beruf und Ehrenamt Fragen. Darlehensgeber und Geldnehmer in einer Person?

Schädlich selbst sprach am Montag von einer für ihn „sehr schmerzhaften Entscheidung“. Nach dem Bericht des MDR über seine IM-Tätigkeit vor 30 Jahren habe er zwar viel Unterstützung und Rückendeckung bekommen. „Da sich auch meine Vorstandskollegen von meiner Kandidatur distanziert haben, möchte ich die Mitglieder des Halleschen FC angesichts der sportlich vielversprechenden Situation nicht in die Verlegenheit bringen, zwischen Vertrauen und Sympathie einerseits sowie etwaigem Erfolg und Lizenzsicherung andererseits wählen zu müssen“, so Schädlich. Und weiter: „Da es meine Pflicht ist, Schaden vom Verein abzuwenden, sehe ich aktuell keine andere Möglichkeit als diesen Schritt zu gehen und somit den entstandenen Druck auf den Club abzubauen.“

In HFC-Internetforen musste Wiegand inzwischen scharfe Kritik der Fans für sein öffentliches Vorgehen einstecken. Das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen den Anhängern des Clubs und dem Rathauschef dürfte durch das neuerliche Taktieren des OB im Hintergrund weiter Schaden nehmen. Die Fanszene und Halles OB sind sich spätestens seit der  Abberufung des langjährigen Fanprojekt-Chefs Steffen Kluge nicht mehr grün.

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