Halle/StäZ – Der Rote Turm auf dem Markt in Halle wird künftig verkünden, wie viele Kinder in der Saalestadt geboren wurden. Täglich um 13 Uhr wird nach dem obligatorischen Stundenschlag das „Halleluja“ aus Händels Messias erklingen und danach je ein Glockenschlag über jeden neuen Hallenser künden, der am Tag zuvor in einer der beiden Geburtskliniken oder in einem der beiden Geburtshäuser Halles zur Welt gekommen ist. Zehn Schläge waren es zur Premiere am Dienstag. Realisiert wird das Projekt „Ein Halleluja für die Neugeborenen der Händelstadt“ ferngesteuert über ein internetbasiertes Programm, das eigens dafür entwickelt wurde. Der Rote Turm als Geburtenanzeiger ist eine gemeinsame Idee des Stadtmuseums Halle und des Chefarzts der Geburtshilfe am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Sven Seeger.[ds_preview]
Roter Turm sollte Halle früher in der Region preisen
Das Markante Bauwerk auf Halles Marktplatz, dessen Bau 1418 begonnen und 1506 abgeschlossen wurde, bekommt so eine seiner ursprünglichen Bedeutungen wieder zurück. Jane Unger, Leiterin des Stadtmuseums: „Der Turm wurde ursprünglich auch zum Preisen der Stadt Halle in der Region gebaut. Jetzt verkündet er weithin hörbar die Geburtenzahlen des Vortages.“ Unger sieht darin eine weltliche Form der Begrüßung. Zudem habe Halle die Möglichkeit sich als familienfreundlich zu zeigen, wenn die Einwohner in ihrer Heimatstadt mit Händels Halleluja, gespielt auf Europas größtem Turmglockenspiel, begrüßt werden.
Der Rote Turm beherbergt das mit 76 Glocken größte Carillon Europas. Zu jeder vollen Stunde ertönt der berühmte „Westminster-Schlag“. Er dient als Erinnerung Halles an Händels Wirkungs- und Ruhestädte London. Bereits seit April dieses Jahres finden regelmäßig samstags um 15 Uhr Carillon-Konzerte auf dem Markt in Halle statt.
Technik von hallescher Firma: Keine Kosten für Stadt
Bis zu 3.500 Mal werden die Glockenschläge für Halles Neugeborene pro Jahr zu hören sein. Das, so Geburtsarzt und Impulsgeber Sven Seeger, sei die durchschnittliche Zahl an Entbindungen. „Uns war für die Umsetzung wichtig, alle Geburtseinrichtungen der Stadt mit ins Boot zu holen“, sagte der Mediziner. So sind an dem Projekt neben dem Elisabeth-Krankenhaus auch das Universitätsklinikum und die Geburtshäuser „Bauchgefühl“ und „Lebenslicht“ beteiligt. Aus diesen Einrichtungen heraus wird täglich eine Software mit den Informationen darüber gespeist, wie viele Kinder am Tag zuvor zur Welt gekommen sind. Diese Anwendung wird über das Internet entwickelt und ist mit einem Rechner des Carillons verbunden. Entwickelt hat die computergesteuerte Realisierung die Firma AV-Studio Kommunikationsmedien aus Halle. Die übernimmt kostenlos auch die Wartung und hat zudem die nötige Technik gesponsert. Kosten entstehen somit der Stadt Halle nicht.