Dirk Müller: „Gaffer, Schaulustige und Paparazzi nerven doch schon öfter“

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Feuerwehrmann Dirk Müller aus Lettin, Fotos: privat.

Langsam legt sich die Winterkälte über die Stadt. Trotzdem geht es immer wieder heiß her, besonders wenn jemand mit dem Feuerteufel spielt, sich Geräte selber entzünden oder das Altersbröseln in Anlagen zu Funkenflug führt. Dann kommt das große Feststellen, dass es Frauen und Männer braucht, die helfen können und wissen, was sie da tun. Dirk Müller ist bei der Freiwilligen Feuerwehr Halle-Lettin im Einsatz und hat StäZ-Redakteur Volly Tanner ein paar Antworten ins Notizbuch berichtet.[ds_preview]

Das freut mich aber jetzt wirklich, auf Dich zu treffen, Dirk. Das letzte Mal sprachen wir vor 33 Jahren miteinander. Wir gingen in die Albrecht-Dürer-POS und in dieselbe Klasse, haben sogar am selben Tag Geburtstag. Nun bist Du genauso gealtert und geeltert wie ich. Und bei der Freiwilligen Feuerwehr Halle-Lettin. Was ist denn da ganz konkret Dein Job?

Zum einem bin ich hauptsächlich in der aktiven Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr; als Atemschutzgerätetrager besetze ich oft die Position des Angriffstruppführers, der zum Erstangriff ins „Feuer“ geht. Außerdem habe ich auch noch einige Spezialausbildungen bekommen , so zum Beispiel den Motorkettensägenführer, Digitalfunk und andere. Außerdem befasse ich mich aktiv auch mit dem Heranziehen unserer zukünftigen Feuerwehrmänner und ‑frauen in der Position des stellvertretenden Jugendwartes. Um mit den Jugendlichen arbeiten zu dürfen, habe ich auch die Berechtigung, die „Jugendleitercard – JULEICA“, erworben, die die Voraussetzung dafür ist, dass man mit Jugendlichen arbeiten darf.

 

„Feuerwehrmann, das geht nur, wenn die Familie voll dahinter steht.“

Wie bist Du denn zu den Brandbekämpfern gekommen? Wir hatten damals zwar gern Tütensuppen gekocht – aber ja nie wirklich mit dem Feuer gespielt.
Dazugekommen bin ich durch meinen kleinen Sohn Alex. Meine Frau hat eine Freizeitbeschäftigung für Alex gesucht und hat ihn bei der Kinderfeuerwehr in Lettin angemeldet. Circa ein Jahr später habe ich mir das da alles mal angeschaut und gefragt, ob ich da auch „mitspielen“ darf, worauf sie sofort ja gesagt haben. Von da an sind ich und mein großer Sohn Maik auch dabei. Also nicht wie bei anderen Eltern, die in der Freiwilligen Feuerwehr sind und dann später ihre Kids mitbringen: Bei mir hat mich Alex dazu gebracht. Ich bin nun seit 2012 in der Freiwilligen Feuerwehr Lettin.

 

Wie muss ich mir denn das zeitliche Pensum vorstellen? Neben Deinen Dienstzeiten bist Du ja auch zum Beispiel im Heidepark Soltau zum Jugendfeuerwehrtag der Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt aktiv gewesen.
Ja, das ist manchmal ganz schön stressig, weil da teilweise viele Veranstaltungen anstehen. Da bleibt oft die Freizeit auf der Strecke. Aber für die Jugend tun ich und meine Frau das gerne, sie ist selber im Förderverein der Jugendfeuerwehr Lettin und mit den anderen „Muttis“ ebenfalls bei vielen Aktionen mit dabei, so zum Beispiel mit ihrer Mal- und Bastelstraße. Zum einen ist für die Jugendfeuerwehr jeden Freitag von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr Ausbildungsdienst, den ich und die anderen Jugendgruppenleiter natürlich auch absichern. Und dann sind da noch so viele andere Aktionen wie Soltau oder „Ein Tag wie bei der Berufsfeuerwehr“, die man auch mit macht. Und die Einsatzabteilung ist ja auch noch am Start. Da ist jeden Freitag von 18.45 Uhr – 20.30 Uhr Ausbildungsdienst. Und das Wichtigste ist: die ständige Alarmbereitschaft per Pager.

 

Auch als freiwilliger Feuerwehrmann muss man in knapp elf Minuten am Einsatzort sein.

Jetzt mal Butter bei die Fische: Du hast Rufbereitschaft, es klingelt, weil eine Küche brennt – wie sind dann die Abläufe? 

Einfach kurz und knapp gesagt: alles fallen und liegen lassen, anziehen und losrennen oder ‑fahren mit Sonderrechten zum Gerätehaus und das alles in circa fünf Minuten. Auch nachts, wenn man schläft, weil nach knapp elf Minuten muss die Feuerwehr am Einsatzort sein. Das geht aber nur, wenn meine Frau und die Familie da voll hinter mir stehen und mir den Rücken freihalten. Dafür ein großes DANKE an meine Frau Gritt und meine Familie.

 

Für welches Gebiet seid ihr ganz konkret verantwortlich?

Unser Regeleinsatzgebiet umfasst: Lettin, Heide-Nord, Kröllwitz (da ist die Saale die Grenze), das Waldgebiet „Dölauer Heide“ und zeitweise auch Dölau. Natürlich können wir auch im gesamten Stadtgebiet von Halle alarmiert werden oder auch mal auswärts, wenn Not am Mann ist.

 

Man hört und liest immer wieder von Beeinträchtigungen Helfender (Rettungsdienste, Feuerwehren u.a.) durch Gaffer und mittlerweile auch richtig durch Verhinderer. Ist Dir so etwas schonmal geschehen? Was denkst Du über diese Entwicklungen?

Direkt Behinderungen im Einsatz habe ich zum Glück noch nicht erlebt aber die Gaffer, Schaulustigen und Paparazzi nerven doch schon öfter.

 

Wie viele Feuerwehrer*innen seid Ihr eigentlich in Halle-Lettin?

Im aktiven Dienst sind wir circa zwanzig Kameraden und ‑innen. Auch Frauen sind bei uns im aktiven Einsatzdienst.

 

Mit all den Rufbereitschaften – und dann noch Hund-Gassi-Führen, Familie etc. – geht’s für Dich auch noch so raus in die hallesche Nacht? Zum Beispiel zu Kultur? Wohin treibt’s Dich – oder Deine Frau und Dich?

Wir gehen nur noch selten weg, wenn dann um mit den Kids was zu unternehmen. Und zum Thema Kultur: da gehe ich öfters ins Neue Theater Halle und in die Oper Halle als Brandsicherheitswache für die Sicherheit der Besucher und dadurch kann ich auch so einige Stücke mit anschauen. Hinter der Bühne eben.

 

Du karnevalst äußerst gerne. Sitzt Halle ein Schalk im Nacken?

 

Jedem sitzt doch ein Schalk im Nacken, oder dir nicht, Volly? Karnevalssitzungen und Veranstaltungen zu Halloween oder „Unser Weihnachtsmarkt“ in den Halleschen Behindertenwerkstätten in Lettin besuche ich mit meiner Familie relativ regelmäßig.

 

Danke, Dirk, für Deine Antworten.

 

http://www.feuerwehr-lettin.de/

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